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Anfang Mai: Eine drückende, hochsommerliche Hitze liegt über Heidelberg. Die Woche von Kripochef Alexander Gerlach beginnt träge, doch dann wird er zu einer Geiselnahme gerufen. Ein bewaffneter Mann hat den Chef einer Immobilienfirma in seine Gewalt gebracht. Streit war zu hören, ein Schuss, seitdem nichts mehr. Der Tag verstreicht, ohne dass der Geiselnehmer Forderungen stellt. Alle Versuche, mit ihm in Kontakt zu treten, laufen ins Leere. Welches Motiv steckt hinter der Tat? Feinde des erfolgreichen Geschäftsmannes finden sich zuhauf, denn vor Kollateralschäden zugunsten seiner Karriere war er nie zurückgeschreckt. Schließlich gibt Gerlach den Befehl zur Stürmung. Doch von den beiden Männern fehlt plötzlich jede Spur ...
Wolfgang Burger, geboren 1952 im Südschwarzwald, ist promovierter Ingenieur und hat viele Jahre in leitenden Positionen am Karlsruher Institut für Technologie KIT gearbeitet. Er hat drei erwachsene Töchter und lebt heute in Karlsruhe und Regensburg. Seit 1995 ist er schriftstellerisch tätig. Die Alexander-Gerlach-Romane waren bereits zweimal für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und standen mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Vorwort
Ein Schuss hallt durch die Räume dann ist alles still ...
Autorentext
Wolfgang Burger, geboren 1952 im Südschwarzwald, ist promovierter Ingenieur und hat viele Jahre in leitenden Positionen am Karlsruher Institut für Technologie KIT gearbeitet. Er hat drei erwachsene Töchter und lebt heute in Karlsruhe und Regensburg. Seit 1995 ist er schriftstellerisch tätig. Die Alexander-Gerlach-Romane waren bereits zweimal für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und standen mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Leseprobe
Erster Tag - Montag, 4. Mai
1
Ich hatte wirklich schon bessere Tage erlebt. Der erste Mai war in diesem Jahr auf einen Freitag gefallen und hatte endlich Sonnenschein gebracht, nach dem nicht enden wollenden Aprilregen. Wie hatte ich mich auf ein ruhiges, extralanges Wochenende gefreut! Und nun? Nun hatte ich Streit mit Theresa, Stress mit meinen Töchtern, immer neuen Ärger mit meiner Mutter - und das bittere Sahnehäubchen bildete mein geliebter, siebzehn Jahre alter Peugeot Kombi, der soeben mit Pauken und Trompeten durch die TÜV-Prüfung gefallen war. Eigentlich wäre die Untersuchung schon im April fällig gewesen, aber irgendwie hatte ich es nicht früher geschafft.
Heute aber, pünktlich um acht, hatten ich und mein braves Auto hoffnungsfroh vor den Toren gestanden, waren auch fast sofort drangekommen, der Prüfingenieur schien ein umgänglicher, besonnener Mann zu sein, lächelte wohlwollend und verlor sogar ein paar nette Worte über mein altes Auto. Das Lächeln war ihm im Verlauf der Untersuchung leider rasch vergangen: leckende Servolenkung, Ölverlust am Motor, angerostete Bremsleitungen und noch etwas höchst unschön und teuer Klingendes mit der Vorderachse. Der Prüfer war kein Unmensch. Er meinte es gut mit uns und gab mir den Rat mit auf den Weg, ich solle mich doch besser nach einem neuen Auto umsehen.
»Ihr Oldie da, das lohnt sich nie und nimmer«, hatte er gemeint, als er mir tröstend die Hand drückte. »Das ist ein Fass ohne Boden.« Er überreichte mir das Prüfprotokoll wie eine Sterbeurkunde und winkte sogar zum Abschied.
Allmählich zerrte auch die trockene Hitze, die Westeuropa seit Tagen in ihren glühenden Krallen hielt, an meinem Nervenkostüm. Dieser viel zu frühe, knisternde Hochsommer, der die Menschen nervös machte, aggressiv und unleidlich. Schon jetzt, um kurz nach halb neun, zeigte das Thermometer an der Czerny-Apotheke siebenundzwanzig Grad. Spätestens um zehn, halb elf würden wir wieder die Dreißig-Grad-Marke reißen. Da mein Auto nicht über so moderne Einrichtungen wie eine Klimaanlage verfügte, wurde mir schon während der Fahrt zur Polizeidirektion heiß und heißer, und ich verspürte nicht die geringste Lust auf Arbeit und Ärger im Büro. Louise und Sarah waren heute Morgen verachtungsvoll schweigend in Richtung Schule abgezogen, und seit meine Mutter nicht mehr bei uns lebte, war es plötzlich ungewohnt still geworden in unserer Wohnung. Beim Frühstück hatte ich mich regelrecht einsam gefühlt, nachdem ich zuvor wochenlang gehofft hatte, sie würde endlich eine eigene Bleibe finden und uns wieder in Ruhe lassen.
Im Radio erklärte ein vermutlich selbst ernannter und widerlich gut gelaunter Meteorologe, die Ursache der ungewöhnlichen Wetterlage seien wüstentrockene Winde aus Nordafrika.
Durch die heruntergekurbelten Fenster hörte ich, dass wenigstens einige Vögel sich über die Sonne freuten. Der Duft von Flieder und frühem Sommer wehte herein. Und der von Dieselabgasen. Vor mir tuckerte ein uralter Traktor mit Germersheimer Kennzeichen in Richtung Innenstadt und behinderte qualmend und knatternd den Berufsverkehr.
Ich versuchte, mich zu entspannen, nicht mehr an den TÜV zu denken und vor allem nicht an Theresa. Ich versuchte, meine Gedanken auf etwas Positives zu lenken, etwas, worauf ich mich freuen konnte. Aber das Einzige, was mir einfiel, war Lorenzo. Morgen Abend würde ich ihn endlich wieder einmal besuchen. Er würde für uns beide kochen, vielleicht spielten wir anschließend ein wenig Schach, wobei ich üblicherweise verlor, was mir aber nicht das Geringste ausmachte. Wir würden auf seiner Terrasse sitzen mit Blick auf die Heidelberger Altstadt, das berühmte Schloss, den im Abendlicht träge schimmernden Neckar.
Was die Arbeit betraf, bestand Hoffnung auf eine ruhige Woche. Der eine oder andere war schon in Urlaub, und die Hitze hatte aus Sicht der Kriminalpolizei immerhin den Vorteil, auch die Bösew