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Als junger Philosophiestudent notierte sich Daniel Klein 40 Zitate großer Denker in einem Notizbuch und hoffte so Antworten darauf zu finden, wie sich ein gutes Leben gestalten lässt. Diese Weisheiten greift er nun nacheinander auf und erweitert sie um Erkenntnisse, die er in seinem späteren Leben gesammelt hat. Von Aristoteles und Epikur über Emerson und Camus bis Aldous Huxley nähert sich Klein humorvoll und zugleich tiefgründig großen philosophischen Ideen an. Er leitet daraus mögliche Lebensweisheiten für den sinnsuchenden Leser ab und schickt ihn auf eine spannende und erhellende Entdeckungsreise zu sich selbst.
Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Nach einer kurzen Station als Gagschreiber beim Fernsehen arbeitet er seit vielen Jahren als Ghostwriter und Autor. Sein bekanntestes Werk ist 'Plato und Schnabeltier gehen in eine Bar', das in 26 Sprachen übersetzt wurde. Klein lebt mit seiner Familie in New England.
Vorwort
Philosophie als herrliches Vergnügen
Autorentext
Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Nach einer kurzen Station als Gagschreiber beim Fernsehen arbeitet er seit vielen Jahren als Ghostwriter und Autor. Sein bekanntestes Werk ist "Plato und Schnabeltier gehen in eine Bar", das in 26 Sprachen übersetzt wurde. Klein lebt mit seiner Familie in New England.
Leseprobe
17
»Estragon: Wir finden doch immer was, um uns einzureden, dass wir existieren, nicht wahr, Didi?
Wladimir: Ja, ja. Wir sind Zauberer.«
Samuel Beckett, irischer Romancier und Dramatiker (1906 - 1989), Absurdist
Ah, die bittere Süße des kosmischen Witzes. Sie überkommt mich jedes Mal. Gorgias begründete mit seiner nihilistischen Schlagfertigkeit eindeutig einen Trend. Und keiner verabreicht uns diesen bittersüßen Humor mit so viel Schärfe und Witz wie Samuel Beckett, vor allem in seinem mittlerweile klassischen Drama Warten auf Godot. Dieses Theaterstück, das mit Ernsthaftigkeit und Ironie, Hoffnung und Verzweiflung jongliert, ist eine nihilistische Varietévorstellung und der Inbegriff des Absurden Theaters. Wenn wir dem urkomischen Geplapper von Estragon und Wladimir zuhören, lachen wir köstlich - bis uns plötzlich ganz schwer ums Herz wird, weil das Leben der Figuren (und letzten Endes auch unser eigenes) so unausweichlich sinnentleert ist. Und dann lachen wir erneut, wenn auch nicht mehr ganz so ausgelassen.
Warten auf Godot habe ich erst gesehen, nachdem ich mein Notizbuch schon lange weggelegt hatte, aber das Stück machte einen so starken Eindruck auf mich, dass ich mir sofort die Buchfassung kaufte und las. Später trug ich die obigen Zeilen ins reaktivierte Notizbuch ein. Es war nicht nur die vernichtende, aber auch komische Sichtweise auf die condition humaine - das Drama berührte mich ganz persönlich. Es beschwor eine süße und seltsame Erinnerung herauf.
Als mein Freund Tom und ich am College waren, saßen wir manchmal bis in die Nacht hinein auf den Steinstufen seines Wohnheims und gaben uns spontan fantasievollen Improvisationen hin. Ich weiß nicht mehr, wie dieses Spiel einmal begonnen hatte, aber wir waren dabei nie betrunken, nur sehr müde und auf die Art junger Leute verrückt. Wahrscheinlich könnte man unsere Nummer als improvisierte Therapie deuten: In jener Zeit machten Tom und ich uns beide große Sorgen darüber, wie es uns ergehen würde, wenn wir erst einmal richtig in der Welt der Erwachsenen aufschlugen. Dieses Spiel nun war eine Art Jonglieren mit unseren Ängsten. Tom beabsichtigte damals, Theologie zu studieren, war sich aber nicht sicher, ob er das Zeug zum Pfarrer hatte; ich hingegen hatte überhaupt keine Pläne.
Als wir nun im vorletzten Winter während der Prüfungswoche auf jenen Stufen saßen, begannen wir plötzlich imaginäre Weihnachtsbriefe herzusagen, die wir uns in Zukunft einmal schreiben würden.
»Lieber Danny!«, fing Tom an. »Jetzt, wo wir uns in unserem Haus eingerichtet haben und ich alle Mitglieder meiner neuen Kirchgemeinde kennenlernen konnte, fühle ich allmählich, dass etwas daraus werden kann ... Stimmt es übrigens, dass du jetzt in der Spielzeugbranche arbeitest? Mir wurde zugetragen, dass du eine Art Spiel erfunden hast, das man beim Schlafen spielen kann.«
»Lieber Tommy! Nicht nur, dass ich in der Spielzeugbranche bin - ich wohne jetzt gleich neben meiner eigenen Paddleballfabrik in New Jersey. Mein Vater ist natürlich stolz bis zum Gehtnichtmehr. Ich sage mir immer, dass es nur ein Zwischenschritt zu irgendetwas Spannenderem ist, aber wozu? Beachball? Auf jeden Fall danke ich dir für deine Predigt über die Hoffnung, die du mir letztes Jahr mitgeschickt hast. War echt inspirierend - aber ich glaube auch, dass Hoffnung nur komplett ist, wenn sie sich auf einen Gegenstand richtet, auf einen Sportwagen beispielsweise oder eine Reise nach Hawaii oder einen persönlichen Besuch von Gott. Aber einfach nur Hoffnung mit nichts drumherum? Die ist mir noch nicht übern Weg gelaufen.«
Und so machten wir immer weiter mit diesen erfundenen Weihnachtsbriefen und reisten durch unsere zukünftigen Jahre mit Ehen, Kindern, neuen Jobs und Heimen. Nach und nach wurden die ausgedachten Lebensläufe immer gewöhnlicher, weil uns das Verlang