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Ob 160 Kilometer im Himalaja oder 300 Kilometer im Oman, 520 Kilometer im Outback oder 870 Kilometer in den Pyrenäen: Weder Hitze noch Kälte, Einsamkeit noch Schmerz können Brigid Wefelnberg aufhalten. Seit sie sich mit 42 Jahren ohne professionelle Vorbereitung beim Marathon des Sables 250 Kilometer durch die Sahara gekämpft hat, ist Laufen ihre Passion. In jedem Winkel der Erde sucht sie nach immer neuen Herausforderungen und findet in den ärmeren Ländern sogar Zeit, sich neben der Strecke für die Bildung und Rechte der Kinder zu engagieren. Mitreißend erzählt die Extremläuferin, wie sie in der Mitte des Lebens eine neue Berufung fand und als alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob ihr Hobby bewältigt, ohne je den Fokus zu verlieren. Ein inspirierendes Plädoyer, wieder öfter zu Fuß und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.
Brigid Wefelnberg, Jahrgang 1963, ist gebürtige Amerikanerin. Sie kam 1988 zum Studium nach Deutschland, wo sie seither lebt und mit Anfang vierzig nach immer länger werdenden Wanderungen im Schwarzwald ihre Erfüllung in Extrem- und Ultraläufen fand. Wefelnberg ist Mutter von zwei Töchtern und leitet die deutsche Filiale einer indischen Softwarefirma. Sie lebt in Freiburg.
Autorentext
Brigid Wefelnberg, Jahrgang 1963, ist gebürtige Amerikanerin. Sie kam 1988 zum Studium nach Deutschland, wo sie seither lebt und mit Anfang vierzig nach immer länger werdenden Wanderungen im Schwarzwald ihre Erfüllung in Extrem- und Ultraläufen fand. Wefelnberg ist Mutter von zwei Töchtern und leitet die deutsche Filiale einer indischen Softwarefirma. Sie lebt in Freiburg.
Leseprobe
Vorlauf
Noch nie war ich so aufgeregt vor einem Lauf wie vor diesem - knapp achthundertsiebzig Kilometer über die Pyrenäen. Und das nonstop in vierhundert Stunden, rund sechzehn Tagen. Die TransPyrenea war die größte Herausforderung meiner Laufbahn. Ich war bestens vorbereitet und hatte ausnahmsweise sogar gezielt trainiert. Normalerweise mache ich keine Trainingspläne. Ich laufe einfach, weil es auch so begann: Eines Tages lief ich einfach los im Schwarzwald und dann immer länger, immer weiter, und auf einmal war ich im Extremsport gelandet. Das hatte ich mir nicht vorgenommen, es lief wie von selbst. Weil mich das Laufen glücklich macht; die Grenzen, die ich überwinde, die Natur, die ich durchquere. Es ist ein bisschen so, als würde ich die Landschaften durch die extremen Bedingungen noch intensiver erfahren.
Bei der TransPyrenea würde ich allerdings häufig auf mein GPS blicken müssen. Es gab keine klare Route, den Weg zum Ziel musste ich mir selbst erarbeiten. Allein das Kartenmaterial nahm ausgelegt zwanzig Meter ein. Ich konnte mich aber nicht darauf verlassen, ideale Wetterbedingungen zum Navigieren per Karte vorzufinden. Was machst du bei einem Sturm, bei peitschendem Regen in der Dunkelheit? Da hilft dir das beste Kartenmaterial keinen Schritt weiter. Also GPS, wie es mittlerweile bei manchen Läufen Pflicht ist. Gerade in der Wüste, umgeben von Dünen, die alle gleich aussehen, hängt das Leben nicht am seidenen Faden, sondern am Leitstrahl. Da überprüft man seine Ersatzbatterien nicht bloß dreimal, eher sechsmal.
Ich bin ja noch ein bisschen »old-school«. Nach Karte zu laufen macht einen zusätzlichen Reiz für mich aus. Keine Markierungen, keine Streckenposten, die mir die Richtung weisen. Diese unglaubliche Stille, lediglich durchbrochen von meinem Atem und den Füßen auf der Erde. Erde! Die kann so unterschiedlich sein. Manchmal hart, dann moosweich, glatt, geröllig, steil, sandig, gefährlich, glitschig, felsig. Zuweilen brauchen die Füße Unterstützung von den Händen; es gibt Passagen, die sind nur auf allen vieren zu bewältigen. Oder mit Beinen, die bis zu den Schenkeln im Matsch stecken. Vor allem in der Wüste braucht es stellenweise sogar kräftigen Armeinsatz, denn um die hohen Sandberge zu erklimmen, muss man die Hände mit ausgestreckten Fingern regelrecht in die Dünen hauen.
Pro Jahr absolviere ich drei bis vier große Läufe und zusätzlich den 24-Stunden-Lauf für Kinderrechte in Freiburg, bei dem ich im Schnitt einhundertvierzig Kilometer erreiche. Da meine Läufe so kräftezehrend sind, trainiere ich nicht täglich, zumal ich »nebenbei« noch Vollzeit berufstätig bin, denn ich leite das deutsche Büro einer indischen Softwarefirma. Am Wochenende bin ich zuweilen acht Stunden auf meinen Läuferinnenbeinen. Dieses Training bringt mir wirklich etwas. Eine Stunde joggen am Morgen, darauf verzichte ich, da ich sozusagen in einer anderen Dimension laufe. Das heißt allerdings nicht, dass ich werktags ruhe, ganz im Gegenteil: Alltagstraining hat einen hohen Stellenwert bei mir, jedoch nicht, um meine Fitness zu steigern, sondern um ein gewisses Grundlevel zu bewahren. So nutze ich jede Gelegenheit, um mich zu bewegen. Rolltreppen und Fahrstühle ignoriere ich aus Prinzip.
Neulich erlebte ich wieder einen Klassiker: In einem Hotel, in dem ich zu einem Meeting verabredet war, fragte ich am Empfang nach der Treppe. Ein livrierter Mitarbeiter geleitete mich zu den Fahrstühlen. Als ich abermals um den Weg zur Treppe bat, schaute er mich an, als sei ich ein bisschen merkwürdig. Immerhin lagen neun Stockwerke vor mir. Und ich hatte eine große Tasche dabei, auf die der Mann dann auch deutete, kummervoll geradezu. Was für mich eine Freude ist, hätte für ihn eine Strafe bedeutet.
Bei solchen Begegnungen grinse ich meist in mich hinein. Ich finde es meinerseits ein bisschen verrückt, wenn Leute, die sehr wohl die Gelegenheit dazu hätten, si
Inhalt
DER ERSTE SCHRITT Vorlauf TransPyrenea Der längste Ultramarathon der Welt
THE TRACK Fünfhundertzwanzig Kilometer durch das Outback Im Eingewöhnungscamp Erste Etappe: Ellery Creek - Serpentine Chalet, 30 Kilometer Zweite Etappe: Serpentine Chalet Dam - Finke River Camp, 41 Kilometer Dritte Etappe: Finke River Camp - Hermannsburg, 41 Kilometer Vierte Etappe: Hermannsburg - Boggy Hole, 47 Kilometer Fünfte Etappe: Boggy Hole - Palmer River, 59 Kilometer Sechste Etappe: Palmer River - Ernest Road, 58 Kilometer Siebte Etappe: Ernest Road - Angas Downs, 64 Kilometer Achte Etappe: Angas Downs - Mount Conner, 50 Kilometer Neunte Etappe: Mount Conner - Uluru Ayers Rock, 130 Kilometer Nach dem Lauf ist vor dem Lauf Liste der Extremläufe Dank