Das verwunschene Haus und seine Geheimnisse! Kein Strom! Kein fließendes Wasser! Wilde Natur pur! Leo und Imke, Cousin und Cousine, beide zehn Jahre alt, verbringen die Ferien im Haus ihrer verstorbenen Tante. Doch kaum sind ein paar Tage vergangen, da stecken die beiden schon in einem großen Abenteuer. Ein Schatten schleicht durchs Haus, und merkwürdige Dinge geschehen. Spukt es etwa? Als Leo und Imke auf ein Geheimnis aus vergangener Zeit stoßen, merken sie, dass Ferien in der Wildnis das Beste sind, was ihnen passieren konnte! Ein großartiges Ferienabenteuer von Antonia Michaelis über eine wunderbare Kinderfreundschaft, Magie und Traum und Wirklichkeit!
Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. 'Der Märchenerzähler', ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Claudia Carls wurde 1978 geboren und studierte in Hamburg Kinder- und Jugendbuchillustration. Sie arbeitet als freiberufliche Illustratorin und gestaltet Bilderbücher, auch zu eigenen Texten, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.
Autorentext
Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. "Der Märchenerzähler", ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
Claudia Carls wurde 1978 geboren und studierte in Hamburg Kinder- und Jugendbuchillustration. Sie arbeitet als freiberufliche Illustratorin und gestaltet Bilderbücher, auch zu eigenen Texten, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.
Leseprobe
1
Leo
Eine Menge Geschichten beginnen damit, dass jemand mit dem Auto irgendwohin fährt.
Diese Geschichte beginnt damit, dass jemand mit dem Auto nirgendwohin fährt.
Der Jemand waren wir, und das Nirgendwo begann um 17.34 Uhr, als wir von der Straße abbogen und der Weg nur noch aus Steinen und Sand bestand.
»Ach, du Himmel!«, sagte Betti und schaltete einen Gang runter, sodass der Motor aufheulte. Dann tauchte der gelbe VW-Bus in den Wald wie ein U-Boot in ein grünes Meer. Und ich spürte gleich, dass hier etwas passieren würde.
Ich bin übrigens Leo.
Und zu Beginn dieser Geschichte war ich zehn Jahre, drei Monate und fünf Tage alt.
Ich drückte meine Nase gegen die Scheibe, während draußen gelbe Sonnenstrahlen durch die Äste fielen, auf hohes Gras und moosbewachsene Wurzeln. Dies war ein wilder Wald voller Licht und Lücken, die Bäume wuchsen, wo sie wollten, und fielen von selber um, wenn sie keine Lust mehr hatten.
Der VW-Bus holperte und stolperte den Weg entlang, und wir stießen uns so ziemlich alle Knochen.
»Seht bitte nach, ob ihr noch ein Schlagloch findet«, sagte Betti. »Ich möchte keins auslassen, das wäre ungerecht.«
Neben Betti saß der Riese, der so heißt, weil er riesig ist und einen dichten rotblonden Bart hat. Betti ist mit ihm verheiratet und zufällig meine Mutter, weshalb der Riese mein Vater ist.
Neben mir saß Luke. Mein Bruder, schon 15 und so, na ja. Und neben Luke schlief Mattis in seinem Babysitz. Mattis ist der friedlichste Einjährige der Welt. Solange er kriegt, was er will.
Auf den Rückbänken klebte die Mädchenfamilie. Sie bestand natürlich aus Mädchen (drei Stück) und aus meinem Onkel Ben, der diese Mädchen fabriziert hat, und seiner Frau Flores. Ganz hinten in der Ecke lehnte Tante Fee in ihrem rot-gelben Seidenturban und meditierte vermutlich, wie meistens.
Die beiden kleinen Mädchen der Mädchenfamilie, Juni und Juli, hingen schlaff und dösend da wie müdes Gemüse. Gemüse in blassrosa Spitzenkleidchen. Ihre ältere Schwester, Imke, sah aus dem Fenster. Sie hatte kurze, rabenschwarze Haare wie ein Junge und tausend Sommersprossen. Imke war zehn wie ich.
Technisch gesehen waren die Mädchen meine Cousinen, weil ihr Vater und Betti, also meine Mutter, Geschwister sind. Aber wir kannten uns nicht so richtig. Betti hatte immer gesagt, unsere Familien wären zu unterschiedlich.
Imkes Familie wohnt in Hamburg und tut Dinge wie segeln oder Markenkleidung tragen. Wir wohnen in Berlin und tun Dinge wie gepresste Blüten sammeln oder sehr viele Leute zum Kochen einladen.
Tante Fee wohnt in München und tut Dinge wie eben Seidentücher um ihren Kopf wickeln oder meditieren. Ich merkte, dass Imke zu mir sah, und sah schnell weg. Ich hatte keine Lust, sie oder ihre Rüschenschwestern besser kennenzulernen. Ich glaube, sie hatten auch keine Lust, mich kennenzulernen. Und dass Luke jemanden kennenlernte, stand nicht zur Debatte, er lebte zusammen mit seinem Smartphone in einer eigenen Welt.
»Hey«, sagte mein Vater, der Riese. »Das Haus wartet auf uns. Was denkt ihr? Wie sieht es aus?«
»Alt«, sagten Imke und ich gleichzeitig, was mich ärgerte, weil ich nichts gleichzeitig mit Imke sagen wollte.
»Das auf jeden Fall«, sagte der Riese und streichelte seinen roten Vollbart. »Ich glaube, es wird wahnsinnig aufregend. Ich habe zwar immer noch nicht begriffen, warum wir es geerbt haben ... Ich meine, die alte Lene, die da gewohnt hat, die war ... was? Die Excousine eurer Adoptivgroßmutter?«
»Quatschkopf!«, sagte Betti und fuhr in ein weiteres Schlagloch. »Na ja, sie war nur ziemlich entfernt mit uns verwandt, stimmt schon. Wir haben das Haus geerbt, weil sie niemand anderen hatte, das habe ich dir schon tausendmal erzählt. Sie war ganz allein, die Lene Franzberger.