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Mandy Schönherr zeigt in ihrer Untersuchung - in ihrer Doppelrolle als aktiv teilnehmende Carve-out-Beraterin und Ethnografin -, dass das betriebswirtschaftliche Verständnis eines Carve-out- Projekts nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was in diesem Rahmen von den darin involvierten Unternehmensmitarbeiterinnen und -mitarbeitern praktisch vollzogen wird. Ihre Arbeit demonstriert, wie kulturanthropologische Studien einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Wissens- und Informationsarbeit in der Projektpraxis liefern.
Autorentext
Mandy Schönherr ist Unternehmensberaterin und promovierte am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Frankfurt am Main.
Leseprobe
Dank In meiner bisherigen beruflichen Laufbahn als Unternehmensberaterin habe ich die unterschiedlichsten Projekte betreut. Die vorliegende empirische Untersuchung war für mich jedoch ein ganz besonderes Projekt - eine ganz besondere Herzensangelegenheit. Während meiner bisherigen Projekttätigkeit in verschiedenen Unternehmen habe ich immer wieder den großen Wunsch verspürt, neben den betriebswirtschaftlichen Aspekten der Projektarbeit vielmehr auf die mitwirkenden Projektakteure zu schauen, um den Projektalltag und die immer wieder auftretenden Probleme besser zu verstehen. Dass ich überhaupt die Möglichkeit erhalten habe, mein Forschungsanliegen im Fachgebiet der Kulturanthropologie zu ermöglichen, verdanke ich Prof. Dr. Gertraud Koch. Sie hat von Beginn an mein Thema unterstützt und mich an das Fachgebiet Kulturanthropologie herangeführt. Ich möchte ihr auch für die wertvolle Einarbeitungszeit an der Zeppelin University in Friedrichshafen danken. Auch bin ich ihr sehr verbunden, dass sie mich mit meiner Doktormutter Prof. Dr. Gisela Welz bekannt gemacht hat. Ihr möchte ich danken für die zahlreichen Arbeitstreffen, Kolloquien und Gespräche, in denen ich mein kulturanthropologisches Wissen weiter vertiefen und mit anderen Doktoranden diskutieren konnte. Bedanken möchte ich mich auch für ihre wissenschaftliche und methodische Unterstützung sowie für ihre vielen Impulse und Anregungen während der gesamten Bearbeitungsphase meiner Dissertation. Darüber hinaus möchte ich allen Interviewpartnern - insbesondere Anne - für den wertvollen Input, für die Zeit, aber auch für das meinem Forschungsthema entgegengebrachte Interesse sehr danken. Ein ganz herzlicher Dank gilt auch meinen Eltern Monika und Klaus und meinem Bruder Mario, die stets großes Interesse an meinem Forschungsprojekt gezeigt haben. Vielen Dank Papa, dass Du mir gezeigt hast, auch in schwierigen Zeiten immer wieder aufzustehen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ein ganz besonderer Dank gilt meinem lieben Mann Michael, der mich während der gesamten Zeit in allen Höhen und Tiefen meines Dissertationsprojektes begleitet und vor allem auch immer wieder ermutigt hat, weiterzumachen. Unsere zahlreichen Gespräche und Diskussionen, die mit unseren Dissertationen verbunden waren, haben mir immer wieder neue Anstöße und vor allem auch Ansporn zum Weitermachen gegeben. Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle unsere Tochter Hannah Elisabeth. Auch sie hat mir mit ihrem fröhlichen Gemüt immer wieder neue Kraft gegeben, die Arbeit zum Ende zu bringen. Mandy Schönherr Potsdam, April 2018 1 Einführung - die Kunst der Trennung 1.1 Carve-out als ein kulturanthropologisches Thema "Wenn das Zusammenleben mehr Ärger als Freude verursacht, dann muss man sich trennen." Auch in der vorliegenden Arbeit geht es um Trennung, allerdings betrifft diese nicht Personen, sondern ein Unternehmen bzw. Unternehmensteile. Das Phänomen, das ich in dieser Arbeit betrachte, ist ein Teil des in der betriebswirtschaftlichen und unternehmerischen Sprache als "Mergers & Acquisitions" oder kurz als "M&A" bezeichneten Ansatzes. Seit den 1980er-Jahren hat sich der aus den USA kommende schillernde M&A-Begriff mehr und mehr in Deutschland durchgesetzt. In der Betriebswirtschaftslehre wird darunter allgemein der Kauf und Verkauf von Unternehmen, Vermögenswerten oder Anteilen von Unternehmen verstanden. In der vorliegenden Arbeit geht es konkret darum, dass ein Unternehmen, das sich in der Regel aus Mitarbeitern mit unterschiedlichen Ausbildungshintergründen, die in verschiedenen betriebswirtschaftlich bezeichneten Fachabteilungen (wie Marketing, Personal oder Finanzen) arbeiten, mehreren Tochtergesellschaften, unterschiedlichen Produkten und Verkaufsmärkten zusammensetzt, einen Teilbereich (in der Unternehmenspraxis auch als "Unternehmensteil" bezeichnet) herauslöst und vom Rest des gesamten Unternehmens (in der Unternehmenspraxis auch "Mutterunternehmen" genannt) trennt, mit der Absicht, dieses zu verkaufen. Unternehmensteile können beispielsweise Tochterunternehmen oder auch Segmente, die sich auf einen regionalen Markt, auf bestimmte Produkte oder auf eine bestimmte Kundengruppe fokussieren, sein. Die Gründe, warum sich die Geschäftsleitung dazu entschließt, einen Unternehmensteil zu verkaufen, sind in der Unternehmenspraxis sehr unterschiedlich. Motive für den Verkauf können beispielsweise darin liegen, dass sich die Geschäftsleitung auf das Kerngeschäft konzentrieren möchte. Das bedeutet, dass von der Geschäftsführung bestimmte Produkte zu einem Geschäftsfeld eingegrenzt werden und die restlichen Produkte für die weitere Unternehmensentwicklung damit als nicht mehr strategisch wichtig angesehen werden. Ebenso werden Verkäufe von Unternehmensteilen damit begründet, dass einzelne Standorte oder Produkte nicht mehr als lukrativ erachtet werden, da sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht keine ausreichende "Profitabilität" mehr aufweisen, also keinen für die Geschäftsleitung zufriedenstellenden Umsatz und Gewinn erwirtschaften. Mit dem Verkauf eines Unternehmensteils ist zugleich eine Herauslösung des gesamten Geschäftsbetriebs der zu verkaufenden Unternehmenseinheit verbunden. Die in einem Unternehmen existierenden Vorgehensweisen und Arbeitsabläufe sind sehr eng miteinander verbunden, sodass ein ganzheitliches Herausschneiden des betreffenden Unternehmensteils aus dem betrieblichen Alltag des bisherigen Mutterunternehmens stattfindet. Das Herauslösen führt wiederum zu einer erheblichen strukturellen, funktionalen und personellen Veränderung innerhalb des zu verkaufenden Unternehmensteils sowie auch bei dem Mutterunternehmen selbst, was im empirischen Teil dieser Arbeit in Form von Fallbeispielen (siehe Kapitel 6, 7 und 8) dicht herausgearbeitet wird. Die Trennung eines Unternehmensteils von einem Mutterunternehmen wird in der Betriebswirtschaft als "Carve-out" bezeichnet. Ein Carve-out umfasst ein zum Teil über mehrere Monate andauerndes Ausgliedern, Abspalten und abschließendes Verkaufen eines Unternehmensteils. Ziel ist es, dem herauszulösenden Teilbereich eine sogenannte Stand-alone-Fähigkeit zu geben, um losgelöst vom Mutterunternehmen als ein eigenständiges Unternehmen handeln zu können. Ziel eines Carve-outs ist das alleinige Funktionieren des herausgelösten Unternehmensteils. Dafür benötigt dieser auch alle notwendigen Fachabteilungen, wie Personal, Informationstechnologie (IT), Marketing oder Finanzen. In der Regel gibt es zwischen dem Mutterunternehmen und den einzelnen Unternehmensteilen sehr starke prozessuale Verflechtungen, Leistungsbeziehungen und damit Abhängigkeiten. Daher liegt bei der Herauslösung ein besonderer Fokus auf den über die Jahre angesammelten und dokumentierten Unternehmensdaten und Informationen, die in unterschiedlichen Dokumenten in den informationstechnischen Systemen (IT-Systeme) abgelegt sind, aber auch in den Köpfen der einzelnen Unternehmensmitarbeiter enthalten und damit nicht schriftlich dokumentiert sind. Die Herausforderung liegt unter anderem darin, die betreffenden Daten und Informationen des zu verkaufenden Unternehmensteils aufzufinden, zu identifizieren und anschließend h…
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