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Das Elsaß, heute die östlichste Provinz Frankreichs, ist eine der geschichtsträchtigsten und außergewöhnlichsten Regionen Europas, in der im Mittelalter Ritter, Räuber und arme Gecken das Geschehen bestimmten und skurrile Erlebnisse an der Tagesordnung waren.
Das Elsaß, heute die östlichste Provinz Frankreichs, die sich von der Pfälzer Grenze im Norden bis zur Schweizer Grenze im Süden, vom Vogesenhauptkamm im Westen bis zum Rhein im Osten erstreckt, ist eine der geschichtsträchtigen Regionen mit einer einmaligen Landschaft, die durch Burgen und Abteien, Patrizierhäuser und Kirchen bzw. deren Ruinen geprägt ist. Diese steinernen Zeugen einer wechselvollen und ruhmreichen Vergangenheit künden von unruhigen Zeiten, in denen Ritter, Räuber und arme Gecken die Geschichte des Landes bestimmten. Am Ausgang des Mittelalters spielten natürlich auch Bischöfe, Pröbste, Grafen, Schultheißen, Müllersburschen, Geschützmeister und Spielleute eine wichtige Rolle, die oft genug in kriegsähnliche Situationen gerieten oder skurrile Erlebnisse ihren Lauf nahmen wie bei der Schlacht von Sempach oder dem Buchsweiler Weiberkrieg. - Durch die lebendigen und sachkundigen Schilderungen der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse, erlebt man beim Lesen des reichhaltig bebilderten Bandes die kriegerischen und friedlichen Auseinandersetzungen der einstigen Akteure und fühlt sich ins Mittelalter zurückversetzt. Für besonders interessierte Leser, die das manchmal unglaubliche Geschehen vor Ort erkunden wollen, hält das Buch verschiedene Tourenvorschläge in die Historie des einzigartigen Landstriches bereit.
Autorentext
Hagen Seehase wurde 1965 geboren und ist als Lehrer des höheren Lehramtes und im Schuldienst in Niedersachsen beschäftigt. Nach seinem Wehrdienst bei den Panzergrenadieren studierte er in Braunschweig Geschichte und Germanistik. Freiberuflich arbeitet er als Autor für verschiedene kultur- und militärgeschichtliche Zeitschriften und veröffentlichte über fünf Bücher zur schottischen Historie. Für den Erfolgsband "Die Highlander - Band 1" wurde er mit dem "Diploma of Honour" der "St. Andrews Association des Order of St. Andrew" ausgezeichnet.
Leseprobe
Jakob von Lichtenberg, der sich aus der Politik stets zurückgehalten hatte, verursachte nun einen handfesten Skandal. Vor dem Tod seiner Frau oder kurz danach war eine junge Dame einfacher Herkunft - man spricht davon, der Vater sei Bauer gewesen - auf die Burg Lichtenberg gekommen: zunächst als Dienstmagd. Die Dame, 1430 geboren, war jung, sehr hübsch, charmant - so sah es jedenfalls Graf Jakob - und sehr ehrgeizig. Sie hieß Barbara von Ottenheim, genannt die Schöne Bärbel. Nach dem Tode Gräfin Walburgas wurde sie des Grafen Geliebte und spielte sich gegenüber den Dienstleuten und dem ganzen gräflichen Haushalt in der Wasserburg Schloss Buchsweiler als Herrin auf. Der verliebte Jakob ließ es ihr durchgehen. Die örtliche Bevölkerung jedoch nicht: nachdem Bärbel sie mit abverlangten Frondiensten traktiert hatte, griffen die Leute aus Buchsweiler 1462 zu den Waffen. Bärbel hatte den Bogen überspannt: wöchentlich mussten zwei Tage Frondienste geleistet werden, den armen Bauern wurde nicht einmal Essen dabei gereicht. Auf Widerrede stand der Arrest, den Leuten wurde es zu bunt, man schickte eine kleine Mission zum Grafen, die Beschwerden vorzutragen. Der hörte sich alles an, dann entließ er die Abgesandten wieder und es änderte sich nichts. Daraufhin besetzten die Leute aus Buchsweiler ein Stadttor mit sechs Bewaffneten. Alle übrigen Männer zogen aus der Stadt hinaus, einige gingen zur Burg Lichtenberg, dem Grafen Ludwig ihre Beschwerden vorzutragen. Bärbel meinte nun, die zurückgebliebenen Frauen und Kinder zum Verlassen der Stadt nötigen zu können. Das taten die aber nicht. Auf den Befehl des Amtmannes des Grafen Jakob kam in jedem Haus nur eine abschlägige Antwort. Als dann die Schöne Bärbel den Schlosswächtern befahl, die Weiber und Kinder aus der Stadt zu werfen, erlebten diese eine echte Überraschung. Die Frauen der Stadt hatten sich mit Heugabeln, Spießen, Äxten, Bratspießen und Hämmern bewaffnet und trieben die Schlossmannschaft zurück. Inzwischen kam nun auch Graf Ludwig mit Bewaffneten heran und aus der Stadt Straßburg erschienen ebenfalls Reiter. Die Stadt war bald in der Hand Ludwigs, um das Schloss wurde ein regelrechter Belagerungsring gezogen. Tief gekränkt von der Haltung seines Bruders wollte Graf Jakob seinen Bruder nun enterben. Das wollte der natürlich nicht, andererseits wollte er auch nicht die Leute Buchsweilers der Willkür der Schönen Bärbel ausliefern. Es kam durch die Vermittlung der Ochsensteiner und der Fleckensteiner sowie einiger Straßburger Amtspersonen ein Kompromiss zustande: alle Untertanen Jakobs sollten schwören, Graf Ludwig als Herren anzuerkennen, falls Jakob vor ihm stürbe. Barbara wurde ausgewiesen. Aus der Verbannung nach Speyer holte sie aber Jakob schnell zurück. Sie nahm schließlich im Stephansfelder Hof in Hagenau Wohnsitz, wo sie an einen gewissen Advokat Eucharius verheiratet wurde. (Kap. "Der Buchsweiler Weiberkrieg") - - - - - - - - Zur lokalen Berühmtheit brachte es Ritter Hans von Trotha durch seine Fehde mit dem Abt des Benediktinerklosters Weißenburg, und das kam so: Der Berwartstein und einige Dörfer und Meierhöfe, dazu Wald- und Weiderechte, eben das Zubehör, standen ursprünglich im Eigentum des Klosters, und die Kurpfalz hatte nach Ansicht des Abtes kein rechtmäßiges Eigentum an der Burg erworben, konnte also gar nicht Ritter Hans von Trotha damit belehnen. Als dieser dann 1485 schließlich zu der Burg noch die Ländereien einforderte, wandte sich der Abt Henricus an den Kurfürsten. Philipp der Aufrichtige war seit 1476 Kurfürst und hatte nach jahrelangen zähen Verhandlungen auch die Landvogtei über die Elsässer Reichsstädte erhalten. Eigentlich wäre er in dieser Position verpflichtet gewesen, sich der Sache der Weißenburger anzunehmen. Dieser reagierte jedoch anders als vom Kloster erwartet und ließ Hans von Trotha keineswegs fallen: Er verlegte sich zunächst auf Ausflüchte, dann erhob er ihn sogar in den Rang eines Hofmarschalls und verkaufte ihm den gesamten strittigen Besitz am 21. Februar 1485. Letzteres war ein gewiefter Schachzug: als Lehnsherr hätte er eine gewisse Verantwortung für die Taten und Untaten seines Vasallen übernehmen müssen. Nun war der Herr im eigenen Haus, und es schien seinen Tatendrang nur befördert zu haben. Als die Streitigkeiten mit dem Kloster auf dem Höhepunkt angelangt waren, ließ Hans die nahe Wieslauter aufstauen und entzog so dem flussabwärts gelegenen Städtchen Weißenburg das Wasser. Es entstand ein kleiner Stausee, der die vor dem Örtchen Bobenthal gelegene Talaue überflutete. Nach Beschwerden des Abtes sorgte Hans wie geplant für das Einreißen des Dammes und verursachte in Weißenburg eine gewaltige Überschwemmung mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden. Der Ritter führte nun offen Fehde gegen den Abt. Er besetzte eine der vier Schutzburgen der Abtei (es war die Burg St. Remy), zog mit 2000 Mann gegen die Stadt und nahm die Dörfer Steinfeld und Kapsweyer ein. Die Appellationen des Abtes an den Kaiser brachten gar nichts. So verlegte er sich darauf, den Papst - es war Innozenz VIII. - mit Eingaben diesbezüglich aufzusuchen. (Kap. "Ritter Hans von Trotha, genannt Hans Trapp") - - - - - - - - Wilhelm von Hungerstein, ein Vasall der Herren von Rappoltstein, bewohnte das kleine Schloss von Hungerstein und heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau (die Ehe war kinderlos geblieben) ein zweites Mal - er war bereits über 60 Jahre alt. Angetraut wurde ihm Kunigunde Giel von Gielsperg, die wesentlich jünger war als Wilhelm von Hungerstein, außerdem sehr attraktiv und verschlagen. Ihr Charakter war derart verdorben, dass Pfeffel sie als Messalina des Elsaß bezeichnete. Kunigunde von Hungerstein, geborene von Gielsperg, verschleuderte das Vermögen ihres Gatten, außerdem setzte sie ihm Hörner auf.…