Chrigel, im August veröffentlicht ihr das neue Album «Evocation II». Was erwartet eure Fans?
Eine Fortsetzung des akustischen Evocation-Konzepts. «Eluveitie im akustischen Gewand» sollte sehr traditionell sowie durch und durch keltisch und folkig klingen, aber auch ohne Stromgitarren unverkennbar Eluveitie sein und die gewohnte Mystik, Melancholie und Ernsthaftigkeit verströmen. Im Album selbst wird antike keltische Mythologie in Reinform in Musik gewandelt. Während «Evocation I» originale mythologische gallische Texte (die vor ungefähr 1700 – 2500 Jahren verfasst wurden) in Songs verpackt hat, wendet sich «Evocation II» noch mehr dem anderweltlichen Aspekt keltischen Mythologie zu. Das Album ist quasi ein Streifzug durch das keltische Pantheon – jeder Track steht für eine Gottheit und drückt ihren Charakter und ihre Attribute nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch aus. Wie immer ist uns dabei Fundiertheit und Authentizität enorm wichtig. Der ganze Albumsinhalt wurde wissenschaftlich erarbeitet (mit der Hilfe von diversen Wissenschaftlern aus ganz Europa) und basiert damit auf dem aktuellen Stand der Forschung. Zudem sind beide «Evocation»-Alben komplett in Gallisch – also alt-keltischer Sprache – gehalten!
Eure Band hat einen ziemlichen Wechsel an Mitgliedern hinter sich. Wie drückt sich das im neuem Album aus?
Das ist leider so, ja. Nun, wir hatten in den letzten 15 Jahren ja immer wieder Besetzungswechsel. Man könnte schon fast meinen, wir hätten uns daran gewöhnt; was wir jedoch nicht haben. Aber wir haben gelernt, mit sowas umzugehen. Ein Stück weit ist es vermutlich auch normal: Je höher die Anzahl der Bandmitglieder, desto höher die Anzahl möglicher Wechsel. Wie dem auch sei, ein Besetzungswechsel ist nie etwas Einfaches! Er bedeutet aber auch immer eine Chance, wenn man ihn also solche erkennt und nutzt. Und das haben wir getan! Rein stilistisch hört man uns den Wechsel nicht so sehr an, denke ich. Wir sind nach wie vor zu 100% Eluveitie! Unsere neuesten Mitglieder (die ja nun doch schon etwa ein Jahr mit uns spielen) haben sich sehr gut in die Band eingelebt und wir sind zu einem vollblütigen Team zusammengewachsen. Sie sind voller Enthusiasmus und Hingabe mit dabei – und das hört man «Elovucation II» auf jeden Fall an!
Ihr zählt zu den erfolgreichsten Schweizer Bands und habt als erste Metal Band überhaupt einen Swiss Music Award gewonnen. Wie erklärt ihr euch euren Erfolg?
Um ehrlich zu sein: Gar nicht! Wir versuchen nicht, das zu erklären und machen uns auch nicht gross Gedanken über so etwas. «Erfolg» ist letztlich wohl immer ein Stück weit das Ergebnis verschiedenster Faktoren: Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, gute Ideen, Hingabe, Durchhaltevermögen und ganz viel harte Arbeit. Als Erfolg empfinde ich persönlich jedoch, wenn ich auf der Bühne stehe und von dort in die Gesichter der Konzertbesucher sehe – manche berührt, manche freudestrahlend, manche bewegt und mit Tränen in den Augen. Wenn ich das sehe und erlebe, dass ihnen das, was wir tun, etwas bedeutet und sie bereichert, DAS nenne ich dann Erfolg!
Wo findet ihr Inspiration für eure Texte?
Die Kultur und Geschichte der Kelten an sich ist die Inspiration! Eine faszinierende und reiche Kultur mit einer äusserst intensiven, langen Geschichte, die ihre Fussspuren teilweise bis heute und hierzulande hinterliess. Wenn man sich mit Geschichte beschäftigt, dann erscheint vieles sehr faktisch, nüchtern und trocken: «Volk XY, Blütezeit von dann bis dann, Krieg zwischen X und Y». Man darf jedoch nie aus den Augen verlieren, dass Geschichte letztlich von Menschen wie du und ich geschrieben wurde – mit all ihren Hoch und Tiefs, Wünschen, Träumen und ihren Nöten! Wir glauben, dass es diese Geschichten wert sind, Lieder darüber zu singen.