Willkommen. Schön, sind Sie da!
Mein Ex Libris

«Mein Vater war Schriftsteller und Verleger und wir hatten zu Hause sehr viele Bücher.»

Erfahren Sie im Interview mehr darüber, wie die Bestseller-Autorin Zoë Jenny zum Kinderbücher schreiben kam und wer oder was sie inspiriert hat. Außerdem verrät sie mehr über ihr neues Kinderbuch «Nachts werden alle Wünsche wahr» und welches Abenteuer Lea und ihre Freunde erwartet.

ZOË JENNY hautnah

Interviewt von Ex Libris

02. August 2024
Porträt ZOË JENNY
Bild: © Privat

Am 7. September 2024 wird Ihr neustes Buch «Nachts werden alle Wünsche wahr» erscheinen. Verraten Sie uns, worum es geht?
Nachdem während der Pandemie alles verboten war, wollen Lea und ihre besten Freunde endlich wieder Abenteuer erleben. Sie beschliessen, nachts in ein Einkaufszentrum einzudringen. Doch um ihre Wünsche wahr werden zu lassen, müssen sie sich ihren geheimsten Ängsten stellen. Dabei lernen sie, dass das gemeinsam viel leichter geht als allein. Es ist auch ein Buch über die Kraft der Freundschaft.

Was hat Ihnen beim Schreiben dieser Geschichte am meisten Spass gemacht?
Am meisten Spass machte das Beschreiben der Abenteuer, wie die Kinder nachts in die Geschäfte eines Einkaufszentrums eindringen, sich in einem Spielwarengeschäft austoben, in einer Buchhandlung ein Buch mit einer magischen Botschaft finden oder in einer Tierhandlung die Tiere freilassen, was zu allerlei lustigen Situationen führt.

Das Buch richtet sich an Jungen und Mädchen ab neun Jahren. Was möchten Sie Ihren jungen Leser/innen mit Leas Abenteuer mitgeben?
Eine der Figuren, Nick, verbringt seine Freizeit ausschliesslich mit Computerspielen, bis er Lea und ihre Freunde kennenlernt, mit denen er dann plötzlich echte Abenteuer erleben kann. Ich glaube, es ist notwendig, die Kinder weg von Geräten ins echte Leben zu bringen, wo sie als soziale Wesen Erfahrungen machen und lebenswichtige Dinge lernen können wie Empathie und Verantwortung.

Sie schreiben sowohl Kinderbücher als auch Romane. Wie unterscheidet sich das Schreiben einer Geschichte für Kinder von einer für Erwachsene?
Wenn man für Kinder schreibt, hat man ganz andere Freiheiten, weil Kinder eine viel grössere Imaginationskraft besitzen. Kinder sind von ihrem Wesen her Anarchisten; dies darzustellen, ist viel lustvoller und amüsanter, als über Erwachsene zu schreiben mit ihrem eingeschränkten Weltbild und ihren mühsamen Erwachsenenproblemen.

Mit 23 Jahren haben Sie Ihren ersten Roman veröffentlicht. Was hat Sie zum Schreiben gebracht?
Mein Vater war Schriftsteller und Verleger und wir hatten zu Hause sehr viele Bücher. Da wir keinen Fernseher hatten und es zu jener Zeit weder Handys noch Computer gab, blieb als Freizeitbeschäftigung nur das Lesen, was mir grösste Freude bereitete. Irgendwann hatte ich Lust, selbst Geschichten zu schreiben, und das ist bis heute so geblieben.

Ihr erster Roman «Das Blütenstaubzimmer» wurde zum internationalen Bestseller. Wie hat dieser grosse Erfolg Ihr Leben verändert?
Da das Buch in über 27 Sprachen übersetzt wurde und ich in viele Länder für Lesungen eingeladen wurde, durfte ich als junger Mensch viel von der Welt sehen. Das hat mich sehr geprägt und in mir eine grosse Neugier für andere Länder und Kulturen entfacht. Ich habe in der Folge auch an vielen verschiedenen Orten gelebt.

Was würden Sie Ihrem 23-jährigen Ich heute sagen, wenn Sie ihr einen Ratschlag geben könnten?
Genauso zu sein, wie ich damals war: offen und neugierig. Dass man dabei auch Enttäuschungen erfahren muss, kann man trotz aller Ratschläge nicht vermeiden. Sie gehören zum Leben dazu.

Welche Autorin oder welcher Autor hat Sie besonders inspiriert?
Da gibt es sehr viele, aber wenn wir von Kinderbüchern sprechen, würde ich sagen, Federica de Cesco, deren Bücher ich als junges Mädchen verschlungen habe, die finnische Autorin Tove Jansson, die die wunderbaren Mumins erschaffen hat, und natürlich Roald Dahl.

Wie erleben Sie die Schweizer Literaturlandschaft?
Die Schweizer Literatur ist schon aufgrund ihrer Vielsprachigkeit interessant. Was Kinderbücher betrifft, ist die Schweiz weltweit ganz vorne. Johanna Spyri hat mit «Heidi» eine unsterbliche Figur geschaffen, die auf der ganzen Welt geliebt wird. Auch «Die rote Zora» von Kurt Held ist ein wunderbarer Klassiker, und Lisa Tetzner hat mit «Die schwarzen Brüder», über die Kaminfegerjungen im Tessin, über Kinderarmut und Ausbeutung eines der besten sozialkritischen Bücher für Kinder überhaupt verfasst.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Können Sie es weiterempfehlen?
Neben meinem Bett stapelt sich derzeit ein Turm von zwanzig Büchern; ganz oben liegt «Der Junge auf dem Berg», von John Boyne. Meine Tochter hat es mir gegeben, weil sie davon begeistert war. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

Stapeln Sie Bücher lieber im Bücherregal oder bevorzugen Sie einen E-Reader?
Ich habe noch nie einen E-Reader benutzt. Mein Haus ist vollgestopft mit Büchern vom Keller bis in den Dachboden. Bücher sind für mich wie die Luft zum Atmen.

Sie sind in Basel, Griechenland und im Tessin aufgewachsen und haben in New York, Berlin, London und Zürich gewohnt, bevor Sie nach Wien gezogen sind. Wo fühlen Sie sich am meisten zu Hause?
Zu Hause ist, wo meine Bücher sind, also in meinem Haus im Wienerwald. Meine Heimat ist aber die Schweiz und ganz besonders Basel, die Stadt, wo ich aufgewachsen bin, und jede Ecke kenne.

Welchen Ort wollen Sie unbedingt noch (einmal) besuchen?
Von einem japanischen Verlag wurde ich einmal für die Präsentation einer Übersetzung nach Tokio eingeladen. Gerne würde ich die Stadt meiner Tochter zeigen und das Land bereisen. Ich finde die japanische Kultur faszinierend.

Worauf freuen Sie sich als Nächstes?
Wenn ich meinen nächsten Roman abgeschlossen habe, fahre ich mit meiner Tochter in die Schweizer Berge in den Urlaub. Das ist für mich immer die schönste Zeit.

Leas Abenteuer

Mehr von Zoë Jenny.