Ende August erscheint mit «Solothurn blickt in den Abgrund» bereits Ihr fünfter Solothurner Krimi um den Polizeihauptmann Dominik Dornach und die Staatsanwältin Angela Casagrande. Worauf dürfen sich Fans der Reihe freuen?
Es gibt ein Wiedersehen mit oder vielmehr ein Wiederlesen über ihre Lieblingsfiguren. Polizeihauptmann Dominik Dornach und Staatsanwältin Angela Casagrande haben sich mit Anschlägen auf Frauenrechtlerinnen auseinanderzusetzen. Dabei geraten sie unversehens in ein Räderwerk geopolitischer und wirtschaftlicher Verstrickungen. Natürlich ist wiederum die Stadt Solothurn Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Daneben spielen sich wichtige Szenen in der grössten Solothurner Stadt Olten ab, aber auch in Paris, Brüssel und der arabischen Golfregion.
Was fasziniert Sie an Ihren beiden Hauptfiguren?
Diese Fragen müssten die Leserinnen und Leser beantworten. Ich liebe die Versatilität der Figuren Dornach und Casagrande. Dornach ist bei Weitem nicht der unfehlbare Superheld. In erster Linie ist er ein Mensch mit all seinen Stärken, Schwächen, Überzeugungen und Zweifeln. Sein Wesen macht ihn zum ruhenden Pol in der Geschichte, der mir erlaubt, die Figuren um ihn herum zur Geltung kommen zu lassen. Einzig seine Tochter Pia schafft es auch diesmal, ihn bisweilen aus der Fassung zu bringen. An Angela Casagrande schätze ich die Mischung von kühler Professionalität und ihrem italienisch geprägten Temperament. Das macht das Zusammenspiel der beiden facettenreich. Ich bin ihnen überaus dankbar, dass sie mich bisher nie im Stich liessen.
Wie findet man bei einer Krimi-Reihe die richtige Balance zwischen dem Fall und übergeordneten Plotsträngen, die sich durch mehrere Bände ziehen?
Die Protagonisten sind das das zentrale und gleichzeitig verbindende Element der Handlungsstränge. Sie halten den roten Faden in der Hand, der sich durch die Bücher zieht. Sobald der Kernfall eines Buches feststeht, definiere ich die Rollen meiner Figuren und wo sie am Schluss des Romans stehen sollten. Somit gelingt es mir während der Niederschrift des Manuskriptes fast automatisch, den zentralen Plot und die übergeordnete Handlung in Harmonie zu bringen.
Worin sehen Sie beim Schreiben einer längeren Krimi-Reihe die grösste Herausforderung?
Meiner Überzeugung nach sind es die Figuren, die den Erfolg einer Reihe ausmachen. Sie sind die guten Freunde, welche die Leserinnen und Leser immer gerne wiedersehen und mit denen sie sich identifizieren können. Die Herausforderung besteht für mich einerseits darin, dass die Hauptfiguren im Verlauf der Reihe sich selbst treu bleiben. Andererseits sollten sie sich weiterentwickeln, um ihre Glaubhaftigkeit zu erhalten.
Schreiben Sie lieber für sich allein stehende Werke oder eine mehrbändige Reihe? Und warum?
Ich mache beides sehr gern. Auch für mich sind die Protagonisten einer Buchreihe alte Freunde, mit denen ich immer wieder gern auf die Reise gehe. Man kennt sich und ich weiss, wie sie in der einen oder anderen Situation reagieren. Zwischendurch sind sie auch für eine Überraschung gut. Das ist je nachdem mal einfacher, mal schwieriger.
Das Schöne an Stand-alone-Geschichten ist es, buchstäblich auf einem weissen Blatt Papier beginnen zu können. Die Figuren haben (noch) keine Vorgeschichte, welche die Aktionsfreiheit stellenweise einschränken kann. Andererseits muss man sich wie im richtigen Leben kennenlernen und den Zugang zueinander finden. Gerade in meinem letzten Roman «Wenn die Schatten sterben» habe ich wieder einmal gemerkt, dass das nicht immer so einfach ist, wie manche vielleicht denken.
Wie planen Sie «Ihre» Verbrechen?
Mir ist zuerst das zentrale Thema wichtig, die Hintergrundgeschichte. Dann brauche ich einen passenden «Türöffner» oder «Aufhänger», meistens in Form eines Deliktes. Das muss nicht immer Mord sein. Generell versuche ich blutrünstige und allzu brutale Beschreibungen zu vermeiden. Mittels Anspielungen und Subtext ist die Leserin oder der Leser imstande, eigene Bilder zu schaffen, die sie oder er verarbeiten kann.
Was ist das Interessanteste, das Ihnen je in Solothurn passiert ist?
Man müsste definieren, was interessant bedeutet. In der Realität war ich in Solothurn glücklicherweise nie persönlich mit Verbrechen konfrontiert. Mein bewegendstes und somit interessantestes Erlebnis: In Solothurn lernte ich eine Walliserin kennen, die später meine Ehefrau wurde.
Welchen Ort in Solothurn sollte man einmal im Leben auf jeden Fall gesehen haben?
Die Antwort dazu findet sich im Buch «111 Orte im Kanton Solothurn die man gesehen haben muss», das Barbara Saladin und ich gemeinsam verfasst haben. Wer ansonsten Solothurn während der wärmeren Jahreszeiten besucht, sollte einfach mal durch die barocke Altstadt flanieren und ihre einmalige mediterrane Atmosphäre in den Gassen und am Aareufer auf sich wirken lassen.
Reizt es Sie, auch mal ein Buch in einem anderen Kanton oder sogar einem anderen Land anzusiedeln?
Das geschieht schon. Obwohl meine Geschichten in der Region Solothurn verankert sind, haben alle einen globalen Bezug. Dafür schicke ich meine Protagonisten schon mal nach Österreich, Holland, Belgien, Frankreich und sogar in den Mittleren Osten. Mein Kriminalroman «Blutlauenen» spielt sich fast vollständig im Berner Oberland ab, allerdings nicht ohne Solothurner Bezug. Solothurn ist für mich Teil der Welt und die Welt ist Teil von Solothurn.
Welches Buch hat Sie zuletzt in seinen Bann gezogen?
Es sind deren drei: das Sachbuch «Die Selbstgerechten» von Sarah Wagenknecht, der Roman «Die Marschallin» von Zora del Buono und schliesslich «Choose Me» (deutsch: «Die Studentin») ein US-amerikanischer Thriller von Tess Gerritsen und Gary Braver.