Vor Kurzem ist der neuste Band Ihrer Reihe um das Ermittlerduo Robert Hunter und Carlos Garcia erschienen. Worum geht es in «Der Totenarzt»?
Ohne zu viel zu verraten – in «Der Totenarzt» versuchen Hunter und Garcia, einen sehr produktiven Serienmörder aufzuspüren, der seit Jahren unter dem Radar operiert, ohne jemals entdeckt zu werden. Der Grund, warum niemand je von der Existenz dieses Serienmörders wusste, ist, dass jeder Mord geschickt als Unfall getarnt ist. Aber die Geheimnisse, die dieser Mörder hütet, sind der schockierendste Aspekt der ganzen Geschichte.
Ein Serienmörder, der komplett unter dem Radar operiert – wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
«Der Totenarzt» basiert tatsächlich auf wahren Gegebenheiten. Das Buch beruht auf einem Fall, an dem ich vor vielen Jahren gearbeitet habe, als ich als Kriminalpsychologe tätig war. Es war nicht genau derselbe Fall, aber ich nahm Anleihen beim Motiv des Mörders und der schockierenden Entdeckung, die wir am Ende der Ermittlungen machten.
Die traurige Realität ist jedoch, dass viele Mörder unter dem Radar operieren, zumindest eine Zeit lang. Wenn sie entdeckt werden, ist bereits viel Schaden angerichtet worden.
Worauf dürfen sich Fans der Reihe besonders freuen?
Hunter verliebt sich … oh nein … tut mir leid … das wird nicht passieren.
Im Ernst – mehr Wendungen, Täuschung und ein ziemlich schockierendes Ende, würde ich sagen.
Was ist Ihre Lieblingsszene und warum?
Das ist eine schwierige Frage, aber ich denke, eine der Szenen, die ich am liebsten geschrieben habe, ist die Einführung einer neuen Figur – einer Medizinstudentin, die den Ermittlungen mit ihren Erkenntnissen am Ende sehr hilft.
Wieso? Das ist schwierig zu sagen. Es hat mir schlicht viel Vergnügen bereitet, diese Figur zu erschaffen.
Worauf legen Sie beim Schreiben Ihres Ermittlerteams grossen Wert?
Alles – die Handlung, die Wendungen, die Antizipation, die Spannung, die Figuren, das Ende – alles, was in meine Romane fliesst, ist für mich extrem wichtig.
Sie haben jahrelang als Kriminalpsychologe gearbeitet. Was hat Sie dazu bewogenegt, über fiktionale Verbrechen zu schreiben?
Mit meiner ganzen Erfahrung als Kriminalpsychologe, in Verbindung mit meiner verrückten Fantasie, schätze ich, es war ein naheliegender Schritt, den ich machen konnte.
Was inspiriert Sie bei der Schaffung «Ihrer» Mörder?
Ziemlich genau die gleiche Antwort wie auf die vorherige Frage – meine verrückte Fantasie, zusammen mit all den schrecklichen Tatorten, die ich besuchen musste. Wenn man beides kombiniert und dem Ganzen etwas Zeit gibt, um in meinem Kopf richtig zu reifen, ist das Ergebnis ein völliges Desaster aus verstörenden und verdrehten fiktiven Morden.
Ihre Bücher sind bekannt für ihre detaillierten Beschreibungen von Gewalt. Wie gehen Sie mit den dunklen Themen um, die Sie in Ihren Geschichten behandeln?
Ganz einfach. Der Trick ist, dass ich weiss, dass alles, was ich erschaffe, egal, wie entsetzlich oder verstörend es ist, nicht real ist... Es ist alles Fiktion... Es ist nicht wirklich passiert... Es ist lediglich Fantasie. Ich bin sehr gut darin geworden, in meinem Kopf Realität und Fiktion voneinander zu trennen.
Wie haben Sie den Wechsel zum Leben als Vollzeitautor erlebt? Was hat sich verändert, was nicht?
Schriftsteller zu werden hat mich gerettet. Kurz bevor ich meinen Verlagsvertrag erhielt, war ich in einer sehr schlechten Verfassung, sowohl geistig als auch körperlich. Ich hatte alles verloren, was ich hatte. Ich war sogar ein paar Tage lang obdachlos, schlief im Park und hatte eine Menge dunkler Gedanken. Das war keine schöne Situation. Es war mein Agent, der mich praktisch gerettet hat, nachdem der Verlagsvertrag gesichert war.
Was sich geändert hat – ich habe jetzt ein Bett, ein Dach und Essen.
Was sich nicht geändert hat – ich bin so ziemlich die gleiche alberne Person, die ich schon immer war.
Los Angeles oder London – Sie haben in beiden Städten gelebt. Wo gefällt es Ihnen besser?
Beide Städte haben ihre Vor- und Nachteile. Ich habe LA geliebt, als ich dort lebte. Ich war jünger, ein Musiker, und ich hatte eine Menge Spass. Heute liebe ich London. Ich bin älter, ein Schriftsteller, aber ich habe immer noch jede Menge Spass.
P.S.: Das Wetter in Los Angeles ist viel besser.
Was ist die seltsamste Geschmackskombination, die Sie je ausprobiert haben?
Geschmack im Sinne von Aroma? Das ist schwierig, denn ich gehöre zu denen, die fast alles probieren würden. Ich bin so viel gereist und habe so viele verschiedene Gerichte probiert, dass es schwierig ist, auf eine einzige Kombination zu kommen, aber in Brasilien gibt es eine Pizza mit Käse, Banane, Zucker, Zimt und Schinken. Die ist tatsächlich köstlich.
Welches Buch empfehlen Sie allen Thriller-Fans?
Die Hunter-Reihe – na ja, ich muss ja meine eigene Arbeit bewerben, oder? ;)
Typisch für Ihre Bücher sind bildhaften Beschreibungen und intensiven Handlungsstränge, die sie geradezu filmreif machen. Gibt es Pläne, Ihre Romane in Filme oder eine TV-Serie zu adaptieren?
Ich würde sehr gerne einen meiner Romane verfilmen oder in eine Fernsehserie verwandeln lassen, aber leider liegt das nicht in meiner Hand. Ein Filmstudio muss genug Interesse an einem meiner Bücher haben, um es für einen Film oder eine Serie zu verwenden. Eine Hollywood-Produktionsfirma hatte bereits Interesse, aber die Studios lehnten ab, weil sie das Buch für zu gewalttätig hielten. Ich habe aber immer noch Hoffnung. Vielleicht eines Tages.
Worauf freuen Sie sich als Nächstes?
In den nächsten Monaten werde ich ziemlich viel auf Lesereisen und Vorträgen unterwegs sein. Darauf freue ich mich immer, denn ich liebe es, zu reisen und neue Leute zu treffen, vor allem Lesende.