Frau von Dincklage, wieso ist Achtsamkeit gerade jetzt so ein grosses Thema?
Achtsamkeit ist die Antwort auf das dringende Bedürfnis nach einer Lösung im Umgang mit chronischem Stress. Je grösser der Druck und die Stressbelastungen, desto mehr suchen die Menschen einen Ausgleich und streben nach Sinn, Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und Lebensqualität, um sich nicht selbst zu verlieren und ihr inneres Gleichgewicht zu erhalten. Sie suchen nach einem Weg, ihre ureigenen Bedürfnisse wieder besser zu spüren und mit sich selbst – falls das Kopfkarussell zu fest kreist – wieder in Kontakt zu kommen. Und dafür eignet sich ein Achtsamkeitstraining hervorragend. Zudem erscheinen jedes Jahr mehr Bücher zum Thema, denn seit den 70er-Jahren wird Achtsamkeit auch für medizinische Zwecke bei chronisch erkrankten Patienten eingesetzt. Viele Unternehmen betreiben zudem Burnout-Prävention mit Achtsamkeitstrainings.
Wie trainiere ich Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist ein Prinzip der Aufmerksamkeitslenkung, bei dem die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment gerichtet wird. Normalerweise beschäftigen wir uns entweder mit Vergangenem oder Zukünftigem, und selten mit dem Jetzt, ausser wenn wir uns stark auf eine Sache konzentrieren. Es geht also darum, unsere Aufmerksamkeit immer wieder ins Jetzt zu holen und dabei gleichzeitig eine wohlwollende, mitfühlende Grundhaltung einzunehmen sowie nicht-wertend Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen zu beobachten und diese anzunehmen, ohne sie verändern zu wollen. Dafür lohnt sich ein tägliches Training in Form einer Achtsamkeitsmeditation von ca. 10 bis 20 Minuten. Für die Gesundheit ist es am effektivsten, die Aufmerksamkeit auf den entspannten Körper zu richten. Anfänger beginnen in der Regel damit, die Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken.
Wie schaffe ich es, Achtsamkeit in meinem durchgeplanten Alltag zu integrieren?
Eigentlich braucht es keinen Zeitaufwand, um achtsam zu sein, da wir nur unseren Fokus verändern. Im Gegenteil, das veränderte Erleben wirkt sich positiv auf unser Zeitempfinden aus, da wir nicht ständig das Gefühl haben, vom einen zum nächsten hetzen zu müssen. Es kehrt eine gefühlte Ruhe ein. Trotzdem braucht es einen bewussten Entscheid, die Achtsamkeitspraxis erlernen zu wollen und eine gute Prise Disziplin dazu. Am einfachsten gelingt dies mit einer professionellen Begleitung. Diese unterstützt dabei, die neue Gewohnheit in den Alltag zu verankern, Erfahrungen einzuordnen und mit unangenehmen Gefühlen umgehen zu können. Es ist hilfreich, sich ein Zeitfenster zu einem fixen Tageszeitpunkt einzurichten. Zum Beispiel eine Achtsamkeitsmeditation in der Morgenroutine oder zur Mittagszeit, um sich für den Nachmittag zu stärken.