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Schweizer Buchpreis

Das Gewinnerbuch 2024: «Seinetwegen» – Zora del Buono

Der Roman «Seinetwegen» von Zora del Buono wird mit dem Schweizer Buchpreis 2024 ausgezeichnet. In dem dicht komponierten Rechercheroman begibt sich die Autorin auf die Suche nach dem Mann, der vor sechzig Jahren ihren Vater bei einem Autounfall tötete. Die Jury begründet ihre Wahl damit, dass Zora del Buono einen Text geschrieben habe, der alle betreffe, obwohl er vom Tod ihres Vaters handelt. «In einer eigenständigen Sprache verhandelt del Buono die Frage nach Schuld, Verlust und Versöhnung. «Seinetwegen» ist ein leiser, unprätentiöser Text voll existentieller Wucht.»

Die Nominierten 2024

Die Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2024 stehen fest. Auf die Shortlist geschafft haben es Zora del Buono, Mariann Bühler, Martin R. Dean, Béla Rothenbühler und Michelle Steinbeck. Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 17. November 2024, um 11 Uhr im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

«Seinetwegen» – Zora del Buono

Der Vater war die grosse Leerstelle in Zora de Buonos Leben. Er starb im Alter von 33 Jahren bei einem Autounfall, als sie acht Monate alt war. Die Mutter hat kaum über ihn gesprochen. Mit über sechzig macht sich die Tochter auf die Suche nach dem Mann, der damals den Unfall verursacht hat, nach dem «Töter». Wer war er? Wie hat er die letzten sechzig Jahre mit dieser Schuld gelebt? In nüchterner, präziser Sprache erzählt Zora del Buono von der Konfrontation mit dem stets Verschwiegenen ihrer eigenen Familiengeschichte. Ein zutiefst menschliches, versöhnliches Buch.

«Verschiebung im Gestein» – Mariann Bühler

Drei Figuren, die nichts voneinander wissen und doch verbunden sind – durch die Gegend, das Dorf und die drängende Frage, wie es weitergehen soll. Denn alle drei befinden sich in existentiellen Umbruchsituationen: Elisabeth übernimmt nach dem Tod ihres Mannes die Dorfbäckerei. Alois führt den Familienhof und kämpft mit seiner Einsamkeit. Und eine junge Frau kehrt ins Dorf zurück, um zurückzuschauen und sich neu zu orientieren. Ein Heimatroman der anderen Art, der sich durch seine knappe Sprache, gekonnte Schnitte und ein ungewöhnliches Sensorium für alltägliche Handlungen auszeichnet.

«Tabak und Schokolade» – Martin R. Dean

Als junge Frau wurde Deans Mutter von einem Mann der westindischen Oberschicht schwanger. Nach ihrem Tod findet der Erzähler Fotos aus seiner frühen Kindheit, die er in Trinidad und Tobago verbrachte, und beginnt zu recherchieren. Seine Suche führt ihn in eine britische Kronkolonie und weiter zurück bis zu seinen indischen Vorfahren, die als Kontraktarbeiter in die Karibik verschifft wurden. Aber auch die Welt der aargauischen Grosseltern und ihr Versuch, das Abenteuer der Mutter «bei den Wilden» auszulöschen, wird erforscht. Indem Dean bildhaft von seinem Leben erzählt, stösst er zu grösseren Fragen rund ums Thema Kolonialismus vor.

«POLIFON PERVERS» – Béla Rothenbühler

Es geht um Kunst, «Konscht». Oder doch eher um «Onderhaltig». Und um Geld. In einer Schweizer Kleinstadt gründen Sabine und Chantal den Kulturverein «Polifon Pervers». Sie machen eine Uni-Theatergruppe mit gewagten Plänen gross, scharen Theaterbegeisterte um sich, und schlussendlich werden auch Hanf-Bauern zu Peformance-Künstlern. Ihre grösste Stärke: Sie wissen, wie man gute Anträge schreibt, um möglichst viel Geld von Förderstellen abzuholen. Bald folgen auf erste Unsauberkeiten alle möglichen Formen des Betrugs. Eine leichtfüssige Persiflage auf die Kulturszene, die nicht zuletzt von einem erfrischend aktuellen Gebrauch der Luzerner Mundart lebt.

«FAVORITA» – Michelle Steinbeck

Fila wächst bei ihrer Grossmutter auf, ihre Mutter ist verschwunden. Als sie die Nachricht vom Tod der Mutter aus Neapel erreicht, ist die Todesursache unklar: Leberzirrhose oder Mord? Fila begibt sich auf eine Reise, die sie zu einem Kollektiv feministischer Widerstandskämpferinnen, faschistischen Deserteuren und einem historischen Femizid führt. Auch Tote geistern herum. Steinbecks zweiter Roman ist ein kraftvoll erzählter Rachekrimi, ein literarischer Roadtrip durch ein neo-faschistisches Italien und eine furchtlose Auseinandersetzung mit Fragen nach Identität, Begehren und patriarchaler Gewalt.

Das Gewinnerbuch 2023: «Sich lichtende Nebel» – Christian Haller

Die Geschichte ist bekannt. Ein Mann geht durch Nacht und Nebel. Betritt einen Lichtkreis, verlässt ihn wieder und taucht im nächsten Lichtkreis wieder auf. Ein anderer Mann beobachtet ihn dabei. Und weil der sich gerade mit physikalischen Fragen auseinandersetzt, mit Atommodellen und der Beschaffenheit des Lichts, kommt ihm der Gedanke, respektive die entscheidende Frage in den Sinn: Woher weiss man, dass ein Mensch, der soeben einen Lichtkreis verlassen hat und weitergeht, im nächsten Lichtkreis wieder auftaucht? Und nicht einfach verschwindet? Diese Anekdote erzählt die Geschichte hinter der Entdeckung der Quantenmechanik durch den Physiker Werner Heisenberg.

Die Nominierten 2023

85 Titel wurden dieses Jahr für den Schweizer Buchpreis eingereicht. Eine fünfköpfige Jury hat daraus fünf Titel ausgewählt. Auf der Nominationsliste stehen: Christian Haller, Demian Lienhard, Sarah Elena Müller, Adam Schwarz und Matthias Zschokke. Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 19. November 2023, im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

«Sich lichtende Nebel» – Christian Haller

Zum Buch: Ein Mann taucht im Lichtkegel einer Laterne auf, verschwindet wieder im Dunkel und erscheint erneut im Licht der nächsten Laterne. Diese Beobachtung und die Frage, wo er in der Zwischenzeit gewesen ist, regte Werner Heisenberg zur Entwicklung seiner revolutionären Quantenmechanik an, die unser Weltbild veränderte. Der Mann unter der Laterne, der gerade den Verlust seiner Frau verarbeiten muss, weiss nichts davon.

Christian Haller erzählt die eigentlich unverbundenen Leben der beiden Männer weiter und öffnet damit einen Raum für grosse Fragen: Wie verlässlich ist unsere Wahrnehmung? Was können wir erkennen? Und wie beschreibt man Unbeschreibliches?

«Mr. Goebbels Jazz Band» – Demian Lienhard

Zum Buch: Erzählt wird die unglaubliche (fast bis ins Detail wahre) Geschichte von Mr. Goebbels Jazz Band. Für den Auslandsradiosender Germany Calling lässt Hitlers Propagandaminister eine Big Band gründen, in denen auch Juden und Homosexuelle im Dienst der NS-Ideologie um ihr Überleben spielen. Und mittendrin ein Schweizer Schriftsteller, der einen Roman über die Band schreiben soll.

Lienhard macht daraus ein temporeiches Spiel mit wechselnden Perspektiven und Wendungen und tiefen Einblicken in die perfiden Mechanismen der Propagandamaschinerie.

«Bild ohne Mädchen» – Sarah Elena Müller

Ein Mädchen, das kaum spricht und das Bett nässt. Ein Nachbar, bei dem es Fernsehen schauen darf, so lange es will, während die Eltern mit anderem beschäftigt sind. Und ein Engel, den das Mädchen auf einer Videokassette entdeckt und der zu ihm hält.

Mit kraftvoller Sprache und surrealen Visionen erzählt die Autorin die Geschichte einer Familie, von Trauma und Sprachlosigkeit und von dem, das niemand sehen will.

«Glitsch» – Adam Schwarz

Glitsch ist ein Fehler in einem Computergame, wenn Risse und Verzerrungen in der Spielwirklichkeit auftauchen. Auch auf dem Kreuzfahrtschiff, auf dem Léon und seine Freundin Kathrin einchecken, um auf der mittlerweile eisfreien Nordostpassage nach Tokyo zu gelangen, stimmt etwas nicht. Die Freundin verschwindet kurz nach der Abfahrt, Léon steht nicht auf der Passagierliste und existiert quasi nicht mehr.

Mit bösem Witz und Ironie erzählt Schwarz vor dem Hintergrund des Klimakatastrophentourismus von einer Gesellschaft, die sich den Tatsachen verweigert, und einem, der aus der Welt fällt.

«Der graue Peter» – Matthias Zschokke

Auch nach etlichen Schicksalsschlägen lebt Peter sein Leben weiter wie bisher. Ihm fehlt das «Empfindungschromosom». Als ihm auf einer Bahnfahrt eine verzweifelte Mutter ihren Sohn Zéphyr anvertraut, um ihn nach Basel zu bringen, entwickelt sich zwischen den beiden eine holprige und doch zarte Beziehung.

Mit frischem Blick und feinem Humor macht Zschokke diesen alternden Mann aus dem Schweizer Mittelstand zu einem ganz und gar aussergewöhnlichen Protagonisten, dem man gerne durch alle Unwägbarkeiten folgt.

Das Gewinnerbuch 2022: «Blutbuch» – Kim de l'Horizon

Zum Buch: Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, ist die Erzählfigur von «Blutbuch» den engen Strukturen der Herkunft entkommen, lebt in Zürich und fühlt sich im nonbinären Körper wohl. Doch dann erkrankt die Grossmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit und den bruchstückhaften Erinnerungen an die eigene Kindheit auseinanderzusetzen. Der Text lässt Erzählkonventionen hinter sich und erzählt auf verblüffend eigenwillige Art eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund der aktuellen Gender- und Klassendebatten.

Die weiteren Nominierten 2022

88 Titel aus 58 Verlagen wurden für den Schweizer Buchpreis 2022 eingereicht. Aus dieser Auswahl hat die fünfköpfige Jury fünf Titel für die Shortlist nominiert: Simon Froehling, Lioba Happel, Kim de l'Horizon, Thomas Hürlimann und Thomas Röthlisberger. Die Preisverleihung findet am Sonntag, dem 20. November 2022, im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel statt.

«Dürrst» – Simon Froehling

Simon Froehlings zweiter Roman führt nach Athen, Kairo, Berlin und Zürich und öffnet den Blick in die Lebensrealität eines homosexuellen Mannes, der zwischen Dating- und Künstlerszene seinen Weg sucht und immer wieder mit den Abgründen seiner bipolaren Erkrankung konfrontiert ist. Konsequent in der zweiten Person erzählt, hält das Buch Leser*innen auf Distanz und geht doch unter die Haut. So schonungslos die Schilderungen sind, so kunstvoll verbinden sich die Zeitebenen zu einer Lektüre von ungewöhnlicher Intensität.

«Pommfritz aus der Hölle» – Lioba Happel

Aus dem Gefängnis heraus schreibt Fritz 23 Briefe über seine Kindheit. Er schreibt an den «Vatter», den er als Kind nur einmal zu Gesicht bekommen hat, er schreibt über die Spezialschule, die Sozialarbeiterin vom Amt und die rettende Begegnung mit der Literatur Rimbauds. Vor allem aber schreibt er über die Mutter, die ständig ass, ihn ans Tischbein band und schlug – und die er schliesslich umgebracht hat. Wie es dazu kam, wird furios erzählt, mit einem Sog, dem man sich kaum entziehen kann.

«Der Rote Diamant» – Thomas Hürlimann

1963 kommt der elfjährige Arthur Goldau in ein Klosterinternat, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Die Fratres führen ein strenges Regiment, es wird gelernt, was schon Generationen vorher gelernt haben, die österreichische Ex-Kaiserin Zita kommt gelegentlich zu Besuch, und es soll sich sogar ein sagenumwobener Diamant aus der Habsburger Krone im Kloster befinden. Doch die Jugendlichen sehen den gesellschaftlichen Umbruch schon am Horizont. Mit der Mischung aus spannendem Internatsroman, philosophischem Kloster-Krimi und ironischem Abgesang auf eine vergangene Zeit zündet Hürlimann ein grandioses Erzählfeuerwerk.

«Steine zählen» – Thomas Röthlisberger

Ein nordisches Drama entfaltet sich um Matti, der allein, nur mit Hund, Gewehr und Schnapsflasche, in seiner Bauernkate in Südfinnland zurückbleibt; um Märta, seine Frau, die ihn nach vierzig Jahren verlassen hat, und um Olli, den Sohn, der seinen Platz im Leben nicht gefunden hat und immer in Geldnöten steckt. Eines Tages findet der lokale Polizeibeamte Matti vor dem Haus in einer Blutlache liegend. Der Text, der alle Ingredienzien eines guten Krimis hat, entwickelt sich zu einem tiefgründigen Roman um Lebenslügen und Verstrickungen.

Das Gewinnerbuch 2021: «Die Erfindung des Ungehorsams»

Zum Buch: Drei Frauen und die Frage nach künstlicher Intelligenz stehen im Zentrum des zweiten Romans von Martina Clavadetscher. Iris, die in Manhattan ungeduldig auf die nächste Dinnerparty wartet. Ling, die in einer Sexpuppenfabrik in China künstliche Frauenkörper auf Herstellungsfehler kontrolliert. Und Ada Lovelace im alten Europa, die visionäre Pläne für neuartige Maschinen entwickelt. Ein Roman über den Kern der Dinge, der durch seine thematische Aktualität und sprachliche Kraft besticht.

Die Nominierten

Für den diesjährigen Schweizer Buchpreis wurden von 65 Verlagen über 92 Titel eingereicht. Jetzt stehen die Nominierten fest: Nebst Martina Clavadetscher stehen Thomas Duarte, Michael Hugentobler, Veronika Sutter und Christian Kracht (er hat seine Nominierung zurückgezogen) auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises 2021.

«Was der Fall ist» – Thomas Duarte

Zum Buch: Ein Sachbearbeiter einer Stiftung erscheint nach Mitternacht auf einem Polizeiposten und erzählt, wie sein Leben aus den Fugen geratenen ist. Er wird finanzieller Unregelmässigkeiten verdächtigt, lässt eine illegal arbeitende Frau im Büro wohnen, deren Lebensberichte ihrerseits Teil der Geständnisse sind. In seinem Debütroman «Was der Fall ist» entfacht Thomas Duarte ein funkelndes Erzählfeuerwerk und entlarvt dabei ernsthaft wie ironisch die Absurditäten unserer Arbeitswelt.

«Feuerland» – Michael Hugentobler

Zum Buch: Thomas Bridges, der Ziehsohn eines englischen Missionars, wächst Mitte des 19. Jahrhunderts in Südamerika unter den Kindern der Yamana auf. Fasziniert und obsessiv legt er ein Wörterbuch ihrer reichen Sprache an, das später in die Hände eines deutschen Völkerkundlers gerät. Als die Nationalsozialisten in den 1930er Jahren beginnen, Bibliotheken zu plündern, gilt es, das Nachschlagewerk unter allen Umständen in Sicherheit zu bringen. Eine subtil erzählte Geschichte zwischen kolonialen und nazistischen Verheerungen, die ohne Helden auskommt.

«Grösser als Du» – Veronika Sutter

Zum Buch: Sie heissen Gloria, Helen oder Gino und sie leben mit einem Geheimnis. Scham und Verleugnung hindern sie, über das zu sprechen, was hinter ihren Wohnungstüren passiert. «Grösser als du» versammelt 15 lose verbundene Erzählungen, die zwischen den Frauenstreiks von 1991 und 2019 angesiedelt sind. Es sind Stücke über Beziehungen und Momente, wo Liebe in Gewalt kippt. Mit präzisen Schnitten und überraschenden Wendungen bringt Veronika Sutter Licht in die dunklen Geschichten.

Schweizer Buchpreis: Das Gewinnerbuch 2020

Die Jury hat entschieden: Der diesjährige Schweizer Buchpreis geht an Anna Stern für «das alles hier, jetzt». Die Wahl der Preisträgerin wurde am Sonntag, 8. November verkündet.
Zum Buch: Anna Stern erzählt vom Verlust eines geliebten Menschen, von Verbundenheit und dem Versuch, der Erinnerung eine angemessene Sprache zu finden. Entstanden ist ein Buch von grosser Intensität, das durch die formale Kühnheit besticht.

Die Nominierten 2020

Nebst Anna Stern hatten sich auch Dorothee Elmiger, Tom Kummer, Charles Lewinsky und Karl Rühmann eine Nomination ergattert.

Aus der Zuckerfabrik – Dorothee Elmiger

Zum Buch: Dorothee Elmiger folgt den Spuren des Geldes und des Verlangens durch die Jahrhunderte und die Weltgegenden. Sie entwirft Biographien von Mystikerinnen, Unersättlichen, Spielern, Orgiastinnen und Kolonialisten, protokolliert Träume und Fälle von Ekstase und Wahnsinn. «Aus der Zuckerfabrik» ist die Geschichte einer Recherche, ein Journal voller Beobachtungen, Befragungen und Ermittlungen. Ein Text, der den Blick öffnet für die Komplexität dieser Welt.

Von schlechten Eltern - Tom Kummer

Zum Buch: Der Erzähler Tom arbeitet als VIP-Fahrer, holt hohe Angestellte von Pharmaunternehmen und Diplomaten vom Flughafen ab und bringt sie nach Zürich oder Bern. Unterwegs durch die Nacht entspinnen sich Dialoge, die von grosser Fremdheit und unheimlicher Intimität sind. Währenddessen führen die Gedanken des Fahrers immer auch weg von der Straße, hin zu den Wanderungen mit seinem Vater zum schwarzen Mönch, noch öfter hin zu Nina, seiner verstorbenen Frau. Sie ist Gast auf jeder Fahrt, flüstert ihm ein, zieht ihn hin zu den Narben der Landschaft. Orte, an denen schwere Unfälle geschehen sind, Flugzeugabstürze und andere Machtproben des Schicksals. Morgens nach der Arbeit setzt er sich ans Bett seines schlafenden Sohnes, legt die Hand auf seine Haut, versucht, eine Zukunft zu sehen. Auf dunstverhangenen Strassen nähert sich Tom Kummer auf eindringliche Weise der grossen Unbekannten des Lebens: dem Tod.

Der Halbbart - Charles Lewinsky

Zum Buch: Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber hört und erfindet er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf in der Talschaft Schwyz, wo die Hacke des Totengräbers täglich zu hören ist und Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Doch vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt der Junge, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet - und wie man auch in rauhen Zeiten das Beste aus sich macht. Ein Roman voller Schalk und Menschlichkeit, der zeigt, wie aus Geschichten Geschichte wird.

Der Held - Karl Rühmann

Zum Buch: 2005, in einem Land, in dem ein Bürgerkrieg getobt hat: Zwei hohe Offiziere, die einst in derselben Armee gedient, im Krieg aber auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten, werden als Kriegsverbrecher an das Internationale Tribunal in Den Haag ausgeliefert. Dort freunden sie sich an. Ein Roman über Schuld, Liebe und Verantwortung und über die Schwierigkeit, unter extremen Umständen das Richtige zu tun.

Schweizer Buchpreis: Die Gewinnerin 2019

Am Sonntag, dem 10. November, wurde in Basel der Schweizer Buchpreis 2019 verliehen. Ausgezeichnet wurde Sibylle Berg für ihr Werk «GRM».
Zum Buch: Vier Kinder in einer heruntergekommenen Stadt in Grossbritannien. Der Brexit ist vollzogen, die Monarchie abgeschafft. Der Staat setzt auf die totale Überwachung. In Beziehungen dominieren Gewalt und Sex. Die vier flüchten sich in Grime, eine Form von Rap, und starten ihre eigene Revolution. Ein gnadenloser Blick auf eine Welt, die vielleicht schon bald die unsere sein könnte.

Die Nominierten 2019

Der Sprung – Simone Lappert

Zum Buch: Als Kind lernte Manu alle Pflanzennamen, weil es leichter ist, allein zu sein, wenn man die Natur kennt. Jetzt steht sie in Gärtnerkleidern auf dem Dach eines Hochhauses und wirft Dachziegel hinunter. Es scheint fast so, als ob sie springen möchte; das Gebäude wird abgeriegelt und von Medienschaffenden umlagert. Und zehn Menschen, die auf irgendeine Weise mit dem Schicksal der jungen Frau verbunden sind, verlieren plötzlich den Boden unter den Füssen.

Balg – Tabea Steiner

Zum Buch: Es mutet idyllisch an. Antonia und Chris ziehen aufs Dorf und bekommen ein Kind. Doch das Paar ist überfordert, die Beziehung geht in die Brüche. Der kleine Timon bleibt bei Antonia – und wird zum Problemkind. Einzig der ehemalige Lehrer Valentin, der sich im Dorf zugleich eingeengt und ausgeschlossen fühlt, findet Zugang zu dem Jungen. Aber Ungesagtes aus der Vergangenheit lastet auf der Annäherung.

Unhaltbare Zustände – Alain Claude Sulzer

Zum Buch: Die Schaufenster des Dekorateurs Stettler sind legendär. Über viele Jahre pilgern die Leute zum Warenhaus «Quatre Saisons», um sie zu sehen. Dann beginnt Stettlers Welt zu bröckeln: Die jungen Leute tragen Bluejeans, am Münster hängt eine Vietcong-Fahne, und mit knapp 60 Jahren wird ihm überraschend ein junger Kollege zur Seite gestellt. So sehr sich Stettler gegen den Wandel auflehnt – sein Leben gerät ins Wanken.

Die Nachkommende – Ivna Žic

Zum Buch: Es ist Hochsommer und wie jedes Jahr sitzt die junge Frau im Zug Richtung Kroatien. Auf der Reise zur Grossmutterinsel, wo ihre Familie bereits auf sie wartet, begleiten sie Erinnerungen an den toten Grossvater, an die Auswanderung der Eltern kurz vor dem Krieg. Und sie denkt an ihren Geliebten in Paris, den sie nicht haben und von dem sie nicht lassen kann. Eine vielschichtige Spurensuche durch das heutige Europa.

Schweizer Buchpreis: Das Gewinnerbuch 2018

Am Sonntag, dem 11. November, wurde in Basel der Schweizer Buchpreis 2018 verliehen. Ausgezeichnet wurde der in Winterthur wohnhafte Schriftsteller Peter Stamm für sein Werk «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt». Das Buch handelt von Christoph, der in Stockholm auf die viel jüngere Lena trifft. Sie sieht der Frau gespenstisch ähnlich, die er vor zwanzig Jahren geliebt hat. Er kennt das Leben, das Lena führt, und weiss, was ihr bevorsteht. So beginnt ein Spiel der Vergangenheit mit der Gegenwart, aus dem keiner unbeschadet herausgehen wird.

Weitere nominierte Bücher 2018

Erfahren Sie jetzt mehr über die vier weiteren Bücher, die es auf die Shortlist geschafft haben:

Die Überwindung der Schwerkraft – Heinz Helle

Zum Autor und zum Buch: Heinz Helle studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und wohnt mit seiner Familie bereits seit mehreren Jahren in Zürich. Im dritten Roman des deutschen Schriftstellers «Die Überwindung der Schwerkraft» verliert der Protagonist unerwartet seinen Bruder und beschliesst, Nachforschungen über dessen Tod anzustellen. Heinz Helle gelingt es dabei meisterhaft, tiefsinnige Fragen über das Leben in die Geschichte einzubinden.

Hier ist noch alles möglich – Gianna Molinari

Zur Autorin und zum Buch: Die aus Basel stammende Autorin Gianna Molinari absolvierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel ihr Studium in Literarischem Schreiben. Mit «Hier ist noch alles möglich» ist der jungen Schriftstellerin zweifelsohne ein bemerkenswertes Romandebüt gelungen, das aufzeigt, wie sich Realität mit Fiktion vermischen kann.

Das Eidechsenkind – Vincenzo Todisco

Zum Autor und zum Buch: Offiziell darf es das Kind nicht geben. Im «Gastland» muss es sich verstecken: unter der Kredenz, im Schrank, in der Abstellkammer, während der Vater auf dem Bau und die Mutter in der Fabrik arbeitet. Im italienischen Ripa hingegen, bei der Nonna Assunta, rennt und spielt der Junge wie alle Kinder. Aus der Sicht eines Kindes erzählt Vincenzo Todisco in «Das Eidechsenkind» von einer Saisonier-Familie der 60er Jahre und von einem verborgenen Schicksal mitten in der Schweiz.

Die Hochhausspringerin – Julia von Lucadou

Zur Autorin und zum Buch: In ihrem Debüt «Die Hochhausspringerin» inszeniert Julia von Lucadou einen packenden Drahtseilakt zwischen totalitärer Überwachung und Freiheitsdrang. Riva, die Protagonistin, ist eine Vorzeigeathletin einer neuen Welt und Millionen halten den Atem an, wenn sie zum Sprung ansetzt. Dann hört Riva von einem Tag auf den anderen auf und verweigert den jubelnden Massen ihre Präsenz. Hier kommt Hitomi ins Spiel. Die Wirtschaftspsychologin überwacht Riva und soll sie gefügig machen. Wenn es ihr nicht gelingt, stürzen beide ab.

Gewinnerbuch 2017

Beim zweiten Mal hat es geklappt: Jonas Lüscher hat mit seinem Roman «Kraft» den Schweizer Buchpreis 2017 gewonnen. Die Jury lobte das Buch als «welthaltiges, dringliches und sprachmächtiges Werk». Im Roman «Kraft» entführt er uns mit einer erfrischenden Bösartigkeit in die Geschichte über einen deutschen Rhetorikprofessor, der vor den Trümmern seines Lebens steht und mit der Antwort auf eine verzwickte Frage eine Million Dollar gewinnen will. Jonas Lüscher war einige Zeit Lektor und Stoffentwickler in der Münchner Filmwirtschaft, heute arbeitet er an der ETH Zürich. Bereits sein Debüt «Frühling der Barbaren» hat es 2013 auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises geschafft.

Weitere nominierte Bücher 2017

Diese vier Autoren waren auch für den Schweizer Buchpreis 2017 nominiert:

Knochenlieder – Martina Clavadetscher

Zur Autorin und zum Buch: Martina Clavadetscher ist seit 2009 als Autorin, Dramatikerin und Radiokolumnistin tätig. Nicht nur für ihre Theaterstücke, sondern auch für ihren zweiten Roman «Knochenlieder» erhielt sie bereits eine Auszeichnung. Dieser wagt den Blick in eine bitterböse Zukunft, in die Martina Clavadetscher raffiniert Märchenmotive einfliessen lässt. Eine knappe Sprache und schnelle Dialoge machen den Text aus. Entstanden ist ein beklemmender und verblüffend gegenwartsnaher Gesellschaftsentwurf.

Halt auf Verlangen – Urs Faes

Zum Autor und zum Buch: Der in Zürich lebende Urs Faes hat schon zahlreiche Werke geschrieben – und genauso zahlreich wurden diese ausgezeichnet. In «Halt auf Verlangen» zeigt sich Urs Faes von seiner bislang intimsten Seite und hält eindringlich und aufwühlend fest, was nach einer Krebsdiagnose passiert. Urs Faes, der kurz nach seiner eigenen Diagnose keine Worte fand, hat diese nun mit dem aussergewöhnlichen Fahrtenbuch gefunden.

Immer ist alles schön – Julia Weber

Zur Autorin und zum Buch: Julia Weber kam 1983 in Moshi (Tansania) auf die Welt und kehrte zwei Jahre später mit ihrer Familie nach Zürich zurück. Nach ihrem Studium Literarisches Schreiben gründete sie den Literaturdienst und auch bei der Kunstaktionsgruppe «Literatur für das, was passiert» hat sie ihre Finger im Spiel. In ihrem Debüt «Immer ist alles schön» fügt sie selbst der Literatur mit leisem Humor eine berührende Geschichte über ein vernachlässigtes Geschwisterpaar hinzu, das sich in einer zerrüttelten Welt zurechtfinden muss.

Das kürzere Leben des Klaus Halm – Lukas Holliger

Zum Autor und zum Buch: Nach mehreren Theaterstücken und Hörspielen erscheint mit «Das kürzere Leben des Klaus Halm» zum ersten Mal ein Roman von Lukas Holliger. Der gebürtige Basler verwebt in diesem auf eine verblüffende Art und Weise die Leben zweier Basler in der Sinnkrise miteinander. Und zwar so gut, dass sich am Schluss nicht mal mehr der zynische Ich-Erzähler schlüssig ist, wer hier denn wessen Leben lebt.
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