Ein Nomadenstamm im hohen Norden von Alaska: Während eines bitterkalten Winters kommt es zu einer gefährlichen Hungersnot. Wie das alte Stammesgesetz es vorschreibt, beschließt der Häuptling, die ältesten beiden Frauen als 'unnütze Esser' zurückzulassen, um den Stamm zu retten. Doch in der Einsamkeit der eisigen Wildnis geschieht das Unglaubliche: Die beiden alten Indianerfrauen geben nicht auf, sondern besinnen sich auf ihre ureigenen Fähigkeiten, die sie längst vergessen geglaubt hatten ...
Velma Wallis, geboren 1960 als eines von dreizehn Kindern in Fort Yukon/Alaska, wurde in den traditionellen Werten ihres Volkes, der Athabasken, erzogen. Nach dem Besuch der Highschool zog sie in eine Trapperhütte und lernte, vom Fischen, Jagen und Fallenstellen zu leben. Heute wohnt Velma Wallis mit ihrer Familie wieder in Fort Yukon. Sie ist die Autorin des Bestsellers 'Zwei alte Frauen', der mit dem Western States Book Award ausgezeichnet und seit seinem Erscheinen in siebzehn Sprachen übersetzt sowie millionenfach verkauft wurde.
Vorwort
Hoffnung, Mut und der Wille zum Überleben
Autorentext
Velma Wallis, geboren 1960 als eines von dreizehn Kindern in Fort Yukon/Alaska, wurde in den traditionellen Werten ihres Volkes, der Athabasken, erzogen. Nach dem Besuch der Highschool zog sie in eine Trapperhütte und lernte, vom Fischen, Jagen und Fallenstellen zu leben. Heute wohnt Velma Wallis mit ihrer Familie wieder in Fort Yukon. Sie ist die Autorin des Bestsellers "Zwei alte Frauen", der mit dem Western States Book Award ausgezeichnet und seit seinem Erscheinen in siebzehn Sprachen übersetzt sowie millionenfach verkauft wurde.
Leseprobe
1
Hunger und Kälte fordern ihren Tribut
Die Luft lag scharf, schweigend und kalt über dem weiten Land. Schlanke Fichtenzweige bogen sich unter der schweren Last des Schnees und warteten auf ferne Frühlingswinde. Die froststarren Weiden schienen in der grimmigen Kälte zu erzittern.
Fern dort oben in diesem scheinbar so unwirtlichen Land lebte eine Schar von Menschen, die in Felle und Tierhäute gekleidet waren und dicht um kleine Feuerstellen hockten. Ihre wettergegerbten Gesichter waren von Hoffnungslosigkeit gezeichnet, denn sie sahen sich dem Hungertod ausgesetzt, und die Zukunft barg wenig Aussicht auf bessere Tage.
Diese Nomaden lebten in der Polarregion von Alaska. Sie nannten sich das Volk, und sie waren ständig unterwegs, auf der Suche nach Nahrung. Wo die Karibus und andere Wandertiere entlangzogen, dort folgte ihnen das Volk. Doch die große Winterkälte schuf besondere Probleme. Die Elche, die ihre bevorzugte Nahrungsquelle bildeten, suchten Schutz vor der durchdringenden Kälte, indem sie sich an einen festen Ort zurückzogen, wo sie schwer zu finden waren. Kleinere und leichter zu erlegende Tiere, wie Kaninchen und Eichhörnchen, konnten eine so große Gruppe wie diese nicht am Leben erhalten. Und während der Kälteperioden verschwanden selbst die kleineren Tiere in ihren Verstecken, oder sie wurden durch Beutejäger seien es Mensch oder Tier dezimiert. So schien denn das Land während dieses ungewöhnlich scharfen Frosteinfalls im späten Herbst unter der bedrohlich lauernden Kälte ohne jegliches Leben zu sein.
In der kalten Jahreszeit erforderte das Jagen mehr Kraft als gewöhnlich. Deshalb bekamen die Jäger zuerst zu essen, denn ihr Geschick war es, von dem das Leben des Volkes abhing. Doch da so viele Mäuler zu stopfen waren, war der Vorrat an Nahrung sehr schnell erschöpft. Obwohl alle sich größte Mühe gaben, mit dem Vorhandenen auszukommen, litten viele Frauen und Kinder an Unterernährung, und einige verhungerten sogar.
In diesem Nomadenverbund lebten auch zwei alte Frauen, um die sich das Volk jahrelang gekümmert hatte. Die Ältere der beiden hieß Ch´idzigyaak, denn bei ihrer Geburt erinnerte sie ihre Eltern an einen Chickadee-Vögel. Die andere Frau hieß Sa´, was Stern bedeutet, denn als die Geburt herannahte, hatte ihre Mutter in den herbstlichen Nachthimmel hochgeschaut und sich besonders auf die weit entfernten Sterne konzentriert, um sich vom Wehen schmerz abzulenken.
Immer wenn die Gruppe einen neuen Lagerplatz erreichte, wies der Häuptling die jüngeren Männer an, für diese zwei alten Frauen einen Unterschlupf zu errichten und sie mit Nahrung und Wasser zu versorgen. Die jüngeren Frauen zogen die Habseligkeiten der beiden älteren Frauen von einem Lager zum nächsten, und als Gegenleistung gerbten die alten Frauen Tierhäute für die, die ihnen halfen. Diese Übereinkunft funktionierte gut.
Die zwei Alten besaßen jedoch eine unschöne Eigenschaft, die zu jenen Zeiten nur selten vorkam. Ständig beklagten sie sich über Wehwehchen hier und Zipperlein da. Und zum Beweis ihrer Kümmerlichkeit gingen sie an Stöcken. Überraschenderweise machte das den anderen nichts aus, obwohl sie alle von Kindheit an gelernt hatten, daß Schwäche bei den Bewohnern dieses rauhen Mutterlandes nicht geduldet war. Dennoch machte niemand den zwei alten Frauen Vorhaltungen, und sie wanderten weiter mit den Stärkeren bis zu jenem verhängnisvollen Tag.
An diesem Tag lag etwas Schwereres als nur die Kälte in der Luft, während das Volk um die wenigen flackernden Feuer versammelt war und dem Häuptling zuhörte. Er war ein Mann, der die anderen fast um