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Zwischen Ost und West
Zwölf Jahre nach dem Mauerbau führt Ria Nachtmann ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin. Niemand würde vermuten, dass sie einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war. Nur eines hat die Jahre überdauert: ihre Liebe zu Jens, einem westdeutschen Journalisten. Doch Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als Ria ein geheimes Treffen arrangiert, wird sie bereits beobachtet. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...
Titus Müller, geboren 1977, studierte Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift Federwelt, ein Jahr später veröffentlichte er seinen ersten historischen Roman, Der Kalligraph des Bischof*s. Titus Müller ist Mitglied des PEN-Club und wurde u.a. mit dem C. S.-Lewis-Preis und dem Sir-Walter-Scott-Preis ausgezeichnet. Für den Roman *Nachtauge(Blessing, 2013) wurde Titus Müller 2014 im Rahmen einer Histo-Couch-Umfrage zum Histo-König des Jahres gewählt. Zuletzt erschienen die Romane Berlin Feuerland und Der Tag X.
Wer fliehen will, kann niemandem trauen. Nicht mal der eigenen Familie.
Zwölf Jahre nach dem Mauerbau führt Ria Nachtmann ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin. Niemand würde vermuten, dass sie einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war. Nur eines hat die Jahre überdauert: ihre Liebe zu Jens, einem westdeutschen Journalisten. Doch Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als Ria ein geheimes Treffen arrangiert, wird sie bereits beobachtet. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...
»Das Schicksal der fiktiven Protagonistin seines Romans verwebt Titus Müller gekonnt mit dem Leben und Wirken der realen zeitgeschichtlichen Figuren.« (sueddeutsche.de)
Autorentext
Titus Müller, geboren 1977, studierte Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift »Federwelt« und veröffentlichte seither mehr als ein Dutzend Romane. Er lebt mit seiner Familie in Landshut, ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u.a. mit dem C.S. Lewis-Preis und dem Homer-Preis ausgezeichnet. Seine Trilogie um »Die fremde Spionin« brachte ihn auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wird auch von Geheimdienstinsidern gelobt.
Klappentext
Zwischen Ost und West
Bulgarien, 1973: Die Freundinnen Charlotte, Ulrike und Ria verbringen einen frühen Sommerurlaub am Schwarzen Meer. Zwei Wochen lang wollen sie bei schönstem Sonnenschein den Alltag zu Hause in Ostberlin vergessen. Doch im Gegensatz zu ihren Freundinnen ist Ria nicht auf Urlaubsflirts aus. Sie ist hierhergekommen, weil sie auf ein Wiedersehen mit ihrer großen Liebe Jens hofft. Niemand darf davon erfahren - denn Jens ist ein Journalist aus Westdeutschland, und Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als ehemalige Spionin des BND weiß Ria, wie man ein geheimes Treffen arrangiert . Doch sie ahnt nicht, dass man sie bereits beobachten lässt. Die Stasi will ihr Beihilfe zur Republikflucht nachweisen. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...
Leseprobe
1
Die Grenze nahe Großtöpfer, Kreis Heiligenstadt. Henning Nowak lag im nassen Gras und fror. Er hörte dem Gesang der Vögel zu, entdeckte seltene Vogelstimmen, einen Girlitz, einen Sprosser, einen Trauerschnäpper. Aus dem benachbarten Wald trotteten Wildschweine.
Nur wenige Schritte entfernt begann der Westen. Zwei Stacheldrahtzäune davor, ein paar Meter verbotenes Land. Neben ihm lag der Postenführer im Gras. Henning wusste über ihn, dass er die Zusage für einen Studienplatz erhalten hatte - Schiffsmaschinenbau in Rostock -, frisch verheiratet war und seine 18 Monate Dienstzeit fast vollständig abgeleistet hatte. Vom Maßband für die letzten 150 Tage, von dem er jeden Tag einen Zentimeter abschnitt, war nur noch ein kleiner Rest geblieben. Er würde bald nach Hause gehen und studieren und mit seiner jungen Frau leben. Er wollte keinen Ärger.
Der Postenführer stand auf und streckte sich. Er verlangte, dass Henning vor ihm lief. Sie gingen los. Als Henning sich umsah, winkte ihm der Postenführer mit der Maschinenpistole, er solle weitergehen.
Argwohn zwischen gemeinsam vergatterten Grenzsoldaten war normal, es gehörte zur üblichen Methode, die Soldaten jeden Tag in anderer Kombination loszuschicken. Bekam der Spieß mit, dass zwischen zweien von ihnen mehr als eine lockere Bekanntschaft zu entstehen drohte, wurden sie nie wieder gemeinsam eingeteilt.
Er kannte die Regeln. Er selbst war ja Spieß gewesen.
Sie liefen in Richtung der Straße nach Bebendorf, um einen neuen Beobachtungspunkt zu beziehen. Die kalte Morgenluft kroch durch die Uniform. Sechs Uhr erst, verdammt. Er hätte nicht auf die Uhr sehen sollen. Es war immer ein Fehler, auf die Uhr zu sehen. Hatte man einmal damit angefangen, guckte man dauernd, und dann verging die Zeit gar nicht mehr. Am besten war es, einfach darauf zu warten, dass der Himmel heller wurde und die Zeit zum Einrücken kam. Das waren die besten Nächte, wenn man es schaffte, vorher nicht auf die Uhr zu sehen.
Sie mussten unter der stillgelegten Bahnstrecke von Geismar nach Friede hindurch, der Postenführer ließ ihn vorgehen in den kleinen Tunnel, ließ eine Gewehrlänge Abstand zwischen ihnen, ihre Schritte knirschten, die Tunnelwände warfen den Hall zurück, dann kamen sie auf der anderen Seite wieder hinaus. Es ging einen schmalen unbefestigten Weg hoch, zur linken Seite dichter Wald, zur rechten der sechs Meter breite Kontrollstreifen und die Zäune aus Stacheldraht, dahinter das Gebiet der BRD. Zwischen den Zäunen waren Minen vergraben, aber nicht überall. Allmählich kam er dahinter, wo vermintes Gelände war und wo nicht.
Henning wusste, was über ihn geredet wurde. Er sollte was mit der Frau seines Kompanieführers gehabt haben. Oder er hatte gesoffen. Um vom Rang eines Hauptfeldwebels zum einfachen Soldaten degradiert zu werden, musste man sich einiges geleistet haben. Manche sagten, dass er das Ansehen der Grenztruppen geschädigt haben musste, Befehle nicht ausgeführt oder die Dienstpflichten vernachlässigt hatte. Dann wieder hieß es, er habe sicher gegen die Parteidisziplin verstoßen, grobe ideologische Verfehlungen, und sei anschließend aus der Partei geworfen worden. Wo er stationiert gewesen war, wussten sie nur gerüchtehalber. Und was er getan hatte, ging nur ihn selbst etwas an.
Er begutachtete wortlos den Kontrollstreifen, sechs Meter glatt geharkte Erde, eine kilometerlange Wunde im Boden. Ein Grenzverletzer musste hier seinen Fußabdruck hinterlassen, wenn er keine Flügel besaß, anders gelangte man nicht zum Stacheldrahtzaun.
Dort vorn die Spur eines Hasen. Der Postenführer sagte: »Nimm dir einen Ast, Henning, und mach das weg.«
Henning holte einen Ast aus dem Wald und verwischte die Hasenspur.
Der Postenführer rauchte.
Henning schwieg.
»Weiter«, sagte der Postenführer, schnippte seine weggerauchte Kippe auf den Wachpfad und trat sie aus. Er wi
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