Alexandra McInnes hat als Pilotin der Special Forces zahlreiche Einsätze erfolgreich geflogen. Doch bei einem verheerenden Unfall wird sie schwer verletzt. Der Kybernetiker Dr. Jensen eröffnet ihr die Möglichkeit, an einem einzigartigen Experiment teilzunehmen: Sie soll ihr Bewusstsein in das Online-Spiel Vorena übertragen und dort vollständig geheilt weiterleben. Als Alexandra die gigantische Welt Vorenas betritt, verändert dies alles. Fortan muss sie als Kämpferin Questen erfüllen, sich mit anderen Spielern verbünden und Reiche erobern. Doch bald holt sie ihre Vergangenheit ein. Denn Alexandra ist nicht die einzige, die in Vorena ein neues Leben beginnen will. Und die Spielwelt Vorena wird bald realer, als sie ahnen konnte ...
Richard Schwartz, geboren 1958 in Frankfurt, hat eine Ausbildung als Flugzeugmechaniker und ein Studium der Elektrotechnik und Informatik absolviert. Er arbeitete als Tankwart, Postfahrer und Systemprogrammierer und restauriert Autos und Motorräder. Am liebsten widmet er sich jedoch phantastischen Welten, die er in der Nacht zu Papier bringt - mit großem Erfolg: Seine Reihe um 'Das Geheimnis von Askir' wurde mehrfach für den Deutschen Phantastik Preis nominiert. Zuletzt erschienen die neuen Reihen 'Die Eisraben-Chroniken' und 'Die Sax-Chroniken'.
Autorentext
Richard Schwartz, geboren 1958 in Frankfurt, hat eine Ausbildung als Flugzeugmechaniker und ein Studium der Elektrotechnik und Informatik absolviert. Er arbeitete als Tankwart, Postfahrer und Systemprogrammierer und restauriert Autos und Motorräder. Am liebsten widmet er sich jedoch phantastischen Welten, die er in der Nacht zu Papier bringt mit großem Erfolg: Seine Reihe um "Das Geheimnis von Askir" wurde mehrfach für den Deutschen Phantastik Preis nominiert. Zuletzt erschienen die neuen Reihen "Die Eisraben-Chroniken" und "Die Sax-Chroniken".
Leseprobe
1 Willkommen in Vorena
»Bist du bereit?«, fragt eine rauchige weibliche Stimme, die bei mir eine Assoziation mit alten Schwarz-Weiß-Filmen, Zigarettenhaltern und Whiskey in vernebelten Bars auslöst.
»Ja«, sage ich.
Nichts geschieht.
Wie aus der Ferne höre ich die Stimme von Dr. Jensen. »Du musst lauter sprechen. Oder besser, deutlicher denken.«
Ja, denke ich entschlossen.
Für einen Moment leuchtet der graue undefinierte Raum, in dem ich mich befinde, golden auf, und ein Schriftzug erscheint vor meinen Augen, um dann langsam wieder zu verblassen.
»Willkommen in Vorena.«
Stehe auf einer Wiese in einer kleinen Waldlichtung und höre das Rascheln der Blätter an den Bäumen, fühle den Wind in meinem Haar und an meinen Beinen. Ein Schmetterling fliegt an mir vorbei, in der Ferne höre ich Vögel zwitschern. Über mir spannt sich ein azurblauer Sommerhimmel mit ein paar kleinen Schäfchenwölkchen.
Ein paar Schritte von mir entfernt bahnt sich ein kleiner fröhlich gurgelnder Bach seinen Weg durch die Lichtung.
Von irgendwoher höre ich ein Pferd wiehern.
Ein Sommertag wie aus einem Bilderbuch.
Blinzele und hebe die Hand, um an meine Wangen zu fassen und die Tränen wegzuwischen, während ich an mir heruntersehe. Ich trage ein einfaches Leinenkleid, kratzig und grob geschnitten, und meine Füße stecken in einfachen Sandalen.
Muss heftig schlucken, als ich sehe, wie sich erst meine große Fußzehe wie durch Magie bewegt. Dann mein ganzer Fuß.
Tue einen Schritt, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, und dann noch einen, einen weiteren und dann wieder einen, bis ich an dem kleinen Bach stehe, wo ich mich langsam hinsetze und dann meine Füße in das Wasser halte, das sich kalt und nass anfühlt und um meine Füße strömt.
»Mein Gott«, hauche ich.
Die Luft neben mir schimmert, und Dr. Jensen steht neben mir. Er trägt noch immer seinen weißen Doktorkittel, und seine auf Hochglanz polierten Schuhe scheinen mir hier irgendwie fehl am Platz.
Dr. Jensen ist einer dieser Menschen, die man nur schwer einordnen kann. Er mag irgendetwas zwischen dreißig und fünfzig sein, mit glatten schwarzen Haaren, den fein geschnittenen Gesichtszügen, die man bei Eurasiern so oft findet, und er besitzt einen kleinen Gamsbart, der mich immer fasziniert, wenn Dr. Jensen spricht und der kleine Bart auf und nieder hüpft.
»Ich glaube«, lächelt er, »Glückwünsche sind angebracht.« Mit einer Geste lässt er ein Hologramm vor sich erscheinen, dessen Balken mir absolut nichts sagen, ihn aber zufrieden nicken lassen. »So wie es aussieht, haben wir mit dir zum ersten Mal eine Integration von hundert Prozent auf allen Parametern erreicht!« Mit einer nachlässigen Geste lässt er die schimmernde Anzeige verschwinden und lächelt mich an. »Wie fühlt es sich für dich an?«
Ich schlucke und sehe auf meine Füße herab, bewege sie im Wasser, fühle die Kühle, die Nässe und den leichten Widerstand des Wassers.
Bewege meine Zehen.
Schlucke erneut.
»Es ist sechs Jahre her, dass ich meine Beine habe spüren können«, sage ich und muss mich räuspern, so schwer fällt es mir zu sprechen. »Also kann ich mir nicht sicher sein ... aber ...« Schlucke wieder, schaue zu ihm hoch und spüre, wie mir die Tränen über die Wangen laufen. »Echt«, bringe ich mühsam hervor. »Es fühlt sich echt an! Wie ist das nur möglich?«
»Als ob du die Antwort nicht wüsstest.« Er schaut sich in der kleinen Lichtung um, sieht dann wieder auf mich herab und lächelt, um dann einen zufriedenen Seufzer auszustoßen. »Tatsächlich bin ich etwas neidisch auf dich. Dir ist bewusst, dass wir hier heute Geschichte schreiben?«
Es ist lange her, dass jemand auf mich hätte neidisch sein können, doch ich glaube Dr. Jensen.
Ein bisschen.
Er nickt, als hätte ich etwas gesagt. »Wissenschaft«, sagt er