Sie tanzen zu 'Mr. Bojangles', sie mixen sich Cocktails, gemeinsam mit ihrem Sohn fahren sie in ihr Schloss nach Spanien. Sie ist charmant und charismatisch, nimmt alle für sich ein mit ihrer extravaganten Art. Georges liebt sie hingebungsvoll, die beiden feiern das Leben, wann immer es geht, denn sie kennen auch seine dunklen Momente: Georges' schillernde Frau ist manisch-depressiv. Als diese bittere Wahrheit ihr Paradies zu zerstören droht, entführen Vater und Sohn die Frau, die sie lieben, kurzerhand aus der Psychiatrie. In einem amerikanischen Oldtimer nehmen sie Kurs auf Spanien, in der Hoffnung, dort so weiterleben zu können wie bisher. - 'Warten auf Bojangles' ist eine hinreißende Liebesgeschichte aus Frankreich, wo sie Kritiker wie Leser begeisterte und die Bestsellerlisten stürmte.
Olivier Bourdeaut lebt in Paris, dies ist sein erster Roman.
Sie tanzen zu »Mr. Bojangles«, sie mixen sich Cocktails, gemeinsam mit ihrem Sohn fahren sie in ihr Schloss nach Spanien. Sie ist charmant und charismatisch, nimmt alle für sich ein mit ihrer extravaganten Art. Georges liebt sie hingebungsvoll, die beiden feiern das Leben, wann immer es geht, denn sie kennen auch seine dunklen Momente: Georges' schillernde Frau ist manisch-depressiv. Als diese bittere Wahrheit ihr Paradies zu zerstören droht, entführen Vater und Sohn die Frau, die sie lieben, kurzerhand aus der Psychiatrie. In einem amerikanischen Oldtimer nehmen sie Kurs auf Spanien, in der Hoffnung, dort so weiterleben zu können wie bisher. - »Warten auf Bojangles« ist eine hinreißende Liebesgeschichte aus Frankreich, wo sie Kritiker wie Leser begeisterte und die Bestsellerlisten stürmte.
Autorentext
Olivier Bourdeaut lebt in Paris, dies ist sein erster Roman.
Leseprobe
1
Vor meiner Geburt, hatte mir mein Vater erzählt, sei er mit einer Harpune auf Fliegenjagd gegangen. Er hatte mir die Harpune gezeigt und eine erlegte Fliege.
»Jetzt mache ich etwas anderes, es war zu anstrengend und sehr schlecht bezahlt«, hatte er hinzugesetzt und seine Arbeitsutensilien in einer Lackschatulle verstaut. »Jetzt eröffne ich Autowerkstätten, das ist viel Arbeit, aber sehr gut bezahlt.«
Am ersten Schultag nach den Ferien, wenn sich alle in den ersten Stunden vorstellen, erzählte ich nicht ohne Stolz von Vaters Berufen, aber ich wurde nur freundlich verspottet und reichlich getadelt.
»Die Wahrheit taugt nichts, dabei war sie diesmal sogar lustiger als jede Lüge«, jammerte ich.
In Wirklichkeit war mein Vater ein Mann des Gesetzes. »Das Gesetz ernährt uns!«, lachte er schallend und stopfte seine Pfeife.
Er war kein Richter, Abgeordneter, Notar oder Anwalt, nichts von alledem. Er verdankte seine Tätigkeit seinem Freund, dem Senator. Weil der ihn stets über die jüngsten Rechtsvorschriften informierte, hatte Vater sich in einen neuen Beruf gestürzt, den der Senator höchstselbst geschaffen hatte. Neue Vorschriften, neuer Beruf, und so wurde Vater »Autowerkstätteneröffner«. Denn um zu gewährleisten, dass alle Autos sicher und sauber rollten, hatte der Senator beschlossen, technische Untersuchungen einzuführen - für alle verpflichtend. Damit weniger Unfälle passierten, mussten die Besitzer sämtlicher Limousinen und Lieferwagen, Blechkaleschen und Benzinkutschen ihre Vehikel nun auf Herz und Nieren prüfen lassen; ob arm, ob reich, da mussten alle durch. Und weil das eben Pflicht war, ließ mein Vater sich die Arbeit teuer bezahlen, sehr teuer. Er ließ sich die Anfahrt bezahlen und die Abfahrt, die Inspektion und die Kontrollinspektion, und nach seinem Lachen zu urteilen, lief das Geschäft fabelhaft.
»Ich rette Leben, ich rette Leben!«, freute er sich, die Nase in den Bankauszügen vergraben.
Damals konnte man viel Geld damit verdienen, Leben zu retten. Nachdem mein Vater Unmengen an Werkstätten eröffnet hatte, verkaufte er sie an einen Konkurrenten. Maman war darüber sehr erleichtert, sie mochte es nicht, dass Vater Leben rettete, denn er musste dafür viel arbeiten, und wir bekamen ihn so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht.
»Ich arbeite lange, damit ich nicht mehr lange arbeiten muss«, entgegnete er stets, aber ich verstand nicht, was er meinte.
Ich verstand häufig nicht, was Vater meinte. Im Laufe der Jahre wurde es ein bisschen besser, aber alles verstand ich nie. Und das war gut so.
Er hatte mir erzählt, er sei mit dieser aschgrauen Furche rechts an seiner Unterlippe zur Welt gekommen, ich fand aber bald heraus, dass diese stets leicht geschwollene Vertiefung, die sein schönes, ein wenig schiefes Lächeln ausmachte, vom fortwährenden Gebrauch seiner Pfeife kam. Sein Haarschnitt, der Mittelscheitel und die Wellen rechts und links davon, ähnelte der Frisur des preußischen Reiters auf dem Gemälde in der Diele. Außer an ihm und dem Preußen hatte ich diese Frisur nie an jemandem gesehen. Die tiefen Augenhöhlen mit den leicht hervorstehenden blauen, rollenden Augäpfeln verliehen seinem Blick etwas Eigentümliches, Tiefgründiges. Ich habe ihn damals immer glücklich erlebt, und er sagte es auch häufig: »Ich bin ein glücklicher Idiot!«
Worauf meine Mutter antwortete: »Wir glauben Ihnen aufs Wort, Georges, aufs Wort glauben wir Ihnen!«
Immerzu summte er vor sich hin, schief. Manchmal pfiff er, ebenso schief, aber wie alles, was von Herzen kam, war es erträglich. Er erzählte schöne Geschichten, und wenn ausnahmsweise keine Gäste da waren, faltete er seinen großen, festen Körper in meinem Bett zusammen, um mich in den Schlaf zu begleiten. Ein Augenrollen, ein Wald, ein Reh, ein Kobold, ein Sarg, und es war aus und vorbei mit meiner Müdigkeit. Am Ende sprang ich meistens munter auf dem Bett herum oder versteckte mich st