Ein neues Pferde-Abenteuer von Spiegel-Besteller-Autorin Nele Neuhaus! Charlotte ist alles andere als begeistert, als sie erfährt, dass ihre ehemals beste Freundin Doro mit in den Urlaub nach Noirmoutier fahren soll. Schließlich reden sie kaum noch miteinander. Doch dann wirkt der Zauber der französischen Insel: ...
Ein neues Pferde-Abenteuer von Spiegel-Besteller-Autorin Nele Neuhaus!
Charlotte ist alles andere als begeistert, als sie erfährt, dass ihre ehemals beste Freundin Doro mit in den Urlaub nach Noirmoutier fahren soll. Schließlich reden sie kaum noch miteinander. Doch dann wirkt der Zauber der französischen Insel: traumhafte Ausritte am Strand und durch die Salzsümpfe es könnte nicht herrlicher sein! Zurück zu Hause stehen die Kreismeisterschaften an, und Charlotte hat die Chance, in den Kader aufgenommen zu werden. Doch plötzlich lahmt Won Da Pie, das einzige Pferd, mit dem Charlotte trainiert hat. Ihr Traum scheint zu platzen aber wofür hat man Freundinnen?
Autorentext
Nele Neuhaus, geboren in Münster/Westfalen, lebt heute im Taunus. Sie reitet seit ihrer Kindheit und schreibt bereits ebenso lange. Nach ihrem Jurastudium arbeitete sie zunächst in einer Werbeagentur, bevor sie begann, Erwachsenenkrimis zu schreiben. Mit diesen schaffte sie es auf die Bestsellerlisten und verbindet nun ihre zwei größten Leidenschaften: Schreiben und Pferde. Ihre eigenen Pferde Fritzi und Won Da Pie standen dabei Pate für die gleichnamigen vierbeinigen Romanfiguren.
Leseprobe
»Bein lang, Absatz tief!«, rief ich zum wiederholten Mal und schnickte mit der Longierpeitsche in die Luft, um Sporty daran zu hindern, in Schritt zu verfallen. »Nicht die Knie hochziehen! Kopf hoch und Schultern zurück! Und treiben! Weiter! Mit den Schenkeln treiben!«
Der alte Apaloosawallach war das bravste Schulpferd aus dem Stall, aber wie alle altgedienten Schulpferde war er ziemlich schlau und wusste genau, wann er sich anstrengen musste und wann nicht. Das dünne dunkelhaarige Mädchen auf seinem Rücken, dessen Beine kaum bis unters Sattelblatt reichten, nötigte ihm keinen Respekt ab, und wenn ich nicht schnalzend und peitscheschwingend hinter ihm durch die Reitbahn laufen würde, wäre er wahrscheinlich längst einfach stehen geblieben. Ich war nass geschwitzt und hatte das Gefühl, mindestens dreimal so viel gelaufen zu sein wie das Pferd.
»Ich hab Seitenstechen!«, piepste das Mädchen, dessen Namen ich vergessen hatte.
»Oh Mann«, murmelte ich. »Scheeeritt, Sporty!«
Das Mädchen presste die Hand in die Seite und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Auf der Bank hinter der Bande saß die Mutter und sprang sofort hoch.
»Willst du lieber aufhören?«, erkundigte sie sich besorgt.
»Nee. Ich muss ja noch zehn Minuten«, antwortete das Mädchen nach einem kurzen Blick auf die verstaubte Uhr, die über den Fenstern des Casinos hing. Und ich glaubte zuerst, mich verhört zu haben.
»Willst du etwas trinken, Mäuschen?«, rief die Mutter und wedelte mit einer Plastiktrinkflasche.
»Darf ich?«, fragte mich die Kleine unsicher.
»Wenn du am Verdursten bist und sonst ohnmächtig wirst - bitte sehr«, antwortete ich schulterzuckend.
»Ach nee, ich hab keinen Durst«, sagte das Mädchen zu ihrer Mutter. Deren Handy klingelte, und sie begann lautstark zu telefonieren, obwohl überall Schilder hingen, dass Handys in der Reithalle unerwünscht waren.
»Sag mal, wie hast du das denn eben gemeint: Du musst noch zehn Minuten?«, fragte ich die Kleine, noch immer etwas ungläubig. »Macht dir das Reiten denn keinen Spaß?«
»Na ja.« Sie zuckte die Schultern. Wieder saß sie ganz krumm im Sattel und zog die Absätze hoch. »Irgendwie hab ich mir das anders vorgestellt. Nicht so anstrengend.«
»Äh, okay.« Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Ich konnte nicht glauben, dass jemand beim Reiten dauernd auf die Uhr guckte, um zu sehen, wann die Stunde endlich vorbei war! Bei mir war das immer anders gewesen, früher, als ich selbst noch auf Schulpferden geritten und die eine Reitstunde das Highlight meiner Woche gewesen war. Selbst wenn ich eins von den Schulpferden zugeteilt bekommen hatte, mit denen ich nicht so gut zurechtkam oder vor denen ich sogar Angst gehabt hatte, wie Flocki, Hanko, Douglas oder Farina, so hatte ich niemals das Ende der Reitstunde herbeigesehnt.
»Ich hab gedacht, ich könnte einfach so losreiten«, gab das Mädchen zu. »Aber jetzt hab ich schon die dritte Longenstunde und kann immer noch nichts. Im Kino ist das anders. Da sieht Reiten voll einfach aus.«
Na spitze! Noch so ein Ostwind-Opfer! Immer wenn irgendein Pferdefilm im Kino lief, kamen ein paar neue Reitschülerinnen in den Stall, die unbedingt sofort reiten können wollten und schon die erste Enttäuschung erlebten, wenn sie - statt auf einem schwarzen Hengst - auf dem treuen alten Sporty an der Longe reiten sollten. Die meisten von ihnen gaben nach den ersten Versuchen wieder auf und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
»Hör mal«, sagte ich. »Reiten lernt man nicht in zwei Wochen. Das ist schon ganz schön mühsam, bis man es so gut kann wie die Schauspielerin von dieser Mika, und die hat ...«
»Oh, du hast Ostwind auch gesehen!«, unterbrach mich das Mädchen und seine Augen leuchteten auf. »War das nicht cool, wie die Mika ohne Sattel über die Wiesen galoppiert ist?«
»Lass mich mal ausreden«, erwiderte ich. »Es ist totaler Schwachsin