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'Verna hatte anfänglich nicht vorgehabt, jemanden zu töten.' Mit diesem fulminanten ersten Satz beginnt die titelgebende Erzählung und sofort befindet man sich im Atwood-Kosmos, sofort wird man hineingezogen in eine Geschichte, die hintergründig, spannend und unglaublich komisch zugleich ist. Verna begibt sich auf eine Arktisreise, um endlich alles hinter sich zu lassen, um abzuschalten. Doch statt Ruhe, Weite, Eis und Schnee trifft sie unerwartet auf den Mann, der ihr Leben für immer veränderte, als er sie vor über fünfzig Jahren zum Schultanz lud, die unscheinbare, fleißige Verna Pritchard an der Seite des begehrten Footballstars. Wie Verna nun späte Rache übt, erzählt Atwood so lakonisch und souverän, wie es nur die 'Queen der kanadischen Literatur' (Literarische Welt) vermag, erzählt in einer einzigen Geschichte ein ganzes Leben. All ihre stilistische Virtuosität, die Leichtigkeit, den Witz und die Ironie legt Margaret Atwood in diesen Band, ein Glanzstück ihrer Erzählkunst.
Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr 'Report der Magd' wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize und dem Nelly-Sachs-Preis. Margaret Atwood lebt in Toronto. Monika Baark, 1968 in Tel Aviv geboren, studierte Anglistik und Kunstgeschichte. Sie lebt in Berlin und übersetzt u.a. Vendela Vida, Jeanette Winterson, Amity Gaige und Miriam Toews.
»Verna hatte anfänglich nicht vorgehabt, jemanden zu töten.« Mit diesem fulminanten ersten Satz beginnt die titelgebende Erzählung und sofort befindet man sich im Atwood-Kosmos, sofort wird man hineingezogen in eine Geschichte, die hintergründig, spannend und unglaublich komisch zugleich ist. Verna begibt sich auf eine Arktisreise, um endlich alles hinter sich zu lassen, um abzuschalten. Doch statt Ruhe, Weite, Eis und Schnee trifft sie unerwartet auf den Mann, der ihr Leben für immer veränderte, als er sie vor über fünfzig Jahren zum Schultanz lud, die unscheinbare, fleißige Verna Pritchard an der Seite des begehrten Footballstars. Wie Verna nun späte Rache übt, erzählt Atwood so lakonisch und souverän, wie es nur die »Queen der kanadischen Literatur« (Literarische Welt) vermag, erzählt in einer einzigen Geschichte ein ganzes Leben. All ihre stilistische Virtuosität, die Leichtigkeit, den Witz und die Ironie legt Margaret Atwood in diesen Band, ein Glanzstück ihrer Erzählkunst.
Autorentext
Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Ihr "Report der Magd" wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize und dem Nelly-Sachs-Preis. Margaret Atwood lebt in Toronto. Monika Baark, 1968 in Tel Aviv geboren, studierte Anglistik und Kunstgeschichte. Sie lebt in Berlin und übersetzt u.a. Vendela Vida, Jeanette Winterson, Amity Gaige und Miriam Toews.
Leseprobe
WIEDERGÄNGER
Geschäftig kommt Reynolds ins Wohnzimmer, sie hat zwei Kissen dabei. Vor unbestimmten Jahren hätten diese Kissen, die aus Reys Armen quellen wie zwei üppige aufblasbare Brüste, weich, aber fest, bei Gavin die Vorstellung ihrer darunter versteckten, tatsächlichen Brüste ausgelöst, ebenso weich, aber fest. Vielleicht hätte er irgendeine schlaue Metapher zusammengeschustert, zwei Säcke mit Federn zum Beispiel und zwei sexuell aufgeschlossene Hühner. Oder womöglich - etwa wegen der Sprungkraft, der Robustheit, der elastischen Beschaffenheit - mit zwei Trampolinen.
Jetzt aber erinnern ihn diese Kissen - abgesehen von den Brüsten - an eine überzogene Avantgarde-Aufführung von Richard dem Dritten, letzten Sommer in einem Park. Reynolds hatte darauf gedrungen; das täte Gavin gut, mal raus aus seinem Trott und im Freien zu sein und sich neuen Ideen zu öffnen, und Gavin sagte, lieber wär's ihm, ins Freie zu gehen und seine Hose zu öffnen, und Rey gab ihm einen spielerischen Rippenstoß und sagte: »Böser Gavvy!« Es gehörte zu ihren koketten Spielchen, dass sie Gavin als dysfunktionales Haustier darstellte. Ist ja auch was dran, denkt er verbittert; noch hat er nicht begonnen, auf den Teppich zu kacken und die Möbel zu zernagen und winselnd vor seinem Futternapf zu stehen, aber es fehlt nicht mehr viel.
Anlässlich ihrer Expedition in den Park nahm Reynolds eine Plastikunterlage zum Sitzen und zwei Decken mit, falls Gavin kalt würde, und zwei Thermoskannen, eine mit heißem Kakao und eine mit Wodka Martini. Ihr Plan war klar; wenn Gavin allzu quengelig wurde, würde sie ihm Alkohol einflößen und ihn zudecken und hoffen, dass er einschläft, um sich voll und ganz auf den ewigen Barden konzentrieren zu können.
Die Plastikunterlage war eine gute Idee, da es am Nachmittag geregnet hatte und das Gras noch feucht war. In der heimlichen Hoffnung, dass es erneut zu regnen anfangen würde und sie nach Hause gehen könnten, hatte sich Gavin auf seiner Decke niedergelassen und über Knieschmerzen geklagt, außerdem habe er Hunger. Reynolds hatte beide Ärgernisse vorausgesehen; prompt wurde eine Tube RUB A535 mit Antiphlogistine zutage gefördert, eines von Gavins liebsten Nonsenswörtern - sowie ein Lachssandwich. »Ich kann dieses elende Programmheft nicht lesen«, sagte Gavin - nicht dass er es gewollt hätte. Rey reichte ihm eine Taschenlampe und eine Lupe. Den meisten seiner Ausreden ist sie gewachsen.
»Wie aufregend!«, sagte sie, ganz das Fräulein Sonnenschein. »Es wird dir gefallen!« Das versetzte Gavin einen Stich: Sie hatte einen so rührenden Glauben an seine angestammte Fähigkeit, sich zu amüsieren. Er müsste sich nur Mühe geben, behauptete sie: Er sei zu negativ, das sei sein Problem. Dieses Gespräch führten sie nicht zum ersten Mal. Er wird ihr entgegnen, sein Problem sei, dass die Welt bis zum Himmel stinke, und sie solle sich doch viel lieber darauf konzentrieren, anstatt ihn zurechtbiegen zu wollen. Und sie wird entgegnen, der Gestank liege in der Nase des Riechenden oder irgendeine andere Übung in kantianischem Subjektivismus - nicht dass sie den erkennen würde, selbst wenn man ihn ihr vor die Nase hielte -, und er solle es doch mal mit buddhistischer Meditation versuchen.
Und Pilates, sie drängt ihn dazu, unbedingt mit Pilates anzufangen. Sie hat schon eine junge Pilates-Lehrerin am Start, die bereit wäre, ihm Privatstunden zu geben, entgegen ihrer Gewohnheit, denn sie bewundert seine Arbeit. Die Vorstellung hat etwas Erschreckendes: dabei zusehen zu müssen, wie irgendeine östrogenstrotzende Kindfrau seine langen knorrigen Gliedmaßen verknotet und dabei den verwegenen, vor Sextrieb und sardonischem Witz kaum zu bändigenden Protagonisten seiner früheren Gedichte mit dem kümmerlichen Bündel aus Schnüren und Stöckchen vergleicht, zu dem er geworden ist. Seht her auf dies Gemälde und auf dies. Warum ist Reynolds so versessen darauf, ihn auf die
Inhalt
Alphinland
Wiedergänger
Dark Lady
Lusus Naturae
Der gefriergetrocknete Bräutigam
Bezaubernde Zenia
Die tote Hand liebt dich
Die steinerne Matratze
Fackelt die Alten ab
Dank