Hier wird nach Märchenmanier gemordet! Jürgen Seibold, der Autor der beliebten Allgäu-Krimis, meldet sich mit einer neuen witzigen Krimireihe zurück. Robert Mondrian hat keine Lust mehr, Attentäter zu jagen und Staatsfeinde mit bloßen Händen aus dem Verkehr zu ziehen. Deswegen hat er Deutschlands geheimstem Geheimdienst den Rücken gekehrt, sich zur Ruhe gesetzt und eine Buchhandlung gekauft. Doch dann wird ausgerechnet seine Traumfrau des Mordes beschuldigt: Feinkosthändlerin Sonja soll einen ihrer Lieferanten mit einem Apfel vergiftet haben. Um den wahren Märchenmörder zu finden, der nach der Schneewittchen-Tat schon sein nächstes Opfer sucht, das er in den Backofen schubsen oder mit einer Spindel in den ewigen Schlaf schicken kann, wendet Robert gemeinsam mit seinem schusseligen Gehilfenteam seine Fähigkeiten aus Agentenzeiten wieder an ... Der Buchhändler und ehemalige Geheimagent Robert Mondrian und sein verpeiltes Gehilfenteam lösen den Fall - und fordern Ihre Lachmuskeln heraus!
Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Theaterstücke, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Autorentext
Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Theaterstücke, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Leseprobe
1
Remslingen lag still in der Morgendämmerung.
Nun ja, so still es eben einer Kreisstadt im Speckgürtel von Stuttgart gegeben ist. Auf den Ausfallstraßen standen die ersten Pendler, allein im Kombi oder in der Limousine, an roten Ampeln, und auf den Gehwegen hinauf zum Bahnhof schlurften Männer und Frauen mit vollen Taschen und leerem Blick. Doch wer die Michaelskirche, deren Geläut gerade halb fünf schlug, hinter sich ließ und die Remsauen betrat, tauchte in relative Ruhe ein. Der Verkehr der Bundesstraße, die einen großen Bogen um Remslingen beschrieb, war hier nur noch ein stetes Rauschen, an manchen Stellen leiser als das Gurgeln des Flusses. Hier gab es keine müden Fußgänger, die einen anrempelten, weil sie nichts als die Abfahrtszeit der S-Bahn vor Augen hatten. Nur ab und zu einen einzelnen Hund, der an einem der Spielgeräte das Bein oder mitten auf der Wiese den Schwanz hob, und einen mürrischen Mann, der ihm nur kurz zupfiff und dann im Wegschlendern so tat, als ginge ihn das Tier und seine Hinterlassenschaft nichts an.
So still also lag Remslingen, und es war, als würde die Stadt noch einmal tief durchatmen, bevor die Hektik des beginnenden Dienstags einsetzte. Am Rand des Biergartens auf der Storcheninsel rauchte ein Obdachloser seine Kippe zu Ende und rollte den Schlafsack zusammen. Richie lümmelte in der Winnender Straße hundemüde auf dem Fensterbrett oberhalb der Eingangstür seines Scottish Pub herum und schimpfte vor sich hin, weil er seit ein paar Wochen nicht mehr vernünftig schlafen konnte. In der Langen Straße am Westrand des Marktplatzes schwang ein alter Holzklappladen auf, und der Puppenspieler beugte sich verschlafen aus dem Fenster, schlürfte geräuschvoll an seiner Bechertasse und ließ den Blick prüfend hinüber zum Marktplatz gleiten. Er sah Horst Schwarzfuß, der gerade damit begann, in seiner Metzgerei die Auslage zu ordnen. Hinter den Glasfronten rundherum war dagegen noch nirgendwo eine Bewegung auszumachen, obwohl auch der Buchladen, das Café Journal und Sonjas Vitaminoase um acht Uhr öffneten. Nur aus der Oberen Sackgasse war leise der Dieselmotor eines Transporters zu hören. Dort luden Sonjas Lieferanten frühmorgens ihre Waren ab und stapelten Obst und Gemüse in Kisten neben der Hintertür ihres Ladens. Und ließen eben manchmal den Motor laufen.
Der Motor des Transporters lief noch eine gute halbe Stunde, bis eine der Nachbarinnen auf die Gasse trat, um sich zu beschweren. Wütend griff sie durch die offene Fahrertür und stoppte den Motor. Dann baute sie sich breitbeinig vor dem Fahrer des Wagens auf, der vor der Hintertür von Sonjas Vitaminoase auf dem Pflaster lag, als ginge ihn das alles gar nichts an. Doch der Mann reagierte nicht auf ihre Schimpftirade. Er reagierte auch nicht auf das vorsichtige Anstoßen mit der Schuhspitze, mit der die Nachbarin den vermeintlich Schlafenden wecken wollte. Dann erst fiel der Frau auf, dass der Mann seltsam verkrümmt auf dem Boden lag und mit weit aufgerissenen Augen zur Hintertür von Sonjas Vitaminoase starrte. Und dass er nicht mehr atmete.
Erschrocken holte die Nachbarin Luft. Dann beendete ihr gellender Schrei die morgendliche Stille in Remslingen.
Was für eine Nacht! Selbst nach seinem Albtraum war es Robert Mondrian vorgekommen, als höre er Geräusche und Stimmen. Einmal glaubte er sogar, durch das geschlossene Schlafzimmerfenster den Schrei einer Frau zu vernehmen, und zog sich daraufhin die Decke über den Kopf - weshalb er das Summen des Weckers verschlief. Erst kurz nach neun schlüpfte er aus dem Bett und in die Klamotten. Er ließ nur schnell einen Kaffee aus der Maschine und schlurfte mit der Tasse in der Hand ins Treppenhaus hinaus. In der Gasse hinter dem Gebäude schien irgendetwas vor sich zu gehen, aber um nachzusehen, fehlten ihm im Moment das Interesse und die Zeit. Seinen schusseligen Mitarbeiter wollte er nicht länger als unbedingt nötig allein im L