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Der Autor, ein Frankfurter Banker, bricht mit seinem bisherigen Leben und macht Tabula Rasa. Mit Rucksack und Neugier fliegt er in ein ihm völlig unbekanntes Land. In seinem Roman beschreibt und verarbeitet er abenteuerliche und lebensgefährliche Erlebnisse während seiner Rucksackreise durch Venezuela.
Der Autor beschreibt und verarbeitet in seinem Roman abenteuerliche und lebensgefährliche Erlebnisse während seiner Rucksack-Reise durch Venezuela. Der Ich-Erzähler wittert jenseits seines bürgerlichen und eingefahrenen Lebens vollkommen neue Erfahrungen und Herausforderungen. Daher lässt er kurzerhand Stress, Alkohol, Monotonie und ein unerfülltes Dasein hinter sich und fliegt nach Südamerika. Er lernt dabei nicht nur das fremde Land, deren Einwohner und andere Aussteiger kennen, sondern auch das eigene Ich mit seinen Sehnsüchten und Hoffnungen, begleitet von Zweifeln und Selbstironie. Der Leser wird mit dem Elend der Armen konfrontiert, der Güte von wenigen, der Menschlichkeit in unmenschlichen Situationen, dem kleinen Glück in unerwarteten Momenten und dem plötzlichen Sterben von Menschen. Er schärft die Wahrnehmung und offenbart ungekannte und pure Lebensfreude. Dem Leser werden Einblicke in lebensgefährliche Situationen, menschliche Abgründe gewährt. Gute und böse Überraschungen wechseln sich ab. Packend und schillernd beschreibt der Autor die verschiedensten Charaktere, die jede für sich auf tiefgründige Weise spannende und lebensfrohe Geschichten entstehen lassen. Der Leser wird dadurch auch mit den herrschenden Widersprüchen, dem Überlebenskampf, der Gewalt und dem allgegenwärtigen Tod konfrontiert. Dieser Roman liefert mit einer unglaublichen Intensität ein buntes Bild von dem, was einem Aussteiger in Südamerika passieren könnte. Eine äußerst gelungene Lektüre, die den Leser immer tiefer in ihren verruchten und klammernden Bann zieht, aus dem es nur ein Entkommen gibt: Aussteigen, ihr Aussteiger!
Vorwort
AUFBRUCH Die ersten Sonnenstrahlen verwandelten die weißen Wolken in eine bizarre milchig -gelbe Berglandschaft. Ich fühlte mich schwerelos in dieser anderen Welt über den Wolken, fern von der bedrückenden Vergangenheit, die ich mit dieser Reise hinter mir zu lassen hoffte. Ich beobachtete die anderen Passagiere. Wie würden die Menschen sein, die ich in Südamerika kennenlernen würde? Gastfreundlich und offen oder zurückhaltend und unfreundlich? Würden es vor allem Touristen sein oder Einheimische? Würde ich Freundschaften schließen oder nur oberflächliche Bekanntschaften machen? Wahrscheinlich werde ich die verschiedensten Charaktere kennenlernen, dachte ich. Hauptsache ich finde Leute, mit denen ich Teile meiner Reise gemeinsam bestreiten kann, um nicht allein unterwegs zu sein. Ständig ohne Begleitung unterwegs: das wäre schlimm. Niemand, mit dem ich meine Eindrücke und Erfahrungen würde teilen können? Ich müsste einsam Entscheidungen treffen und meiner Wege gehen. Bei diesem Gedanken wurden meine Hände feucht, und ein flaues Gefühl beschlich meine Magengegend. Beinahe eifersüchtig sah ich einem jungen Pärchen vor mir beim Flirten zu. Ich hatte mich nie zuvor so einsam gefühlt. Ich sah meine alte Heimat, das Hochhaus in Frankfurt, wo ich im zwölften Stock mit Blick auf die Skyline gelebt hatte. Frankfurt bei Nacht, die vielen strahlenden Lichter im Dunkel und ein Flugzeug, welches mit roten Leuchten über die Stadt hinein in den Nachthimmel flog. Im Keller des Hauses der blau gekachelte Pool mit den effektvoll angeordnete Unterwasserstrahlern, in dem ich nach dem abendlichen Joggen schwamm, um mich anschließend in der Sauna nebenan zu entspannen. Sogar das weißgestrichene Bankhaus, in dem ich gearbeitet hatte, konnte ich sehen. Meinen Schreibtisch am Fenster.
Autorentext
Jörg Bausen wurde 1967 in Gießen geboren. Nach Schule, Ausbildung und Studium arbeitete er in einer Bank bei Frankfurt/Main, bevor er in Deutschland alle Zelte abbrach, um ein halbes Jahr mit dem Rucksack durch Südamerika zu reisen. Heute wohnt er am Inheidener See (Hessen) und ist angestellt als kaufmännischer Sachbearbeiter für Vertrieb und Kalkulation. Er ist nicht verheiratet und hat ein Kind.
Leseprobe
Flughafen Caracas: Chaos, keine Spur von System wie in Frankfurt. Menschen irrten planlos umher, weil an den Schaltern und auf den Informationstafeln nur mangelhafte Angaben über Abflugzeiten und Flugziele genannt waren. In den Hallen stapelte sich abgestelltes Gepäck, und die Besitzer hockten daneben oder darauf. Um sie herum wirbelten Kofferkulis und Taxifahrer nach Kundschaft suchend. Dazu eine eintönige Stimme vom Lautsprecher, die ihren Text wie im Halbschlaf abgespulte. Nach einem Wettrennen mit der Zeit erwischte ich mein Flugzeug gerade rechtzeitig. Mit einer zweimotorigen Maschine, durch Rost und Alter zusammengehalten, setzte ich nach Isla Margarita über. Dort steuerte ich auf einen Taxifahrer zu, einem impulsiven älteren Mann mit grauen Haaren, der mich in ein kleines, billiges Hotel fahren sollte, dessen Adresse ich meinem Reiseführer entnommen hatte. Problem: Ich konnte kein Spanisch und er weder Deutsch noch Englisch. Wir probierten es mit Händen und Füßen. Eine einladende Handbewegung forderte zum Einsteigen auf. Sein Auto war früher irgendein spritfressender Amischlitten gewesen, aber jetzt nur ein Haufen Schrott, der so gerade noch vorankam. Als wir durch die Straßen kurvten, sah ich fast nur solche Wracks am konfusen Verkehr teilnehmen. Die Fahrer legten durch wildes Gestikulieren und dauerndes Hupen ihre eigenen Verkehrsregeln fest. Porlamar, mit meinem Hotel, liegt im Südosten der Insel. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir erfrischende saftig-grüne Landschaften, verschmutzt und verunstaltet durch achtlos entsorgtem Müll. In dichten Sträuchern hingen Plastikbehälter und Blechdosen, welche das gleißende Tageslicht reflektierten und unangenehm blendeten. Selbst in den Dächern der Palmen hatten sich alte Plastiktüten verfangen. Durch das offene Fenster wehte mir ein Gemisch aus Staub, Abgasen und Verpackungsresten ins Gesicht. Es roch nach Meer, Gras und Abfall, wunderbar warm, süßlich, wohltuend belebend, aber gleichzeitig auch herausfordernd und erschreckend, als würden mir beim Einatmen sämtliche Kräfte gegeben und beim Ausatmen wieder genommen.