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London, 1900: Die junge India Selwyn-Jones bewegt sich in den feinsten Kreisen. Bis sie als Ärztin im berüchtigten Viertel Whitechapel zu arbeiten beginnt - und dort in leidenschaftlicher Liebe zu dem gefürchteten Gangsterboss Sid Malone entbrennt ... Voller Dramatik und Sinnlichkeit erzählt Jennifer Donnelly, die Autorin der international erfolgreichen 'Teerose', von ihrer unbeugsamen Heldin India.
Jennifer Donnelly wuchs im Staat New York auf. Mit ihrer 'Rosentrilogie' begeisterte sie in Deutschland unzählige Leserinnen. Auch ihre anderen Romane 'Das Licht des Nordens', 'Das Blut der Lilie' und 'Straße der Schatten' wurden preisgekrönt und ernteten bei Presse und Lesern großen Beifall. Jennifer Donnelly, deren Familie aus Schottland stammt, lebt mit ihrem Mann und Sohn in Brooklyn.
Autorentext
Jennifer Donnelly wuchs im Staat New York auf. Mit ihrer "Rosentrilogie" begeisterte sie in Deutschland unzählige Leserinnen. Auch ihre anderen Romane "Das Licht des Nordens", "Das Blut der Lilie" und "Straße der Schatten" wurden preisgekrönt und ernteten bei Presse und Lesern großen Beifall. Jennifer Donnelly, deren Familie aus Schottland stammt, lebt mit ihrem Mann und Sohn in Brooklyn.
Leseprobe
In Erinnerung an Fred Sage und das London, das er kannte Doctor, my eyes Cannot see the sky. Is this the prize For having learned how not to cry? Doktor, meine Augen Können den Himmel nicht sehen. Ist das der Preis dafür, Daß ich gelernt habe, nicht zu weinen? Jackson Browne Prolog London, Mai 1900 Einen Bullen konnte Frankie Betts schon von weitem riechen. Bullen rochen nach Bier und Haarwasser und gingen, als ob ihre Schuhe drückten. In den Armenvierteln unter den vielen hungrigen Leuten nahmen sie sich besonders feist und fett aus, rausgemästet wie sie waren von all den kostenlosen Mahlzeiten, die sie sich zusammenschnorrten. Bullen machten Frankie rasend. Sie brachten ihn dazu, daß er alles und jeden, der ihm in die Quere kam, niederknüppeln wollte. Und jetzt saß einer direkt neben ihm. Im Barkentine. In der Hochburg der Firma. Und tat so, als wäre er ein ganz normaler Gast. Trank, redete und bestellte Essen. Was für eine gottverdammte Frechheit! Frankie drückte seine Zigarette aus. Er schob seine Ärmel zurück, stand auf und wollte den Mann verprügeln, bis ihm das Licht ausging. Doch bevor er dazu kam, stand plötzlich ein frisches Bier auf der Theke. Desi, der Wirt, hatte es hingestellt. »Du gehst doch noch nicht, Kumpel? Bist doch gerade erst gekommen.« Desis Stimme klang freundlich, aber seine Augen blinzelten warnend. Frankie nickte. »Danke«, sagte er mit zusammengepreßten Lippen und setzte sich wieder. Desi hatte gut daran getan, ihn aufzuhalten. Sid wäre sauer. Er würde sagen, er sei enttäuscht. Frankie war nicht so dumm, Sid zu enttäuschen. So dumm war keiner. Er trank einen Schluck Bier, zündete eine weitere Zigarette an und schob den Fehler, den er fast begangen hätte, auf seine schlechten Nerven. Es war eine schwierige Zeit für die Firma. Eine gefährliche Zeit. Die Bullen jagten sie gnadenlos. Letzte Woche hatten sie einen Wagen mit Lohngeldern ausgeraubt und waren mit über tausend Pfund abgehauen, was Freddie Lytton, den hiesigen Parlamentsabgeordneten, dazu brachte, ihnen den Krieg zu erklären. Er ließ Sid festnehmen. Ronnie und Desi ebenfalls. Aber der Richter hatte sie wieder laufenlassen. Es stellte sich raus, daß es keine Zeugen gab. Zwei Männer und eine Frau hatten den Überfall gesehen, doch als sie hörten, daß sie gegen Sid Malone aussagen sollten, konnten sie sich plötzlich nicht mehr erinnern, wie die Räuber ausgesehen hatten. »Die Polizei hat einen Fehler gemacht und den falschen Mann verhaftet«, sagte Sid auf den Stufen von Old Bailey zur Presse, nachdem er freigelassen worden war. »Ich bin kein Krimineller. Nur ein Geschäftsmann, der auf ehrliche Weise seinen Lebensunterhalt verdienen will.« Das war ein Satz, den er schon oft gebraucht hatte - wann immer die Polizei in seiner Werft oder in seinen Pubs Razzia machte. Er sagte ihn so oft, daß Alvin Donaldson, ein Kriminalinspektor, ihn den »Vorsitzenden« und seine Bande die »Firma« getauft hatte. Lytton war außer sich gewesen. Er schwor, Sids Kopf auf einem Tablett zu servieren. Er schwor, er würde jemanden finden, einen ehrlichen Menschen, der keine Angst hatte, die Wahrheit zu sagen, der sich vor Malone und seiner Verbrecherbande nicht fürchtete, und wenn ihm das gelänge, würde er sie lebenslänglich hinter Gitter bringen. »Der macht bloß Wind«, sagte Sid. »Will sein Bild in der Zeitung sehen. Schließlich sind bald Wahlen.« Frankie hatte ihm geglaubt, aber jetzt saß dieser Bulle hier, frech wie Oskar, und er war sich nicht mehr so sicher, ob Sid recht hatte. Frankie sah den Mann an - nicht direkt, sondern im Spiegel über der Bar. Kam er von Lytton? Oder von jemand anderem? Warum hatte man ihn hergeschickt? Wo es einen Bullen gab, gab es gewöhnlich noch ein Dutzend andere. Frankie ließ den Blick durch den Raum schweifen. Wenn je ein Pub den Namen Räuberhöhle verdiente, dachte er, dann das Bark. Der dunkle niedrige Bau in Limehouse war zwischen zwei Lagerhäuser am Nordufer der Themse gequetscht
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