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München 1944: Erschüttert steht Marlene vor dem ausgebombten Haus am Prinzregentenplatz. Ihre Freundin Deborah und deren kleinen Bruder Wolfgang wähnt sie tot. Doch das kann ihre Entschlossenheit zum Widerstand nicht brechen. Todesmutig stürzt sie sich in den unheilvollen Strudel des Krieges, immer wieder riskiert sie ihr Leben und wird zu einer der meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Sie schließt ungewöhnliche Freundschaften und lernt einen ganz besonderen Mann kennen. Einen Mann, dem das eigene Leben nichts gilt, der aber alles für die Kinder tut, die er unter seinen Schutz gestellt hat. Bald sieht sich Marlene vor der größten Entscheidung ihres Lebens: Sie erhält die Chance, den Verlauf des Krieges zu ändern, vielleicht Millionen Menschen zu retten. Doch dafür müsste der Mann, den sie liebt, sterben ...
Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer 'Honigtot'-, 'Seelenfischer'- und 'Schmetterlinge'-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr aktueller Roman 'Heimat ist ein Sehnsuchtsort' ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.
Autorentext
Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer "Honigtot"-, "Seelenfischer"- und "Schmetterlinge"-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr aktueller Roman "Heimat ist ein Sehnsuchtsort" ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.
Leseprobe
Kapitel 1
Krakau-Kazimierz, Dezember 2012
»Bist du wach?«
Marlene fuhr auf. Vor ihrem Schreibtisch stand Oliwia mit der Tagespostmappe. Sie hatte sie nicht hereinkommen hören, obwohl der alte Holzfußboden knarzte wie ein verwundeter Baum. Sie benötigte einige Sekunden, um sich wieder in der Gegenwart zurechtzufinden. Seit sie an ihrer Biografie schrieb, geschah es ihr häufiger, dass alles um sie herum versank. Eigentlich hatte sie nur ganz kurz ihre Augen schließen wollen, um ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen.
»Oliwia, du bist's«, sagte sie, als wäre sie darüber erleichtert. Sie ordnete mechanisch ihr silbernes Haar. Ihre locker hochgesteckte Frisur erweckte ein wenig den Eindruck, als hätte sie keine Zeit zum Kämmen gehabt, gleichzeitig verlieh sie ihr etwas Mädchenhaftes. »Ich war sowieso fertig.« Sie nahm einen Füller, setzte ihren Namen unter ein Dokument und klappte die Unterschriftenmappe zu, die ihr Oliwia am Morgen bereitgelegt hatte. »Das war's. Den Rest hebe ich mir für den Nachmittag auf.« Sie nahm die Brille ab, die sie an einer Kette am Hals trug, und massierte ihre Nasenwurzel.
»Vielleicht noch das hier«, erwiderte Oliwia, nahm ein Blatt aus einem Umschlag und reichte es ihr.
Marlene, die ohne ihre Brille die Buchstaben nur wie verschwommene Raupen wahrnahm, sah zu ihr auf. »Oliwia, du bist eine Sklaventreiberin! Gönnst du einer alten Frau denn nicht mal eine kleine Pause?«
»Selber schuld. Du hast mich dafür eingestellt, dass ich Ordnung in dein Chaos bringe«, erwiderte diese ungerührt.
»Chaos, welches Chaos?«, brummte Marlene. »Und was zum Teufel soll das sein?« Sie setzte ihre Brille wieder auf. »Eine Interviewanfrage vom deutschen Zeitspiegel? Schon wieder?«, wunderte sie sich.
»Die letzte ist laut meiner Liste fast drei Jahre her.«
»Weiß ich doch. Ich ging bloß davon aus, dass ich die nach dem damaligen Eklat endlich los wäre.«
»Ja, ich habe deinen geharnischten Brief an die Chefredaktion noch gut präsent. Du wurdest falsch zitiert, oder?«
»Nicht nur das. Allein schon der Titel: Die letzte Diva! Was soll denn das aussagen? Erst stellen sie mir Fragen zur Tagespolitik, und wenn ihnen meine Antworten nicht gefallen, dann lassen sie sie entweder weg, oder sie schälen Sätze aus dem Kontext. Für die bin ich eine Kassandra. Bah«, Marlene winkte ab, »es ist überall das Gleiche, die sind inzwischen so politically correct weichgespült, dass denen die Daunen aus dem Hintern kommen. Das steht mir bis zum Hals. Jeder plappert nur noch nach, was gerade politisch opportun ist; kein Mensch scheint mehr an der Wahrheit interessiert zu sein. Weißt du noch, wie die mich zerrissen haben, als meine Heiratsurkunde aufgetaucht ist? Niemand hat sich für die Hintergründe der Hochzeit interessiert. Hauptsache, die hatten ihre fette Schlagzeile. Nazibraut, das haben sie mich geschimpft.«
»Nicht aufregen, denk an deinen Blutdruck«, erwiderte Oliwia wie jemand, der sich ähnliche Litaneien schon des Öfteren hatte anhören müssen.
»Aha!«, rief Marlene und schwenkte das Blatt nach der Lektüre kampfeslustig. »Daher weht also der Wind! Die haben mitgekriegt, dass ich an meiner Biografie arbeite. Jede Wette, dass Jolantas Enkelin ihnen das gesteckt hat! Diese kleine, gierige Kapitalistin ... Hör dir mal diese hinterlistige Frage an, da wollen sie mich wieder bei meinen feministischen Eiern packen: Könnten Sie sich auch vorstellen, einen Roman nur aus der Sicht eines Mannes zu schreiben?«
Oliwia verkniff sich ein Schmunzeln. Freilich wusste sie, dass Marlene mit ihrer blutjungen Agentin haderte, die sie nur Jolantas Enkelin nannte. Jolanta Uptenhoff war fast sechzig Jahre Marlenes Künstleragentin gewesen, und nach ihrem Tod vor nunmehr sechs Jahren hatte ihre Enkelin Severine die Geschäfte übernommen. Sie war Jahrga
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