Dr Eliott Cooper hat alles, was er sich wünschen kann: den Respekt von Patienten und Kollegen, die Liebe seiner Tochter. Doch seit dem Tag, als er vor dreißig Jahren seine Frau Ilena verloren hat, quälen ihn Sehnsucht und Schuldgefühle. Was aber, wenn das Schicksal ihm eine zweite Chance geben gäbe? Wenn er in der Zeit zurückreisen könnte, um einen tragischen Fehler zu korrigieren?
Guillaume Musso wurde 1974 in Antibes geboren und verbrachte mit 19 Jahren mehrere Monate in New York und New Jersey. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde als Lehrer in den Staatsdienst übernommen. Ein schwerer Autounfall brachte ihn letztendlich zum Schreiben. In 'Ein Engel im Winter' verarbeitet er eine Nahtoderfahrung - und wird über Nacht zum Bestsellerautor. Seine Romane, eine intensive Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, haben ihn weltweit zum Publikumsliebling gemacht.
Autorentext
Guillaume Musso wurde 1974 in Antibes geboren und verbrachte mit 19 Jahren mehrere Monate in New York und New Jersey. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde als Lehrer in den Staatsdienst übernommen. Ein schwerer Autounfall brachte ihn letztendlich zum Schreiben. In "Ein Engel im Winter" verarbeitet er eine Nahtoderfahrung - und wird über Nacht zum Bestsellerautor. Seine Romane, eine intensive Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, haben ihn weltweit zum Publikumsliebling gemacht.
Leseprobe
1
Die erste Begegnung
Eines schönen Abends wird die Zukunft Vergangenheit sein. Dann schaut man zurück und blickt auf seine Jugend.
Louis Aragon
Flughafen Miami, September 1976
Die junge Frau am Steuer des Thunderbird-Cabrio näherte sich dem Terminal in sportlichem Tempo. Ihr Haar flatterte im Wind, während sie mehrere Autos überholte und den Wagen schließlich vor der Abflughalle bremste, um ihren Begleiter aussteigen zu lassen. Der schlanke, gutangezogene junge Mann griff nach seiner Reisetasche im Kofferraum, hauchte seiner Chauffeurin noch einen Abschiedskuß zu und verschwand in dem Gebäude aus Stahl und Glas.
Zerstreut machte sich Doktor Elliott Cooper auf den Weg zum Check-in-Schalter. Seit einiger Zeit schon arbeitete er als Chirurg an einem renommierten Krankenhaus in San Francisco - auch wenn er in seiner Lederjacke und mit seinem vom Wind zerzausten Haar jugendlich und verwegen wirkte.
»Wetten, daß ich dir schon jetzt fehle?«
Erstaunt drehte sich Elliott um und begegnete einem smaragdgrünen Blick, aus dem Provokation und zugleich Verletzlichkeit sprachen. Die Besitzerin der katzenhaften Augen trug eine Hüftjeans, darüber eine knappe Wildlederweste mit einem Love-and-Peace-Sticker und ein gelbgrünes T-Shirt - die Farben ihrer Heimat Brasilien.
»Wann habe ich dich bloß zum letzten Mal geküßt?« fragte er und legte ihr zärtlich die Hand in den Nacken. Für einen Augenblick verschwand der Lärm um sie herum. Ihm war, als fiele er aus der Zeit heraus.
»Das ist mindestens eine Minute her«, sagte sie mit ihrer seidigen Stimme.
»Eine Ewigkeit also ...« Er lächelte und drückte sie an sich. Ilena, die Frau seines Lebens ... Immer noch konnte er sein Glück nicht fassen, sie gefunden zu haben, dabei kannten sie sich mittlerweile bald zehn Jahre. Elliott verdankte ihr so vieles: daß er seinen Weg als Arzt gefunden hatte, daß er gelernt hatte, sich anderen Menschen zu öffnen, daß er hohe Ansprüche an sich selbst stellte.
Er war überrascht, daß sie ihm nachgekommen war. Zwischen ihnen galt die Abmachung, sich lange Abschiedsszenen zu ersparen, die den Trennungsschmerz nur schlimmer machten. Es war für beide nicht einfach, eine Beziehung zwischen Florida und San Francisco zu leben. Ihre Liebe mußte die Distanz von viertausend Kilometern zwischen Ost- und Westküste überbrücken und dem Rhythmus einer Zeitverschiebung von vier Stunden folgen. Natürlich hätten sie sich in all den Jahren dazu entschließen können, gemeinsam irgendwo ihr Zelt aufzuschlagen. Aber das hatten sie nie getan. Zunächst aus Angst vor dem Alltag, der womöglich seinen Tribut gefordert und ihnen die Sehnsucht und das Herzklopfen vor jedem Wiedersehen genommen hätte. Mit der Zeit hatten sie sich dann beide in ihrem Beruf etabliert, der eine am Pazifik, die andere am Atlantik: Elliott hatte nach einem langwierigen Medizinstudium die Möglichkeit bekommen, als Chirurg in San Francisco anzufangen, und Ilena war als Tierärztin ihren Meeressäugern in der Ocean World von Orlando treu geblieben. Seit neuestem engagierte sie sich auch bei Greenpeace, einer Organisation aus ein paar militanten Pazifisten und Umweltschützern, die immer mehr von sich reden machte. Vor allem ihr vehementes Eintreten gegen Atomversuche hatte Aufsehen erregt, Ilena allerdings hatte sich den sogenannten Regenbogenkämpfern besonders wegen der Kampagne gegen das Abschlachten von Walen, Robben und Seehunden angeschlossen.
Beide führten auch in den Zeiten ohne den anderen ein ausgefülltes Leben, in dem Langeweile keinen Platz hatte. Und trotzdem war jeder neue Abschied unerträglicher als der vorherige.
»Die Passagiere des Fluges 711 nach San Francisco werden gebeten, sich umgehend zu Gate 18 zu begeben«, ertönte eine blecherne Lautsprecherstimme.
»Ist das nicht dein Flug?«