Alice und Gabriel wachen aneinandergefesselt auf einer Parkbank auf, kennen sich nicht, und können sich an nichts erinnern. In der Nacht zuvor ist Alice mit Freundinnen auf den Champs-Elysées ausgegangen, Gabriel hat in einem Club in Dublin Klavier gespielt. Wie konnten sie in nur so kurzer Zeit nach Amerika gelangen? Wurden sie mit einem Privatjet entführt? Von wem stammen die Blutflecken auf Alice' T-Shirt? Warum trägt sie eine fremde Waffe, in der eine Kugel fehlt? Alice und Gabriel bleibt nichts anderes übrig, als gemeinsam herauszufinden, was passiert ist. Ihre Suche führt sie auf die Spur eines Serienmörders, der Alice schon einmal um ein Haar das Leben gekostet hätte, und nun ein weiteres Mal ihr Leben aus den Angeln hebt. Doch auch hat ein ungewöhnliches Geheimnis ...
Guillaume Musso wurde 1974 in Antibes geboren und verbrachte mit 19 Jahren mehrere Monate in New York und New Jersey. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde als Lehrer in den Staatsdienst übernommen. Ein schwerer Autounfall brachte ihn letztendlich zum Schreiben. In 'Ein Engel im Winter' verarbeitet er eine Nahtoderfahrung - und wird über Nacht zum Bestsellerautor. Seine Romane, eine intensive Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, haben ihn weltweit zum Publikumsliebling gemacht.
Vorwort
Eine Nacht ohne Erinnerung die trotzdem unvergesslich bleibt
Autorentext
Guillaume Musso wurde 1974 in Antibes geboren und verbrachte mit 19 Jahren mehrere Monate in New York und New Jersey. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde als Lehrer in den Staatsdienst übernommen. Ein schwerer Autounfall brachte ihn letztendlich zum Schreiben. In "Ein Engel im Winter" verarbeitet er eine Nahtoderfahrung - und wird über Nacht zum Bestsellerautor. Seine Romane, eine intensive Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, haben ihn weltweit zum Publikumsliebling gemacht.
Leseprobe
Erster Teil
Die Aneinandergeketteten
Kapitel 1
Alice
Ich glaube, dass in jedem Mann ein weiterer Mann steckt: ein Fremder, ein hinterhältiger Kerl.
Stephen King, Zwischen Nacht und Dunkel
Zuerst der starke, schneidende Wind, der über das Gesicht streicht.
Das leichte Rascheln des Laubes. Das entfernte Murmeln eines Bachs. Der dezente Gesang der Vögel. Die ersten Sonnenstrahlen, wahrgenommen durch den Schleier der noch geschlossenen Augenlider.
Dann das Knacken von Zweigen. Der Geruch von feuchter Erde. Von moderndem Laub. Die holzigen und kräftigen Duftnoten grauer Flechten.
Weiter entfernt ein unbestimmtes, unschönes disharmonisches Brummen.
Mühsam öffnete Alice Schäfer die Augen. Das Licht des anbrechenden Tages blendete sie, der Morgentau hatte sich auf ihre Kleidung gelegt. Von kaltem Schweiß durchnässt, fröstelte sie. Ihre Kehle war trocken, und sie hatte einen starken Geschmack nach Asche im Mund. Ihre Gelenke und Gliedmaßen waren steif, ihr Gehirn war wie benebelt.
Als sie sich aufrichtete, stellte sie verdutzt fest, dass sie sich auf einer groben Holzbank befand und ein kräftiger Mann halb auf ihr lag.
Alice unterdrückte einen Schrei, und ihr Herzschlag beschleunigte sich unvermittelt. Bei dem Versuch, sich von ihm zu befreien, glitt sie zu Boden, richtete sich aber sofort wieder auf. Dabei bemerkte sie, dass ihr rechter Unterarm mit Handschellen an das linke Handgelenk des Unbekannten gekettet war. Sie zuckte zurück, doch der Mann bewegte sich nicht.
Scheiße!
Ihr Herz hämmerte wie wild. Ein Blick auf ihre Armbanduhr: Das Zifferblatt ihrer alten Patek Philippe war verkratzt, aber der Mechanismus funktionierte noch, und der ewige Kalender zeigte Dienstag, den 8. Oktober, 8:00 Uhr.
Um Himmels willen! Wo bin ich bloß?, fragte sie sich und versuchte, sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn zu wischen.
Sie blickte nach allen Seiten, um sich zu orientieren. Sie befand sich mitten in einem Wald mit herbstlich goldfarbenem Laub und dichtem Unterholz. Eine stille Lichtung, umgeben von Eichen, Büschen und felsigen Vorsprüngen. Kein Mensch weit und breit, was angesichts der Umstände sicher vorzuziehen war.
Alice hob den Blick. Das Licht war mild, beinahe unwirklich. Tautropfen glitzerten im Blattwerk einer riesigen, flammend rot gefärbten Ulme, deren Wurzeln durch einen Teppich aus feuchtem Laub ragten.
Forêt de Rambouillet? Fontainebleau? Bois de Vincennes?, fragte sie sich.
Diese Umgebung, die einer idyllischen impressionistischen Postkartenansicht glich, stand in deutlichem Kontrast zu diesem surrealistischen Erwachen neben einem völlig Unbekannten.
Vorsichtig beugte sie sich vor, um sein Gesicht besser betrachten zu können. Es war ein Mann zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahren mit zerzaustem braunem Haar und Bartstoppeln.
War er womöglich tot?
Sie kniete sich hin und legte, rechts von seinem Adamsapfel, drei Finger an seinen Hals. Der Puls, den sie spürte, als sie einen leichten Druck auf seine Halsschlagader ausübte, beruhigte sie. Der Mann war bewusstlos, aber nicht tot. Sie nahm sich die Zeit, ihn einen Moment lang zu mustern. Kannte sie ihn? Vielleicht ein Gauner, den sie ins Gefängnis gebracht hatte? Ein Freund aus Kindheitstagen, den sie nicht wiedererkannte? Nein, seine Gesichtszüge sagten ihr absolut gar nichts.
Alice schob die blonde Haarsträhne zurück, die ihr über die Augen gefallen war, dann begutachtete sie die Metallhandschellen, die sie mit diesem Kerl verbanden. Es war ein Standardmodell mit Doppelschloss, wie es von vielen Polizei- oder privaten Sicherheitsdiensten überall auf der Welt verwendet wird. Es war sogar wahrscheinlich, dass es sich um ihre eigenen Handschellen handelte. Alice wühlte in der Hosentasche ihrer Jeans, i