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Franco De Santis ist Polizist von Beruf, Neapolitaner aus Überzeugung und Ex-Ehemann wider Willen. Jeden Sonntag fährt er in das Nobelviertel der Stadt, um seinen Schwiegereltern eine glückliche Ehe vorzuspielen. Doch an diesem schwülen Sommertag wird er in den Arbeiterstadtteil Bagnoli gerufen: Der Gemeindepfarrer hat sich erhängt. Franco kennt ihn seit der Kindheit und weiß, wenn er an eines glaubte, dann an das Leben. Gegen den Willen seines Vorgesetzten beginnt Franco zu ermitteln. Doch in einer Stadt, in der der Schein trügt und der Tod Alltag ist, ist die Suche nach der Wahrheit gefährlich ...
Fabio Paretta ist das Pseudonym eines in Italien lebenden deutschen Autors. Er hat bereits an einigen erfolgreichen Buchprojekten mitgewirkt. Mit 'Die Kraft des Bösen' verbindet er seine große Leidenschaft für das Erzählen mit seiner Begeisterung für das Land, in dem er seit Jahren lebt und erkundet dabei Sonnen- wie Schattenseiten Süditaliens. Fabio Paretta ist mit einer Italienerin verheiratet und hat zwei Kinder.
Autorentext
Fabio Paretta ist das Pseudonym eines in Italien lebenden deutschen Autors. Er hat bereits an einigen erfolgreichen Buchprojekten mitgewirkt. Mit "Die Kraft des Bösen" verbindet er seine große Leidenschaft für das Erzählen mit seiner Begeisterung für das Land, in dem er seit Jahren lebt und erkundet dabei Sonnen- wie Schattenseiten Süditaliens. Fabio Paretta ist mit einer Italienerin verheiratet und hat zwei Kinder.
Leseprobe
1
Die Fliege kroch so langsam über die Panoramascheibe, als wäre sie verletzt, aber dann merkte Franco De Santis, dass sie den Bauch von außen gegen das kühle Glas presste, um sich in der Augusthitze ein wenig Linderung zu verschaffen. Er dagegen saß in klimatisierter Luft an der festlich gedeckten Sonntagstafel und zerteilte den Seeteufel, den seine Frau Isabella auf den Punkt gedünstet und mit Kräutern von der Dachterrasse verfeinert hatte. Das Filet zerfiel auf der Zunge in saftige, zarte Stücke und entfaltete den Duft des Meeres.
Franco schloss für einen Moment die Augen, trank einen Schluck Wein und genoss, wie das Tischgespräch zwischen seiner Frau, ihrer Tochter und den Schwiegereltern allmählich zu einem sanft wogenden Rauschen verschwamm.
»In die Oper?«, fragte seine Schwiegermutter gerade.
»Oper«, »Carmen«, »San Carlo« - De Santis hörte nur sanftes Blubbern, wie die Luft, die aus dem Lungenautomaten an die Oberfläche steigt.
»Aber das hättet ihr mir doch sagen können, ich hätte euch Karten besorgt!«, fiel der Schwiegervater ein. »Franco!«
De Santis fuhr zusammen, er wusste nichts von einem Opernbesuch. Er wollte nur diesen Sonntag genießen, das Essen und vor allem den Augenblick, wenn er Isabella für sich haben würde.
»Gebt eure Karten zurück. Morgen treffe ich Riccardo Muti im Rotary Club, von dem bekomme ich sie gratis«, meinte der Schwiegervater. Er verkehrte in den besten Kreisen der Stadt, oder besser gesagt, die Kreise, die sich um ihn bildeten, galten als die besten.
»Unsere haben auch nichts gekostet. Ein Kunde hat sie mir gegeben«, konterte Isabella lächelnd.
De Santis betrachtete sie und dachte: Was für eine Frau! Was für ein unerklärliches Glück, das ich damals hatte.
»Seit wann geht ihr denn wieder zusammen aus?«, fragte die vierzehnjährige Ludovica mit einem engelhaften Lächeln.
Die Sonntagsessen waren ein ebenso köstliches wie heikles Ritual. Zwar hat so gut wie niemand einen unbefangenen Umgang mit seinen Schwiegereltern, vor allem wenn sie aus einer völlig anderen Schicht stammen, aber bei Franco war die Sache besonders kompliziert. Denn vor sechs Wochen war er ausgezogen, damit sie beide nachdenken konnten über ihre Ehe. Er brauchte nicht nachzudenken, er wollte sie weiterführen, doch Isabella war noch zu keinem Ergebnis gekommen. Einstweilen wahrten sie den Schein, und sonntags, nach dem Dessert, wurde nach wie vor diese Ehe vollzogen.
»Warum sollten sie nicht zusammen ausgehen?«, fragte die Schwiegermutter zurück, sichtlich alarmiert.
De Santis spürte, wie ihm ein Schweißtropfen auf die Stirn trat, trotz der angenehmen neunzehneinhalb Grad Celsius.
»Na jaaa«, setzte Ludovica an, »es gibt da so einiges ...«
Sowohl Isabella als auch Franco versuchten, ihre Tochter mit drohenden Blicken zu bändigen, aber seit Ludovica in der Pubertät war, hatte sie den Rausch der Macht und die Lust an der Eskalation entdeckt. Da ihr das Leben an sich, besonders aber das ihrer Eltern, schnurzegal war, setzte sie es gerne aufs Spiel und verfolgte erheitert, wie das Ganze ausging. Meistens mit einer beachtlichen Prämie. Für sie. Sie drohte mit der Apokalypse, und die Welt zahlte, um nicht unterzugehen.
»Was heißt das, einiges?«, fragte der Schwiegervater in formellem Ton. Man bewegte sich nun nicht mehr auf der Ebene des Klatsches, sondern der offiziellen Verlautbarungen.
»Das, was in jeder Ehe vorkommt, selbst in der besten«, wiegelte De Santis ab.
»Ha!«, lachte Ludovica kurz und höhnisch.
»Schluss jetzt«, schaltete Isabella sich ein, sprang auf und fügte hinzu: »Hilf mir mal mit dem Dessert.«
Das Mädchen blieb sitzen.
De Santis war unschlüssig, was zu tun sei, aber die Anziehungskraft seiner Frau war stärker als die Angst vor einem Eklat, den ihre Tochter in seiner Abwesenheit heraufbeschwören mochte. »Ich greif dir unter die Arme, Schatz«, sagte er,
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