Kann man auf dem Landweg nach Australien fahren? Und wenn ja, wie lange würde das wohl dauern und welchen Herausforderungen müssten sich die Reisenden stellen? Diese Fragen wollen Christian Ebener und seine Frau Anja beantworten, als sie gemeinsam im Sommer 2017 zu diesem großen Abenteuer aufbrechen. Kurz vorher erst haben die beiden Umbau und Restauration ihres fahrbaren Untersatzes abgeschlossen: einer beinahe vierzig Jahre alten Land Rover Ambulanz. Für umfangreiche Testfahrten bleibt keine Zeit, denn sie wissen, dass auf östlichem Kurs der Winter früh einsetzen wird. Major Tom bringt die beiden Overlander heraus aus der Komfortzone des heimischen Alltags und mitten hinein in ein spannendes und oftmals entbehrungsreiches Leben on the road. Dieses Buch erzählt von den Erlebnissen entlang ihres Weges, von authentischen Begegnungen mit fremden Kulturen, von Momenten unfassbarer Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit, aber auch von Tiefpunkten, an denen die Weiterreise infrage gestellt wird. Es beschreibt epische Wüsten und undurchdringliche Dschungel, es berichtet von atemberaubenden Landschaften, den Tieren, die darin leben, den Gefahren, die beides bedrohen und von Land Rover-typischen Reparaturen ... Knapp 70.000 Kilometer werden Christian und Anja zurücklegen, bis sie wissen: Ja, man kann auf dem Landweg nach Australien fahren, und man braucht fast zwei Jahre dazu. Dabei machen sie mehr als einmal die Erfahrung, dass es auch in vermeintlich ausweglosen Situationen immer irgendwie weiter geht!
Autorentext
Christian Ebener, Jahrgang 1981, entdeckte für sich bereits sehr früh die Neugier auf das Unbekannte in der Ferne und die Begeisterung für unberührte Wildnis und grenzenloser Freiheit. Nach einer begonnen Ausbildung zum KFZ Mechaniker, fand er anschließend durch den Beruf des Forstwirts einen Weg, viel Zeit draußen in der freien Natur zu verbringen. Ab 2009 verschrieb er sich konsequent der Leidenschaft des Individualreisens und konstruierte Fernreisefahrzeuge für Gleichgesinnte natürlich nur auf Land Rover Basis. Im Alter von zwanzig unternahm er seine erste Individualreise mit einem motorisierten Untersatz: ausgerüstet mit Zelt und Campingkocher ging es in einem Jeep CJ7 Baujahr 1986 nach Skandinavien. Danach folgten mindestens jährlich weitere Touren: entweder im Allradfahrzeug oder mit Wanderstiefeln und Kanu, jedoch stets auf der Suche nach ursprünglichen Lebensräumen. 2013 brach er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Anja in ihrem Land Rover zu einer mehrmonatigen Reise durch den Orient auf. Die Erlebnisse dieses Abenteuers fasst er in seinem ersten Buch Vier Quadratmeter Freiheit Als Dachzeltnomaden durch den Nahen und Mittleren Osten zusammen. Heute lebt der Abenteurer in seiner Wahl Heimat Hamburg und arbeitet dort als freiberuflicher Autor.
Leseprobe
Pünktlich um elf legt das Schiff ab. Die Stadt und der Wald auf einer kleinen vorgelagerten Insel liegen noch immer im dichten Dunst, der sich nur zaghaft von der Sonne vertreiben lässt. Goodbye Borneo. Wir stehen an der Reling und blicken hinüber, als die grünen Landmassen dieser riesigen Insel langsam kleiner werden. Nachdenklich und wortlos hängt jeder für sich den Erlebnissen und Eindrücken nach, die der sechswöchige Aufenthalt bei uns hinterlassen hat. Vieles war ernüchternd bis enttäuschend, was ohne Frage auch mit unseren falschen Erwartungen zu tun hat. Vieles war aber wunderschön, insbesondere die interessanten Begegnungen mit einer Vielzahl verschiedener Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Die Fähre schiebt sich zielstrebig aus der ruhigen Bucht dem offenen Meer entgegen. Beinahe 24 Stunden werden wir auf ihr verbringen. Sie ist als reines Transportmittel ausgelegt, ohne jeden Schnickschnack. Es gibt keine Cafeteria oder gar ein Restaurant. Frauen verkaufen in einem Gang neben Zigaretten auch selbst gemachtes Essen aus Eimern und Getränke in PET-Flaschen sowie Plastikbecher mit Instantnudeln. Auf dem Oberdeck gibt es Räume mit Schlafnischen. Um nicht zu vergessen, dass die meisten Inseln Indonesiens muslimisch sind, vielleicht aber auch, um den Muslimen an Bord eine Beschäftigung zu geben, erinnert der bordeigene Muezzin fünf Mal täglich über die Lautsprecheranlage ohrenbetäubend und mit schrägem Sound ans Gebet. Als am nächsten Morgen die Küste Sulawesis sichtbar wird, liegen wir noch im Major. Umgeben von stickiger Luft und dem Motorenlärm des Schiffs haben wir den Eindruck, der Muezzin stünde direkt vor unserem Bett und singe nur für uns, als er seinen melodischen Gesang anstimmt. Froh, diese Passage hinter uns zu haben, verlassen wir das Hafengelände Makassars. Die Stadt ist deutlich größer als von uns angenommen. Dichter Verkehr zwängt sich durch die engen Straßen und vielen Baustellen. Überall Menschen, Autos, Roller, Staub, Hitze und Lärm. Der Hello Mister!-Gruß kommt nicht mehr nur unablässig von den vielen Passanten, sondern hat sich nun auch auf die Fahrer langsam vorübertuckernder Lkw ausgeweitet, die dem Ganzen noch mit ihrer Druckluftfanfare ein Krönchen aufsetzen und uns fast das Gehör aus dem Kopf tröten. Im Zentrum geht es ganz schön hektisch zu, trotzdem müssen wir hier einiges erledigen. Das Carnet de Passage für unseren Major ist immer nur ein Jahr lang gültig und das ist bald rum. Daher haben wir beim heimatlichen ADAC ein Anschlusscarnet beantragt, welches seit einigen Tagen bei der DHL-Station hier in der Stadt auf uns wartet. Erleichtert fliehen wir nach seiner Abholung auf östlichem Kurs aus diesem Moloch, unser Weg führt ins Hochland. "Verfolgt" von Wochenendausflüglern Makassars versuchen wir die Hauptstraße zu meiden und begeben uns bald auf kleine Nebenstraßen und Pisten. Diese schlängeln sich durch Reisterrassen, unterbrochen von Felsen oder Wald. Die Menschen leben in kleinen Gehöften, die aus Holz und Bambus errichtet sind und die sich einzeln oder als kleine Weiler in die Landschaft einfügen. Anja hat navigatorisch erneut einen kleinen Leckerbissen vorbereitet: Auf kleinen und kleinsten Pfaden, wohl eigentlich für Mopeds gedacht, verbindet sie zwei Hauptstraßen miteinander. Wir sehen unsere Chance, möglichst ungestört und authentisch die Region zu erkunden. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit gelangen wir in ein kleines Dorf, in dem sich dieser schmale Pfad gabelt. Die Leute, die auf dem Weg unterwegs sind, staunen nicht schlecht und beäugen uns neugierig. Vermutlich kommen hier ohnehin nur sehr wenige Autos vorbei, von ausländischen ganz zu schweigen. Wir fragen nach dem Weg in die nächste Ortschaft. Ein älterer Herr deutet auf die rechte Fahrspur, meint aber zeitgleich, dass es dort nicht weitergehe. Wir bedanken uns und setzen dennoch die Fahrt fort. Regen setzt ein, als wir auf der glitschigen Piste steil bergab fahren. Nach einer Kurve, die sich eng um einen Hügel windet und gleichzeitig noch immer sehr steil ist, erreichen wir ein kleines Plateau. Eine Frau kommt uns entgegen. In der Linken hält sie eine Machete, die Rechte sichert ein großes Bündel geernteter Früchte auf ihrem Kopf. Auch sie versucht uns zu erklären, dass wir hier nicht weiterfahren können. Aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit und des stärker werdenden Regens beschließen wir, an dieser Stelle die Nacht zu verbringen. Kaum haben wir uns eingerichtet, kommen drei Jungs vorbei, einer spricht ganz gut Englisch. Er erklärt uns, dass der Weg weiter unten durch einen Erdrutsch versperrt ist, selbst mit Mopeds komme man dort nicht vorbei. Wir erläutern ihm unsere Lage und fragen, ob es okay sei, wenn wir hier übernachten. Ja, wäre kein Problem, aber wir könnten doch auch oben auf dem winzigen Dorfplatz stehen. Grob können wir uns vorstellen, wie das vermutlich ablaufen würde: Wir würden unablässig neugierig beobachtet und wären keine Sekunde alleine. Wir bedanken uns und verdeutlichen, dass wir uns hier wohler fühlen. Eine halbe Stunde vergeht, als wieder vier Männer kommen. Inzwischen ist es stockfinster, und es regnet i…