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Bei an Suizid Verstorbenen lag häufig eine Suchterkrankung vor und bei Suchtkranken ist das Risiko für Suizid(-versuche) stark erhöht. Dieses Buch fasst das aktuelle Wissen zu Suizidalität sowie die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Suizidalität bei Suchterkrankungen zusammen. Möglichkeiten zur Behandlung einschließlich Prävention werden dargestellt. Internationale Erfahrungen zeigen, dass wichtige Elemente einer erfolgreichen Suizidprävention die Information und Schulung von Fachkräften und Kontaktpersonen von Suizidgefährdeten sind. Das Buch richtet sich insbesondere an diese Personengruppen und will einen Beitrag zur Suizidprävention bei Suchtstörungen leisten.
Prof. Dr. Barbara Schneider, (EU) M. Sc., FÄ für Psychiatrie und Psychotherapie, ist Chefärztin der Abt. Abhängigkeitserkrankungen der LVR-Klinik Köln. Prof. Dr. Dipl.-Chem. Tilman Wetterling, FA für Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie, ist Chefarzt im Vivantes Klinikum Hellersdorf, Berlin.
Autorentext
Prof. Dr. Barbara Schneider, (EU) M. Sc., FÄ für Psychiatrie und Psychotherapie, ist Chefärztin der Abt. Abhängigkeitserkrankungen der LVR-Klinik Köln. Prof. Dr. Dipl.-Chem. Tilman Wetterling, FA für Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie, ist Chefarzt im Vivantes Klinikum Hellersdorf, Berlin.
Leseprobe
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Allgemeine und klinische Epidemiologie
2.1 Epidemiologie von Suchterkrankungen
2.1.1 Allgemeine Epidemiologie von Suchterkrankungen
Die Angaben zur Häufigkeit von Suchterkrankungen hängen von dem betrachteten Zeitraum (z. B. Jahres- vs. Lebenszeitprävalenz) und von der untersuchten Region ab. Aus Deutschland liegen repräsentative und regelmäßig erhobene Daten zu dem Substanzgebrauch in der Bevölkerung vor (Epidemiologischer Suchtsurvey). Die Zahl der Betroffenen in Deutschland in der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren nach dem Suchtsurvey (Pabst et al. 2013) zeigt Tabelle 2.1.
Tab. 2.1: Prävalenz (Häufigkeit) von Suchterkrankungen in Deutschland (Suchtsurvey, Pabst et al. 2013)
Da in den höheren Altersgruppen die Suizidrate deutlich steigt (Statistisches Bundesamt Deutschland 2014), ist die Frage einer Altersabhängigkeit von Suchterkrankungen von Bedeutung. In dem Suchtsurvey 2012 war eine deutliche Altersabhängigkeit für einen riskanten Alkoholkonsum in den untersuchten Altersgruppen von 18 bis 64 Jahre nicht nachweisbar, aber der Anteil derjenigen, die die Kriterien für einen Missbrauch oder eine Abhängigkeit nach DSM-IV erfüllten, sank von der Altersgruppe der 18- bis 20-Jährigen (6,0 % bzw. 6,4 %) deutlich bis zu der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen (0,8 % bzw. 1,1 %; Pabst et al. 2013). Der Anteil derjenigen, die einen risikohaften Alkohol- oder Rauschkonsum betrieben, sank in einer anderen Befragung, in der auch 65- bis 79-Jährige berücksichtigt wurden, kontinuierlich mit dem Alter (Robert-Koch-Institut 2014; Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2014).
Der Anteil der Raucher an der jeweiligen Altersgruppe nimmt mit dem Alter ab (25- bis 29-Jährige: 36,6 % auf 60- bis 64-Jährige: 21,3 %); jedoch steigt unter den Rauchern der Anteil derjenigen an, die 20 oder mehr Zigaretten pro Tag rauchen (18- bis 20-Jährige: 5,9 % auf 60- bis 64-Jährige: 38,9 %; Pabst et al. 2013). Eine Nikotinabhängigkeit (nach DSM-IV) wiesen insgesamt 10,8 % der Bevölkerung auf (13,8 % der 25- bis 29-Jährigen und 7,4 % der 60- bis 64-Jährigen). Auch der Konsum von illegalen Substanzen wie Cannabis, Kokain und Amphetaminen zeigt eine deutliche Altersabhängigkeit. Die über 50-Jährigen gebrauchten kaum illegale Drogen (Pabst et al. 2013).
Die Prävalenz der Anwendung von opioidhaltigen Schmerzmitteln, Schmerzmitteln mit Koffein, Benzodiazepinen und Z-Drugs (Zolpidem, Zopiclon, etc.) zeigte eine deutliche Altersabhängigkeit: Medikamentengebrauch nimmt ab dem 50. Lebensjahr erheblich zu, vor allem bei Frauen. Dies betrifft insbesondere Benzodiazepine und Z-Drugs (Robert-Koch-Institut 2014; Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2014).
Geschlechtsunterschiede sind für den Konsum vieler psychotroper Substanzen beschrieben worden (Kraus et al. 2013). Sowohl beim Gebrauch von Alkohol und Nikotin als auch von illegalen Drogen überwiegen die Männer; umgekehrt ist der Gebrauch von Medikamenten bei Frauen sehr viel verbreiteter (Robert-Koch-Institut 2014; Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2014). In dem Gesundheitssurvey 2012, in dem nur Personen bis 64 Jahren befragt worden sind, sind aber die Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Anteile derjenigen, die einen Missbrauch von Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln betreiben bzw. von diesen Mitteln abhängig sind, nicht groß (Kraus et al. 2013). Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass besonders häufig ältere Frauen ( 65 Jahre) eine Medikamentenabhängigkeit entwickeln.
2.1.2 Klinische Epidemiologie von Suchterkrankungen
Da viele Substanzabhängige sich nicht wegen des Gebrauchs psychotroper Substanzen in ärztliche Behandlung begeben, zeigen sich bei der