Der österreichische Schriftsteller Andreas Gruber, der vor allem für seine Kriminalromane rund um den kauzigen Ermittler Maarten S. Sneijder bekannt ist, verbindet in DER JUDAS-SCHREIN sein bewährtes Gespür für packende Kriminalgeschichten mit seiner Begeisterung für Horror und Grusel in der Tradition von H.P Lovecraft. 'Nichts ist, wie es scheint, bis Andreas Gruber alle Puzzleteile im finsteren Finale zu einer perfekten Weltuntergangsstimmung zusammenfügt.' - Kai Meyer In dem abgeschiedenen Dorf Grein am Gebirge, eingeschlossen zwischen den Bergen und einem Fluss, wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt, der mehrere Rückenwirbel fehlen. Als Kommissar Alex Körner und sein Team mehrere Exhumierungen anordnen, nehmen die Ermittlungen eine ungeahnte Wendung. Zudem spitzt sich die Lage zu, als der vom Dauerregen stark angeschwollene Fluss über die Ufer tritt. Vom Hochwasser eingeschlossen und von der Außenwelt abgeschnitten, kommt eine schreckliche Wahrheit ans Licht und die grausamen Morde gehen weiter ...
Andreas Gruber, geboren 1968 in Wien, studierte an der dortigen Wirtschaftsuniversität und lebt als freier Autor mit seiner Frau und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Seine Romane wurden in zehn Sprachen übersetzt. Er wurde für den Friedrich-Glauser-Krimi-Preis des Syndikats nominiert, ist Preisträger des Skoutz-Awards, des Leo-Perutz-Krimi-Preises der Stadt Wien, der Herzogenrather Handschelle, dreifacher Gewinner des Vincent Preises und dreifacher Gewinner des Deutschen Phantastik Preises.
Autorentext
Andreas Gruber, geboren 1968 in Wien, studierte an der dortigen Wirtschaftsuniversität und lebt als freier Autor mit seiner Frau und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Seine Romane wurden in zehn Sprachen übersetzt. Er wurde für den Friedrich-Glauser-Krimi-Preis des Syndikats nominiert, ist Preisträger des Skoutz-Awards, des Leo-Perutz-Krimi-Preises der Stadt Wien, der Herzogenrather Handschelle, dreifacher Gewinner des Vincent Preises und dreifacher Gewinner des Deutschen Phantastik Preises.
Leseprobe
Körner warf sich den nassen Mantel über den Arm. Wie ein schneidiger Wolf zog er durch die dritte Etage des Landeskriminalamts. Eisige Kälte. Hier roch es nach Kalk und feuchtem Holz. Das Quietschen seiner Schuhe hallte im Treppenhaus wider. Wie er diesen Weg hasste! Es war wie der Gang zum Scharfrichter - falsch, es war der Gang zum Scharfrichter.
Die letzten Tage hatten an seinen Nerven gezerrt. Er hatte zu wenig gegessen, zu viel gearbeitet und war abgemagert. Seine Hose flatterte um die Hüften und wurde lediglich durch den eng gezogenen Gürtel gehalten. Daran änderte nicht einmal der schwarze Pullover etwas, den er sich in den Hosenbund gestopft hatte. Um seine ausgemergelte Erscheinung wettzumachen, war er frisch geduscht und rasiert. Er musste einen guten Eindruck machen, bei dem, was auf ihn zukam.
Die große Wanduhr über dem Eingang des Reviers zeigte 8:25 Uhr. Körner war spät dran. Die Kollegen vom Morddezernat hatten die Einsatzbesprechung bestimmt schon hinter sich. Gleich würden sie wie blutrünstige Hyänen über ihn herfallen. Körner nestelte am Sakko, stopfte die Hand in die Hosentasche und stieß die Tür auf. Im Büro roch es nach Kaffee und Zigaretten.
»Da ist er«, flüsterte jemand. Ein Funkgerät knackte. Schwaiger und Kretschmer waren über Schubladen gebeugt und schauten auf, Breitner legte das Schulterholster an, Sedlak schob einen Stapel Akten zusammen. Gleichzeitig hielten sie in der Bewegung inne.
»Na, Körner, hast du deine Glock dabei?«
Verhaltenes Raunen.
»Oder kann man deine Knarre schon am Schwarzmarkt kaufen?«
Witzig! Er ignorierte die Kommentare und ging grußlos zwischen den Schreibtischen hindurch und an den Flipcharts vorbei. Einige Beamte wichen seinem Blick aus, doch andere wie Kretschmer ließen sich keine Gelegenheit entgehen.
»Streckst du neuerdings alle deine Verdächtigen mit einem Handkantenschlag nieder, Körner?«
»Wenn du deinen Partner loswerden willst, steckst du ihn am besten zu Körner ins Team, dort hat er gute Chancen, eine Kugel ins Bein zu bekommen.« Breitner zog den Holstergurt straff. Die Worte klangen veralbernd, doch seine stechenden Augen sprachen eine ganz andere Sprache.
Körner ließ die Hyänen hinter sich und ging auf Jutta Korens Büro zu. Erst als seine Hand auf der Klinke lag, fühlte er den kalten Schweiß seiner Finger. Mit den Beamten des eigenen Reviers auf Kriegsfuß zu stehen war schlimmer, als mit der Dienstmarke auf die Brust geheftet im Zellenblock für Schwerverbrecher zu stecken. Er merkte, wie er die Nerven verlor, dabei hatte der Psychoterror gerade erst begonnen.
Er atmete tief durch und betrat das Büro seiner Vorgesetzten. In diesem winzigen Raum mit den hohen Wänden lag der Duft von Damenparfum. Chanel No. 5. In den Regalen stapelten sich die Aktenordner, auf dem Schreibtisch standen drei Telefone, und an jedem klebten gelbe Notizzettel. An der Wand hingen die gerahmten Fotos von Korens Vorgängern. Sie selbst bildete den Abschluss in einer langen Reihe grauer Herren im dunklen Nadelstreif.
»Schließen Sie die Tür, Körner.« Jutta Koren wandte ihm den Rücken zu und starrte aus dem Fenster. »Setzen Sie sich!« Der Regen lief über die Scheiben und im grauen Einerlei des Straßenverkehrs blitzten Autoscheinwerfer und Neonreklamen auf.
Körner blieb stehen. Er strich sich über das zurückweichende Haar, das er sich immer so kurz wie möglich schnitt. Der Unterkiefer seines kantigen Gesichts mahlte. Er war knapp einundvierzig Jahre alt, die Geheimratsecken machten ihn interessant, wie er fand. Doch sein raues Äußeres, die stechenden braunen Augen und das Lächeln, das er zuweilen zustande brachte, würden ihm jetzt nicht viel nützen. Kore