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Ein sicheres Kriterium für den menschlichen Tod gibt es nicht. Die neu entfachte Diskussion über den Hirntod zeigt, dass allein aus einem medizinisch-naturwissenschaftlichen Verständnis heraus keine angemessene Bestimmung des Todes zu gewinnen ist. Die Beiträge des Bandes verdeutlichen: Um den Tod begrifflich angemessen zu fassen, muss die personale Dimension des menschlichen Lebens berücksichtigt werden.
Autorentext
Andrea M. Esser ist Professorin für Praktische Philosophie an der Universität Marburg und leitet das philosophische Teilprojekt der Forschungsgruppe »Tod und toter Körper«, in dem Daniel Kersting und Christoph G. W. Schäfer wissenschaftliche Mitarbeiter sind.
Klappentext
Ein sicheres Kriterium für den menschlichen Tod gibt es nicht. Die neu entfachte Diskussion über den Hirntod zeigt, dass allein aus einem medizinischnaturwissenschaftlichen Verständnis heraus keine angemessene Bestimmung des Todes zu gewinnen ist. Die Beiträge des Bandes verdeutlichen: Um den Tod begrifflich angemessen zu fassen, muss die personale Dimension des menschlichen Lebens berücksichtigt werden.
Leseprobe
In der Diskussion über ein angemessenes Verständnis des menschlichen Todes, und besonders in der gegenwärtigen kritischen Auseinandersetzung über das sogenannte Hirntodkriterium, trifft man auf eine ganze Reihe durchaus verschiedener Bestimmungen des Todes. Zwar ist man sich noch weitgehend darüber einig, dass der Tod "das Ende des Lebens" ist - doch mit dieser allgemeinen und bloß negativen Bestimmung enden auch schon die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Positionen der Debatte. Nicht nur, welches Kriterium für den Tod gelten soll, wird kontrovers diskutiert, sondern auch, ob es möglich und sinnvoll ist, den Tod der Person von dem Tod des Menschen zu unterscheiden, und diese beiden Bestimmungen des Todes wiederum vom Tod des Gesamtorganismus abzugrenzen. Die Beantwortung dieser Fragen erzwingt eine positive Bestimmung des Begriffs des Todes, die nur unter Bezug auf einen (gehaltvollen) Begriff des Lebens gewonnen werden kann. Mit jedem Schritt der inhaltlichen Ausgestaltung und positiven Ausdifferenzierung des Begriffs des Todes gehen allerdings gewichtige konzeptionelle Weichenstellungen einher, die zugleich immer auch praktische Folgen haben. Denn "das Leben" bedeutet, wenn dieser Ausdruck im Zusammenhang der Lebenswissenschaften gebraucht wird, nichts anders als die Lebendigkeit. Lebendigkeit zeichnet die Gegenstände der Lebenswissenschaften - also "alle Lebewesen" - als eben solche aus. Ist demgegenüber von "Leben" im Kontext unseres Alltags die Rede, so charakterisiert dieser Ausdruck in der Regel unsere individuelle Lebensgeschichte, unsere persönlichen Erlebnisse, unsere Erfahrungen, Beziehungen und Tätigkeiten kurz: "Leben" meint hier einen spezifischen Sinn, den unser individuelles Dasein über längere Zeiträume zu erkennen gibt. Dass wir unsere alltäglichen Lebensvollzüge in dieser Weise verstehen und als solche zu reflektieren vermögen, dass wir auf diese Weise ein Leben in Formen führen können, die für uns charakteristisch sind, bezeichnen wir für gewöhnlich als "personales Leben". Das Leben des Menschen ist schon allein deshalb Gegenstand vielfältiger begrifflicher Untersuchungen, weil es sowohl von den Formen der Lebendigkeit als auch von den Formen, die das personale Leben bestimmen, geprägt und strukturiert ist. Aus diesem Diskussionszusammenhang heraus ist die Frage entstanden, was ein spezifisch menschliches Leben nun eigentlich im Unterschied zum Leben anderer Lebewesen ausmacht - und welche Rolle dabei personale Fähigkeiten sowie die personalen Besonderheiten der jeweiligen Lebensvollzüge spielen. Den verschiedenen Bestimmungen des Lebensbegriffs wiederum entsprechen auch verschiedene Bestimmungen des menschlichen Todes. Doch mit den so entwickelten verschiedenen Bedeutungsdimensionen der Begriffe Leben und Tod ergibt sich die Frage nach ihrem Zusammenhang und nach einem integrativen Verständnis auch des menschlichen Todes. Wenn man in der Folge den Tod eines Menschen nicht allein als das "irreversible Ende eines Organismus", sondern als den Abschluss eines personal und interpersonal vollzogenen Lebens begreift, dann lässt sich im Rahmen dieser hermeneutisch-praktischen Bestimmung ein auf das menschliche Leben bezogener, und insofern diesem auch angemessener Begriff des Todes entwickeln. Er wäre terminologisch als "personaler Tod" zu bezeichnen - weil und insofern dieser Begriff seinen Gehalt aus der Relation auf die personalen Lebensvollzüge gewinnt. Mit der Rede vom "personalen Tod" sind allerdings wiederum zentrale philosophische Fragen und Probleme verbunden, die nach einer Klärung verlangen. Welchen Status hat die Rede von "Personalität"? Sind alle Menschen als Personen anzusehen und führen sie ein personales Leben, dessen Ende entsprechend als "personaler Tod" zu bezeichnen ist? Oder ist es eine notwendige Voraussetzung, dass man über bestimmte Kompetenzen verfügt, damit man den Status der Person erlangen bzw. (noch) zugesprochen bekommen kann? Ist es im Unterschied zu dieser kompetenzorientierten Sicht nicht vielleicht sogar geboten, Personalität als einen strikt normativen Begriff im Rahmen normativer Systeme zu entwickeln und ihn ganz unabhängig davon zuzuschreiben, ob bestimmte personale Fähigkeiten tatsächlich vorliegen oder ausgeübt werden? Würde sich aber ein solches Verständnis von Personalität mit den Bedingungen der Leiblichkeit, Lebendigkeit und Sozialität des Menschen verbinden lassen, ohne die doch zweifellos Personalität gar nicht realisierbar ist. Und schließlich: Könnte man den Personenstatus nicht sogar gänzlich von normativen Bestimmungen interpersonaler Verhältnisse abhängig machen, so dass auch Verstorbene darin einen Platz und ihre Körper eine Schutzwürdigkeit erhalten?
Inhalt
Inhalt Vorwort 7 Einleitung Andrea M. Esser/Daniel Kersting/Christoph G. W. Schäfer 9 I. Biologischer, menschlicher oder personaler Tod? Philosophische Grundlagenreflexionen zur Definition des Todes Das Hirntodkriterium in der Krise - Welche Todesdefinition ist angemessen? Dieter Birnbacher 19 Überlegungen zum Begriff des personalen Todes Héctor Wittwer 41 Sterben als Verlassen einer Lebensform? Mathias Gutmann 71 II. Anthropologische Überlegungen zum Tod der Person Tod und Person Bernard N. Schumacher 91 Ist eine Anthropologie des Todes möglich? Jean-Pierre Wils 121 Person über den Tod hinaus? Zum moralischen Status der Toten Theda Rehbock 143 III. Grenzen, Formen und Gestaltung der sozialen Praxis: Zur Normativität des Todes Tod durch Entscheiden Petra Gehring 181 Gibt es einen guten Tod? Normativ-kritische Überlegungen zu heutigen Leitbildern des Todes Daniel Kersting 199 Menschen sterben als Personen Zum Begriff des "personalen Todes" Andrea M. Esser 221 Autorinnen und Autoren 245