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Anders als jene epistemologische Krise, die sich mit der Kopenhagener Deutung der Quantentheorie verbindet, markiert die Entwicklung der Selbstorganisationsforschung nicht nur einen Theoriewandel, vielmehr stellt sie die Grundlagen der neuzeitlichen Wissenskultur selbst in Frage. Die Entsubstantialisierung von Natur und Geschichte führte im Falle der Geschichte zur wohl größten Ent-Täuschung des 20. Jahrhunderts. Es ist überraschend zu sehen, wie sich das katastrophische Scheitern ideologisch aufgeladener Geschichtsteleologien im Lichte der Selbstorganisation nicht nur als unvermeidlich erweist, sondern gleichsam eine Dekonstruktion der Leitbegriffe der Moderne impliziert. Die Absage an die klassische Substanzmetaphysik und den Totalitarismus einer rationalen Fortschrittslogik führt mitten hinein in den abgebrochenen Dialog mit dem jüdischen Denken. So sei mit dem vorliegenden Band der Versuch unternommen, bislang nicht thematisierte Bezüge des Paradigmas der Selbstorganisation zu anderen Formen geschichtlichen Denkens zu entfalten. Hierfür konnten neben dem Lyriker und Essayisten Günter Kunert und dem Naturphilosophen Klaus M. Meyer-Abich renommierte Kenner des jüdischen Denkens - u. a. Eveline Goodman-Thau aus Jerusalem - gewonnen werden. Nirgend deutlicher als im Horizont epochaler Bruchstellen geschichtlicher Erfahrung steht menschliches Leben unter dem Anspruch sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft. Es ist zugleich Antwort wie Versprechen. Gegen alle Utopien der Vollendbarkeit gründet sein Ethos in der Fragmentarität und Kontingenz der individuellen geschichtlichen Situation.
Inhalt
Inhalt: G. Kunert, Auf der Suche nach dem verlorenen Halt - H. Kuhlmann, Die Krise. Eine historische Intuition und ihre Krise - D. Kaegi, Was ist metaphysische Schuld? - S. Grätzel, Die Unschuld des Werdens und die Lust an der Vergänglichkeit. Zur Bedeutung von Nietzsches Zeitbegriff - B. Liebsch, Erinnerung an die Zukunft der Geschichte - J. Barkhoff, Die Wiederkehr des goldenen Zeitalters: eine moderne Enttäuschung? Maschine und Tanz als Modelle selbstorganisierender Geschichte bei Kleist, Schiller und in der Gegenwart - W. Riedel, Der Blick vom Mont Ventoux. Zur Geschichtlichkeit der Landschaftswahrnehmung bei Petrarca - W. Krohn, Die experimentelle Methode und die Gesellschaft der Neuzeit - H.-J. Krug, Sichtachsen - R. Hoppe-Sailer, Verlust des Ortes. Zum Verhältnis von Geschichte und Wahrnehmung in neuen Werken der Kunst im öffentlichen Raum - E. Angehrn, Vom Lesen und Schreiben der Geschichte. Dekonstruktion und historischer Sinn - M. Voigts, Weltgeschichte oder Augenblick? Messianische Zeit bei Franz Rosenzweig und Walter Benjamin - H.-J. Görtz, "Autobiographische Konfession". Franz Rosenzweigs Gedanke einer "erzählenden Philosophie" - E. Goodman-Thau, Sehen, Sein und Sagen. Zur Lesbarkeit religiöser Erfahrung - J. Beutler, Ereignis und Lied. Zur Menschwerdung nach dem Johannesprolog - K. M. Meyer-Abich, Kosmisches Christentum in der Offenbarung des Johannes. Eine Vision der Hoffnung in historischer Emergenz - U. H. J. Körtner, Die Entdeckung der Endlichkeit. Zur theologischen Herausforderung apokalyptischen Denkens an der Jahrtausendwende - R.-M. E. Jacobi, Leben, Tod und Geschichte. Zu Viktor von Weizsäckers pathischer Anthropologie - K.-F. Wessel, Homo temporalis oder Humanontogenetik als Geschichtsdiskurs - F. Cramer, Persönliches Erleben und historische Erkenntnis: Der Fall der Berliner Mauer - N. Luhmann, Tradition und Modernität. Über Beziehungen zwischen Religion und Wissenschaft. Hrsg. und kommentiert von R.-M. E. Jacobi unter Mitwirkung von R. Stichweh
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