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Es geschieht am helllichten Tag
Anne und ihr Mann Harald erleben den Albtraum aller Eltern: Während eines Toscana-Urlaubs verschwindet ihr Kind beim Spielen spurlos. Die Suche der Polizei verläuft ergebnislos, und sie müssen ohne ihren Sohn nach Hause fahren. Zehn Jahre später kehrt Anne an den Ort des Geschehens zurück, um herauszufinden, was damals passiert ist. Sie ahnt nicht, wie nah sie dem Täter kommt und er ihr. Ein Roman, der einem zuweilen den Hals abschnürt, so schrecklich realistisch ist die Geschichte.
»Der Kindersammler von Sabine Thiesler macht wütend, zerrt an den Nerven, erschüttert zutiefst, reißt mit und lässt den Adrenalinspiegel fast unerträglich ansteigen.«
Autorentext
Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. Das Haus am Watt, Der Mörder und sein Kind, Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Ihr Debütroman »Der Kindersammler« war ein sensationeller Erfolg, und auch all ihre weiteren Thriller standen auf der Bestsellerliste.
Klappentext
Es geschieht am helllichten Tag
Anne und ihr Mann Harald erleben den Albtraum aller Eltern: Während eines Toscana-Urlaubs verschwindet ihr Kind beim Spielen spurlos. Die Suche der Polizei verläuft ergebnislos, und sie müssen ohne ihren Sohn nach Hause fahren. Zehn Jahre später kehrt Anne an den Ort des Geschehens zurück, um herauszufinden, was damals passiert ist. Sie ahnt nicht, wie nah sie dem Täter kommt - und er ihr.Ein Roman, der einem zuweilen den Hals abschnürt, so schrecklich realistisch ist die Geschichte.
Zusammenfassung
Es geschieht am helllichten Tag
Anne und ihr Mann Harald erleben den Albtraum aller Eltern: Während eines Toscana-Urlaubs verschwindet ihr Kind beim Spielen spurlos. Die Suche der Polizei verläuft ergebnislos, und sie müssen ohne ihren Sohn nach Hause fahren. Zehn Jahre später kehrt Anne an den Ort des Geschehens zurück, um herauszufinden, was damals passiert ist. Sie ahnt nicht, wie nah sie dem Täter kommt und er ihr. Ein Roman, der einem zuweilen den Hals abschnürt, so schrecklich realistisch ist die Geschichte.
Leseprobe
PROLOG
Toscana 1994
Die Atmosph im Tal war eigentmlich. Alle Fenster und Tren der beiden Her waren geschlossen, was Allora noch nie erlebt hatte. Weder der Mann noch die Frau waren zu sehen. Aber als sie ganz still war und den Atem anhielt, hrte sie ein leises Wimmern, beinah wie das Jaulen einer Katze.
Allora bohrte in der Nase und wartete ab. Das Jaulen verstummte manchmal fr wenige Minuten, setzte aber immer wieder ein. Als sie ein hohes, schrilles Quietschen hrte, zuckte sie zusammen und fing an zu zittern. Angst kroch ihr langsam den Nacken empor. Was war da los? Sollte sie einfach hingehen und anklopfen? Aber sie wagte es nicht. Der Engel war kein Mensch, bei dem man einfach auftauchen und allora sagen konnte. Der Engel hatte etwas an sich, vor dem sie zurckschreckte. Als w er mit einem unsichtbaren Stacheldraht umwickelt, der einen verletzte und einem die Haut aufschlitzte, wenn man zu nahe kam.
Und zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass der Engel vielleicht gar kein Engel war.
Die Sonne war lst untergegangen, und die Nacht brach herein. Im Wald wurde es schnell dunkel, viel schneller als auf freiem Feld. Allora dachte noch nicht an den Rckweg, sie starrte unverwandt in Richtung Mhle. Die Laternen links und rechts neben der Tr brannten nicht, und auch im Haus war alles dunkel.
Als Allora das Haus kaum noch erkennen konnte, wurde ihr klar, dass sie die Zeit vergessen hatte, jetzt konnte sie nicht mehr zurck. Sie wrde im Wald bernachten mssen.
Pltzlich hrte sie einen Schrei. Einen lang anhaltenden Schrei, der gar nicht mehr enden wollte. Und in diesem Moment wusste Allora, dass das keine Katze war, sondern ein Mensch.
Allora hielt sich die Ohren zu, bis der Schrei verstummte. Danach war es totenstill. Kein Laut drang mehr aus der Mhle zu ihr herber. Sie rieb sich die Augen, die brannten, als he sie zu nahe am Feuer gesessen und zu lange in die Flammen gestarrt.
Sie war wie gelt. Sain ihrem Erdloch, unfg, sich zu bewegen. Langsam kroch ihr die Ke in die nackten F und die Beine hinauf. Allora whlte sich noch tiefer in ihr Erdloch und hte Zweige, Bler und Moos um sich herum, alles, was sie erreichen konnte, ohne ihre Kuhle zu verlassen. Dann umschlang sie ihre Beine mit den Armen, legte ihr Kinn auf die Knie und wartete weiter. Ihr Atem ging gleichmg, ihr Herz schlug jetzt langsamer. Aber sie war hellwach, konzentrierte all ihre Sinne auf die stille Mhle. Doch da war nichts mehr. Kein Laut. Kein Ton. Fenster und Tren blieben geschlossen, der Mann kam nicht mehr aus dem Haus.
Das Kchen schrie. So wie das Kchen in der Nacht geschrien hatte, als die alte Giulietta gestorben war. Ihre geliebte Nonna.
Allora wusste am nsten Morgen nicht, ob sie die ganze Nacht so gesessen und gewacht oder ob sie geschlafen hatte.
Im Morgengrauen hrte sie, wie die hlzerne Kchentr in den Angeln quietschte. Die Sonne kam gerade mit den ersten Strahlen ber die Bergkuppe, als der Mann aus dem Haus trat. In seinen Armen trug er einen leblosen Jungen, genau so, wie sie ihre Nonna getragen hatte. Der Kopf des Jungen hing weit nach hinten gekippt ber dem linken Unterarm des Mannes, der Mund stand offen. Seine blonden Haare bewegten sich leise im Wind. Den rechten Unterarm hatte der Mann unter den Knien des toten Kindes, die Beine baumelten schlaff hin und her, als er mit ihm zum ausgetrockneten Teich ging und es behutsam hineinlegte.
Wenig spr begann die Betonmischmaschine mit ohrenbetendem Krach zu rotieren, sodass Allora die Flucht ergriff. Der Mann, den sie von nun an nie wieder Engel nannte, hatte sie nicht bemerkt.
Alloras Glieder waren steif und kalt, ihr Atem ging flach, sie musste so viel denken, dass ihr das Laufen schwer fiel. Sie brauchte drei Stunden bis nach San Vincenti. Niemand fragte sie, wo sie in der Nacht gewesen war.
Sie ging in ihr Zimmer und kroch in ihr Bett, ohne sich die Erde von den Armen und Beinen zu waschen. Sie zog sich die Decke ber die Ohren und versuchte zu verstehen, was sie gesehen hatte, aber es gelang ihr nicht.
ALFRED
1
Berlin/Neuklln, November 1986
Er war nicht auf der Jagd und hatte nicht vor, sich an diesem nebligen und ungewhnlich kalten Novembertag sein nstes Opfer zu suchen. Es passierte einfach, auch fr ihn vllig unerwartet. Vielleicht war es schicksalhafte Fgung oder einfach nur ein dummer Zufall, dass er an diesem Morgen verschlafen hatte und anderthalb Stunden spr aus dem Haus ging als gewhnlich.
Ein eisiger Wind fegte durch die Stran, und es nieselte leicht. Alfred frstelte und schlug den Kragen seines Mantels hoch. Handschuhe, Schal oder Mtze hatte er nie dabei. Kleidung empfand er als Belastung, den schlichten grauen Pullover und die dunkelblaue Cordhose trug er das ganze Jahr ber. Sie waren im Sommer zu dick und im Winter zu dnn und schtzten ihn auch jetzt nicht vor dem kalten Wind, der ihm in die Mantelel fuhr.
Alfred lebte seit drei Jahren zurckgezogen und vollkommen unerkannt im Berliner Kiez. Er hatte keine Freunde und vermied engere Kontakte, er lehnte Zerstreuung und Unterhaltung jeglicher Art ab, ging nie ins Kino oder Theater und hatte in seiner kargen Hinterhofwohnung auch keinen Fernseher.
Obwohl er erst Anfang dreig war, zogen sich durch sein volles, leicht gewelltes Haar bereits die ersten grauen Stren, was seinem markanten Gesicht einen interessanten Ausdruck verlieh. Auf den ersten Blick war er ein gut aussehender, sympathischer Mann. Seine blassblauen, glasklaren Augen fixierten sein Gegenber stets sanft und eindringlich und signalisierten gros Interesse. In Wahrheit war eher das Gegenteil der …