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Rainer Maria Rilke war der prägende Poet des frühen 20. Jahrhunderts und ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker überhaupt. Mithilfe der Sprache erschafft Rilke in seinen Gedichten eine Welt von außerordentlicher poetischer Kraft und subtiler Psychologie, in der ein Schwan oder ein Panther, ja sogar ein Balkon und eine Treppe zu symbolischen Spiegelungen der Innenwelt werden. Unerreicht sind seine eigenwilligen und faszinierend schönen Sprachbilder, in denen er das Leben als eine Erfahrung preist, die uns jeden Tag aufs Neue zum Kind werden lässt. Diese Erfahrung gelingt, wenn wir bereit sind, uns auf die beiden großen Pole des Menschseins die Liebe und den Tod vollkommen einzulassen. Mit der vertrauensvoll-liebenden Hingabe eines Kindes, das das »Leben nicht verstehen« will, geht Rainer Maria Rilke in dieser feinen Auswahl an Gedichten aus Mir zur Feier, Das Stundenbuch, Neue Gedichte u. a. der unablässigen Wandlung allen Seins auf den Grund.
Autorentext
Rainer Maria Rilke (18751926) war nur ein kurzes Leben vergönnt, denn er starb mit gerade einmal 51 Jahren an Leukämie. Umso beachtlicher ist der umfangreiche Nachlass, der neben zahlreichen Gedichtsammlungen auch dramatische Werke, Schriften zu Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts sowie einen tiefgehenden Briefwechsel mit bedeutenden Denkern seiner Zeit umfasst.
Klappentext
(...) einzig in ihm von uns allen war das Wort schon vollkommen Musik.Stefan Zweig in der Gedenkrede an Rainer Maria RilkeRainer Maria Rilke war der prägende Poet des ausgehenden 20. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten deutschen Lyriker überhaupt. Unerreicht sind seine eigenwilligen und faszinierend schönen Sprachbilder, in denen er das Leben als eine Erfahrung preist, die uns jeden Tag aufs Neue zum Kind werden lässt. Diese Erfahrung gelingt, wenn wir bereit sind, uns auf die beiden großen Fragen des Menschseins - die Liebe und den Tod - ganz einzulassen.Die vorliegende Anthologie versammelt in Auswahl Gedichte aus Mir zur Feier, Das Stundenbuch, Neue Gedichte, Der Neuen Gedichte anderer Teil u.a.
Leseprobe
Ich bin so jung Ich bin so jung. Ich möchte jedem Klange, der mir vorüberrauscht, mich schauernd schenken, und willig in des Windes liebem Zwange, wie Windendes über dem Gartengange, will meine Sehnsucht ihre Ranken schwenken, Und jeder Rüstung bar will ich mich brüsten, solang ich fühle, wie die Brust sich breitet. Denn es ist Zeit, sich reisig auszurüsten, wenn aus der frühen Kühle dieser Küsten der Tag mich in die Binnenlande leitet. Ich will ein Garten sein Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen die vielen Träume neue Blumen brächen, die einen abgesondert und versonnen, und die geeint in schweigsamen Gesprächen. Und wo sie schreiten, über ihren Häupten will ich mit Worten wie mit Wipfeln rauschen, und wo sie ruhen, will ich den Betäubten mit meinem Schweigen in den Schlummer lauschen. Ich will nicht langen nach dem lauten Leben Ich will nicht langen nach dem lauten Leben und keinen fragen nach dem fremden Tage: Ich fühle, wie ich weiße Blüten trage, die in der Kühle ihre Kelche heben. Es drängen Viele aus den Frühlingserden, darinnen ihre Wurzeln Tiefen trinken, um nicht mehr könnend in die Knie zu sinken vor Sommern, die sie niemals segnen werden. Und einmal lös ich in der Dämmerung Und einmal lös ich in der Dämmerung der Pinien von Schulter und vom Schoß mein dunkles Kleid wie eine Lüge los und tauche in die Sonne bleich und bloß und zeige meinem Meere: ich bin jung. Dann wird die Brandung sein wie ein Empfang, den mir die Wogen festlich vorbereiten. Und eine jede zittert nach der zweiten, wie soll ich ganz allein entgegenschreiten: das macht mich bang Ich weiß: die hellgesellten Wellen weben mir einen Wind; und wenn der erst beginnt, so wird er wieder meine Arme heben Du musst das Leben nicht verstehen Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und lass dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken lässt. Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.
Inhalt
I. Mir zur Feier. Eine Auswahl (18971898) 13 »Du musst das Leben nicht verstehen« Ich bin so jung 15 Ich will ein Garten sein 16 Ich will nicht langen nach dem lauten Leben 17 Und einmal lös ich in der Dämmerung 18 Du musst das Leben nicht verstehen 19 Ich möchte werden wie die ganz Geheimen 20 Vor lauter Lauschen und Staunen sei still 21 Träume, die in deinen Tiefen wallen 22 Engellieder Ich ließ meinen Engel lange nicht los 23 Und ich ahne 24 Gehst du außen die Mauern entlang 25 Schau wie die Zypressen schwärzer werden 26 Erste Rosen erwachen 27 Im flachen Land war ein Erwarten 28 Lieder der Mädchen Ihr Mädchen seid wie die Kähne 29 Eh der Garten ganz beginnt 30 Alle Straßen führen 31 Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines 32 Inhalt Gedichte, die keine Überschrift haben, wurden mit ihrer ersten Verszeile in das Inhaltsverzeichnis aufgenommen. Diese dient in einigen Fällen gleichfalls als Rubriktitel einzelner, thematisch zusammengehörender Gedichte. In allen anderen Fällen ist die Quelle an der entsprechenden Stelle angegeben. Gebete der Mädchen zur Maria Du wolltest wie die andern sein 33 Dein Garten wollt ich sein zuerst 34 Oh, dass wir so endlos werden mussten! 35 Mir wird mein helles Haar zur Last 36 Es ist noch Tag auf der Terrasse 37 Das sind die Stunden, da ich mich finde 38 Der Abend ist mein Buch 39 Oft fühl ich in scheuen Schauern 40 Und so ist unser erstes Schweigen 41 Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort 42 Nenn ich dich Aufgang oder Untergang? 43 Senke dich, du langsame Serale 44 II. Das Stundenbuch. Eine Auswahl (18991903) 45 Erstes Buch. Das Buch vom mönchischen Leben (1899) Da neigt sich die Stunde und rührt mich an 47 Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen 48 Wir dürfen dich nicht eigenmächtig malen 49 Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden 50 Wenn es nur einmal so ganz stille wäre 51 Ich lebe grad, da das Jahrhundert geht 52 Ich lese es heraus aus deinem Wort 53 Wer seines Lebens viele Widersinne versöhnt 54 Ich finde dich in allen diesen Dingen 55 Der Ast vom Baume Gott 56 Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe? 57 Ich weiß: Du bist der Rätselhafte 58 Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht 59 Zweites Buch. Das Buch von der Pilgerschaft (1901) Ich bin derselbe noch 61 Lösch mir die Augen aus 65 Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt 66 Alle, welche dich suchen, versuchen dich 67 Jetzt reifen schon die roten Berberitzen 68 Drittes Buch. Das Buch von der Armut und vom Tode (1903) Oh Herr, gib jedem seinen eignen Tod 69 Du, der du weißt 70 Betrachte sie und sieh, was ihnen gliche 71 Sie sind so still 72 Und wenn sie schlafen 73 Oh wo ist der, der aus Besitz und Zeit zu seiner großen Armut so erstarkte 74 III. Das Buch der Bilder. Eine Auswahl (1902 und 1906) 77 Des Ersten Buches Erster Teil Eingang 79 Aus einem April 80 Von den Mädchen 81 Das Lied der Bildsäule 83 Die Liebende 84 Die Braut 85 Die Stille 86 Musik 87 Die Engel 88 Kindheit 89 Aus einer Kindheit 91 Des Ersten Buches Zweiter Teil Initiale 93 Zum Einschlafen zu sagen 94 Menschen bei Nacht 95 Der Nachbar 96 Der Einsame 97 Bangnis 99 Einsamkeit 99 Herbsttag 100 Erinnerung 101 Ende des Herbstes 102 Herbst 103 Am Rande der Nacht 104 Fortschritt 105 Vorgefühl 106 Abend in Skåne 107 Abend 108 Des Zweiten Buches Erster Teil Initiale 109 Verkündigung 110 Des Zweiten Buches Zweiter Teil Von den Fontänen 113 Der Lesende 115 Der Schauende 117 Schlussstück 119 IV. Neue Gedichte. Eine Auswahl (19061907) 121 »Beginn immer von Neuem die nie zu erreichende Preisung« Früher Apollo 123 Der Dichter 124 Der Tod des Dichters 125 Buddha 126 Kindheit 127 Die Erwachsene 128 Die Genesende 129 Liebes-Lied 130 Todes-Erfahrung 131 »Warum wird dieses Finden nicht geringer?« …