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Das Buch Muhammed - Der Herr der Herzen nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine Zeitreise in eine Epoche, in der sich der Lauf der Menschheitsgeschichte entscheidend verändern sollte. Es lässt sie teilhaben am Leben des letzten Gesandten Gottes, an seiner Berufung zum Propheten, seinen Wundern, seinem ganzen Wirken. Die mit authentischen Fakten unterlegte Erzählung beginnt mit Ereignissen, die der Geburt des Propheten vorausgingen, und begleitet ihn durch seine unvergleichliche Biografie bis zum Tod. So bietet dieses Buch ein ebenso spannendes wie lehrreiches Lesevergnügen - besonders für Jugendliche, aber auch für alle anderen Altersstufen.
Leseprobe
Auf die Freude über die Aufhebung des Boykotts folgten jedoch neue schwere Schicksalsschläge. Acht Monate später erkrankte zunächst Ebu Talib schwer. Einige Angehörige des Stammes der Quraysch besuchten ihn und sagten zu ihm: Ebu Talib. Du weißt, dass wir dich sehr schätzen. Nun aber bist du schwer krank, und wir haben Angst um dich. Du weißt, dass wir kein gutes Verhältnis zu deinem Neffen haben. Bitte ruf ihn her und sag ihm, dass er uns und unsere Religion in Ruhe lassen soll. Da rief Ebu Talib seinen Neffen zu sich und erzählte ihm von ihrem Anliegen. Der Prophet antwortete ihnen: Einverstanden. Aber im Gegenzug müsst ihr mir ein Versprechen geben; ein Versprechen, mit dem ihr die ganze Arabische Halbinsel und das Perserreich unter eure Herrschaft bringen könnt. Ebu Dschehl entgegnete: Ich schwöre bei deinem Vater, dass wir dafür nicht nur ein, sondern zehn Versprechen abgeben würden. Da eröffnete der Prophet ihnen: Bezeugt die Einheit Gottes, und sagt euch von allem, was ihr bisher angebetet habt, los. Als sie das hörten, schlugen sie sich in die Hände und sagten: Muhammed! Willst du aus unseren vielen Göttern einen einzigen Gott machen? Welch widersinniger Wunsch! Die Männer steckten die Köpfe zusammen, um sich zu beratschlagen, und kamen zu dem Ergebnis: Dieser Mann wird uns nicht geben, was wir verlangen. Am besten, wir halten es so, wie wir es immer hielten, und lassen die Götter über uns urteilen. Als sie fort waren, sagte Ebu Talib zum Propheten: Mein lieber Neffe. Wie ich sehe, hast du von den Männern nichts Verwerfliches verlangt. Diese Worte erfüllten das Herz des Propheten mit dem Wunsch, dass auch sein Onkel Muslim würde. Er trat zu ihm und sagte: Liebster Onkel. Sprich doch wenigstens du das Glaubensbekenntnis, damit ich dir am Tag des Jüngsten Gerichts helfen kann. Doch Ebu Talib erwiderte: Liebster Neffe. Könnte ich mir sicher sein, dass die Quraysch mir nicht nachsagen, es nur aus Angst vor dem Tod abzulegen, hätte ich das Glaubensbekenntnis längst gesprochen und dir deinen Wunsch erfüllt. Der Prophet war darüber sehr unglücklich. Er wollte nicht zulassen, dass sein Onkel starb, ohne an den Islam geglaubt zu haben. Nach einigen Tagen verschlechterte sich Ebu Talibs Zustand zusehends, und der Prophet und sein anderer Onkel Abbes wichen ihm nicht mehr von der Seite. Als sie sahen, dass Ebu Talib im Sterben liegend die Lippen bewegte, hielt Abbes sein Ohr ganz dicht an Ebu Talibs Mund. Er hatte das Gefühl, dass sein Bruder doch noch das Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, und sagte zum Propheten: Mein Bruder hat das Glaubensbekenntnis gesprochen. Das hast du dir doch so sehnlichst gewünscht. Der Prophet aber erwiderte: Ich habe es nicht gehört, und wurde von großer Trauer überwältigt. Ebu Talib hatte den Propheten geliebt wie seinen eigenen Sohn und vor den Götzendienern beschützt, auch wenn er sich dadurch großen Gefahren ausgesetzt hatte. Der Prophet verlor mit ihm einen seiner wertvollsten Unterstützer. Nach dem Tod von Ebu Talib musste der Prophet kurz darauf noch einen weiteren Schicksalsschlag einstecken. Seine geliebte, treue Ehefrau und Lebensgefährtin Khadidsche erkrankte ebenfalls schwer, was den Propheten in noch größeren Kummer stürzte. Besitzlos geworden und völlig entkräftet, war seine Frau zu schwach, um ihr Bett noch zu verlassen. Die einstmals reichste Frau von ganz Mekka krümmte sich vor Schmerzen, und in ihren Augen spiegelte sich große Sorge. Dass sie sterben würde, ängstigte sie nicht weiter. Denn sie wusste, dass sie mit dem Tod in die Ewigkeit eingehen würde. Aber der Gedanke daran, dass sie sich nun vom Gesandten Gottes würde trennen müssen und dass er die Probleme, die ihn erwarteten, allein würde bewältigen müssen, stimmte sie unendlich traurig. Doch das war ihr Schicksal, und so machten sie sich beide große Sorgen umeinander. Drei Tage erst waren nach dem Tod von Ebu Talib vergangen, als die Mutter der Gläubigen in der Leylet ul-Qadr, der Nacht der Bestimmung im Monat Ramadan des zehnten Jahres der Prophetenschaft starb. Sie war in vielerlei Hinsicht immer die Erste gewesen: die erste Muslimin, die Erste, die die Gebetswaschung durchgeführt hatte, die Erste, die an der Seite des Propheten gebetet hatte. Und nun wurde sie auch zur ersten Märtyrerin aus der Familie des Propheten. Der Prophet ließ es sich nicht nehmen, selbst das Totengebet für Khadidsche zu sprechen und sie auf dem Friedhof Hadschun beizusetzen. Eigenhändig schaufelte er die Erde auf ihr Grab. Die Muslime trauerten mit dem Propheten, und der vielen Schicksalsschläge wegen bezeichneten sie dieses Jahr später als das Jahr der Trauer. Nach dem Tod seiner Frau verließ der Prophet nur noch selten das Haus; und wenn, dann aus dem einzigen Grund, den Gläubigen die Verse zu übermitteln, die ihm Gabriel nach wie vor offenbarte. Manchmal rezitierte er den Koran auch vor den Götzendienern, um sie zum Glauben einzuladen, aber ihre Meinung hatte sich in all der Zeit nicht geändert. Der Tod von Ebu Talib und Khadidsche stärkte ihre Position sogar und schenkte ihnen neuen Mut. Der Prophet vermisste Khadidsche sehr, ständig schwelgte er in Erinnerungen. Auch seine Töchter, denen er nun Vater und Mutter zugleich sein musste, waren völlig niedergeschlagen; besonders seine jüngste Tochter Fatime, die ihren Vater oft nach der Mutter fragte. Er tröstete sie, indem er ihr berichtete, dass Gabriel Khadidsche von Gott gegrüßt habe und dass ihr im Paradies ein Schloss geschenkt worden sei. Khadidsche hatte sich den Gruß Gottes und das Lob des Propheten in ihrem Leben redlich verdient. Sie war eine treue und liebende Ehefrau und eine vorbildliche Mutter gewesen. Der Prophet sagte über sie: Die beste Frau im Himmel ist die Tochter Imrans, die heilige Maria, und die beste Frau auf der Erde ist die Tochter von Khuweylid, Khadidsche. Er vergaß sie niemals und erzählte sein ganzes Leben von ihr und ihren Tugenden.