Tiefpreis
CHF103.20
Print on Demand - Exemplar wird für Sie besorgt.
In ihrer Rekonstruktion von Helmuth Plessners Projekt einer "Neuschöpfung von Philosophie" geht Olivia Mitscherlich von der systematischen Frage aus, wie philosophische Orientierung unter den Bedingungen der Moderne möglich ist. Sie findet Plessners Antwort in dem scheinbar widersprüchlichen Nebeneinander von Naturphilosophie und Geschichtsphilosophie, das seine Lebensphilosophie charakterisiert. Mit seiner Lebensphilosophie nimmt Plessner das moderne Wissen um die Endlichkeit von Philosophie ernst, zieht daraus jedoch nicht den Schluss, die endlichen Lebensvollzüge zum letzten Sinnhorizont alles Denkens und Handelns zu hypostasieren. Vielmehr begibt er sich mit seiner in sich gebrochenen Lebensphilosophie in den historischen Sinnhorizont seiner Zeit und unterläuft dessen Verabsolutierung von innen heraus. Im Zugleich von Naturphilosophie und Geschichtsphilosophie hält er den letzten Wahrheitsgrund offen. Damit gelingt es ihm, im Wissen um die Endlichkeit von Philosophie an deren Rationalitätsanspruch festzuhalten.
Klappentext
In ihrer Rekonstruktion von Helmuth Plessners Projekt einer "Neuschöpfung von Philosophie" geht Olivia Mitscherlich von der systematischen Frage aus, wie philosophische Orientierung unter den Bedingungen der Moderne möglich ist. Sie findet Plessners Antwort in dem scheinbar widersprüchlichen Nebeneinander von Naturphilosophie und Geschichtsphilosophie, das seine Lebensphilosophie charakterisiert. Mit seiner Lebensphilosophie nimmt Plessner das moderne Wissen um die Endlichkeit von Philosophie ernst, zieht daraus jedoch nicht den Schluss, die endlichen Lebensvollzüge zum letzten Sinnhorizont alles Denkens und Handelns zu hypostasieren. Vielmehr begibt er sich mit seiner in sich gebrochenen Lebensphilosophie in den historischen Sinnhorizont seiner Zeit und unterläuft dessen Verabsolutierung von innen heraus. Im Zugleich von Naturphilosophie und Geschichtsphilosophie hält er den letzten Wahrheitsgrund offen. Damit gelingt es ihm, im Wissen um die Endlichkeit von Philosophie an deren Rationalitätsanspruch festzuhalten.
Leseprobe
III. Die geschichtsphilosophische Erkenntnis des menschlichen Wesens (S.253)
Wenn man die Entwicklung des Plessnerschen Denkens in den 20iger und 30iger Jahren vor Augen hat, erscheint diese Bestimmung seiner Lebensphilosophie als Resultat einer Ubergangsphase. Ich werde deswegen zu zeigen versuchen, daß sowohl die gedoppelt vertikal-horizontale Anlage der Lebensphilosophie als auch die von den "Stufen" vermittelten Einsichten die anthropologische Fundierung unmoglich machen, die Plessner zu Beginn dieses Buches noch hat vertreten wollen. Ohne dies ausdrucklich zu markieren, zieht Plessner in der drei Jahre nach den "Stufen" erschienenen Schrift "Macht und menschliche Natur" die Konsequenz aus dieser Unstimmigkeit. Er gibt die anthropologische Fundierung auf und fuhrt die horizontale Achse seiner Lebensphilosophie nun als Geschichtsphilosophie durch, die den Wahrheitsgrund von Wirklichkeit uberhaupt nicht mehr anthropologisch festlegen, sondern in der Frage halten will. Um diesen Wandel des Plessnerschen Denkens nachzuvollziehen, soll zunachst (unter a.) das Projekt einer neu zu schaffenden Lebensphilosophie vorgestellt werden, das Plessner im ersten Kapitel seiner "Stufen" ankundigt.
Es wird sich zeigen, daß dieser Projektentwurf an entscheidenden Stellen zwischen den beiden unvereinbaren Ansatzen einer in sich gebrochenen und einer anthropologisch fundierten Lebensphilosophie changiert. In diesem Zusammenhang sollen die von den "Stufen" vermittelten Einsichten in die exzentrische Positionalitat des Menschen gegen die anthropologische Dimension dieses Projektentwurfs gewendet werden. In einem zweiten Schritt soll (unter b.) die Umstellung und Prazisierung seiner Lebensphilosophie dargestellt werden, die Plessner in "Macht und menschliche Natur" vornimmt. Hier hat sich der in sich gebrochene Ansatz der Lebensphilosophie gegen die anthropologischen Uberreste aus der "Einheit der Sinne" durchgesetzt. Damit einhergehend wird sich die Fragestellung der Plessnerschen Geschichtsphilosophie als Frage nach dem menschlichen Wesen ergeben.
a. Der zwischen Anthropologie und in sich gebrochener Lebensphilosophie changierende Projektentwurf der "Stufen"
Der Projektentwurf im ersten Kapitel der "Stufen" unterscheidet am geplanten philosophischen Ansatz zwischen Ziel, Weg und Aspekt. Ziel ist naturlich die Neuschopfung der Philosophie
Inhalt
1;Inhaltsverzeichnis;8
2;Einleitung;12
3;I. Philosophische Orientierung als Grundproblem der Plessnerschen Philosophie;26
3.1;1. Das Problem eines Anfangs in der Philosophie unter den Bedingungen der Moderne;26
3.2;2. Wodurch ist jegliches Fundament philosophischer Erkenntnis infragegestellt?;28
3.3;3. Die Rückstellung der Vernunft in die Wirklichkeit . Plessners Kritik am Neukantianismus;35
3.4;4. Das Sein des Existenzvollzugs . Plessners Kritik am Existentialismus;41
3.5;5. Plessners Projekt einer .Neuschöpfung von Philosophie" in der Moderne;46
4;II. Die naturphilosophische Erkenntnis des Lebendigen als Ganzen;62
4.1;1. Die Fragestellung der Naturphilosophie;62
4.2;2. Die Überwindung von Mechanismus und Vitalismus;68
4.3;3. Die beiden Doppelaspekte des Lebendigen;83
4.4;4. Die Grenzhypothese als inhaltliches und methodisches Zentrum der Naturphilosophie;90
4.5;5. Erster Deduktionsschritt: Der Doppelaspekt der Besonderung in sich und gegen Anderes;112
4.6;6. Zweiter Deduktionsschritt: Die mittelbare Integration des besonderen Lebendigen in das Lebensganze;132
4.7;7. Dritter Deduktionsschritt: Die Einheit im Doppelaspekt von Individuum und Organismus vermittels der Positionalitätsmodi;148
4.8;8. Die Orientierungsfunktion der Naturphilosophie;242
5;III. Die geschichtsphilosophische Erkenntnis des menschlichen Wesens;254
5.1;1. Die Fragestellung der Geschichtsphilosophie;254
5.2;2. Die Diskussion um Anfang und methodische Anlage der Geschichtsphilosophie in . Macht und menschliche Natur.;270
5.3;3."Die verspätete Nation" als Durchführung der Plessnerschen Geistesgeschichte;291
5.4;4. Die Orientierungsfunktion der Geschichtsphilosophie;335
6;Schluß: Zur vernünftigen Orientierung der in sich gebrochenen Lebensphilosophie;346
7;Siglen- und Literaturverzeichnis;360
8;Personenverzeichnis;368
Tief- preis