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Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes findet die junge Stella Rothchild für sich und ihre zwei kleinen Söhne bei Roz Harper ein neues Zuhause. Stella geht ganz in ihrer Aufgabe als Managerin der Gärtnerei auf und auch mit Roz verbindet sie bald eine enge Freundschaft. Das Glück scheint perfekt, als Stella Logan begegnet. Bis zu dem Tag, an dem der Schatten einer unbekannten Frau die junge Liebe von Stella und Logan zu zerstören droht.
»Nora Roberts versteht es, die geheimen Wünsche ihrer Leserinnen zu erfüllen.«
Autorentext
Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.
Leseprobe
PROLOG
Memphis, Tennessee, August 1892
Ein Bastard war in ihren Plänen nicht vorgesehen. Als sie erfuhr, dass sie das Kind ihres Liebhabers in sich trug, verwandelten sich der Schock und die Panik rasch in blanke Wut.
Es gab natürlich Mittel und Wege, das Problem zu lösen. Eine Frau in ihrer Position verfügte über Kontakte, Möglichkeiten. Doch sie schreckte davor zurück, fürchtete die Engelmacher fast genauso wie dieses wachsende, unerwünschte Etwas in ihr.
Die Geliebte eines Mannes wie Reginald Harper konnte sich eine Schwangerschaft nicht leisten.
Er hielt sie nun seit nahezu zwei Jahren aus und zeigte sich dabei sehr großzügig. Oh, sie wusste, dass es auch noch andere Frauen gab einschließlich seiner Gattin , doch das kümmerte sie nicht.
Sie war noch jung. Und sie war schön. Jugend und Schönheit ließen sich gut verkaufen. Sie hatte das beinahe zehn Jahre lang getan, mit klarem Verstand und stählernem Herzen. Sie hatte sich Anmut und Charme angeeignet, indem sie jahrelang die feinen Damen beobachtet und nachgeahmt hatte, die in dem Herrenhaus am Fluss, wo ihre Mutter arbeitete, ein- und ausgegangen waren.
Sie hatte auch etwas Bildung genossen. Gleichwohl wusste sie weniger über die schönen Künste als über die Kunst der Verführung.
Zum ersten Mal hatte sie sich im Alter von fünfzehn Jahren verkauft und sich mit dem Geld auch Erfahrung erworben. Doch Prostitution war nicht ihr Ziel, genauso wenig wie ein eintöniges Leben als Hausfrau oder Fabrikarbeiterin. Sie kannte den Unterschied zwischen einer Hure und einer Geliebten. Eine Hure tauschte schnellen, kalten Sex gegen eine Hand voll Münzen ein und war aus dem Gedächtnis des Mannes bereits gelöscht, noch ehe er seinen Hosenlatz wieder zugeknöpft hatte.
Eine Geliebte hingegen zumindest eine kluge und erfolgreiche bot auch Romantik, Bildung, Gespräche und Vergnügen. Sie war eine Gefährtin, eine Klagemauer, eine sexuelle Fantasie. Eine talentierte Geliebte verstand es, nichts zu fordern und sehr viel zu erhalten.
Amelia Ellen Conner hatte Talent und ehrgeizige Ziele. Die meisten hatte sie auch erreicht.
Sie hatte sich Reginald sorgfältig ausgesucht. Er war weder attraktiv noch geistreich. Dafür war er, wie ihre Nachforschungen bestätigt hatten, sehr reich und seiner dünnen, ehrbaren Gattin, die über das Harper-Anwesen herrschte, sehr untreu.
Eine seiner Geliebten lebte in Natchez und angeblich eine weitere in New Orleans. Da er sich mühelos noch eine Geliebte leisten konnte, hatte Amelia die Netze nach ihm ausgeworfen ihn gelockt und erobert.
Mit vierundzwanzig Jahren lebte sie in einem hübschen Haus in der South Main und verfügte über drei Dienstboten. Ihr Schrank war mit schönen Kleidern gefüllt und ihr Schmuckkästchen mit glitzerndem Geschmeide.
Gut, sie wurde von den feinen Damen, die sie einst so beneidet hatte, nicht empfangen, dafür gab es eine mondäne Halbwelt, wo eine Frau ihrer Stellung willkommen war. Und wo man sie beneidete.
Sie veranstaltete rauschende Partys. Sie reiste. Sie lebte.
Doch ein Jahr, nachdem Reginald sie in diesem hübschen Haus untergebracht hatte, stürzte ihre klug und geschickt aufgebaute Welt plötzlich ein.
Sie wollte es vor ihm verbergen, bis sie den Mut gefunden hätte, in den Rotlichtbezirk zu gehen und der Sache ein Ende zu setzen. Doch dann ertappte er sie dabei, wie sie sich erbrach, und musterte mit diesen dunklen, scharf blickenden Augen prüfend ihr Gesicht.
Und wusste Bescheid.
Er war nicht nur erfreut, sondern verbot ihr sogar, die Schwangerschaft abzubrechen. Und zur Feier des Ereignisses kaufte er ihr eine Saphirkette.
Sie hatte das Kind nicht gewollt, aber er wollte es.
Also begann sie zu überlegen, wie sie das Kind zu ihrem Vorteil einsetzen könnte. Als die Mutter von Reginald Harpers Kind ob Bastard oder nicht würde sie bis an ihr Lebensende versorgt sein. Wenn ihre Jugend verwelken und die Schönheit schwinden würde, würde er vielleicht das Interesse an ihr verlieren, das Kind und sie aber dennoch weiterhin unterstützen.
Seine Gattin hatte ihm keinen Sohn geschenkt. Doch vielleicht würde sie ihm einen Sohn gebären.
Und so plante sie ihre Zukunft, während der Winter verging und der Frühling ins Land zog.
Dann geschah etwas Seltsames. Das Kind begann sich zu bewegen. Streckte sich, boxte, trat verspielt gegen ihren Bauch. Das Kind, das sie nicht gewollt hatte, wurde plötzlich ihr Kind.
Es wuchs in ihr wie eine Blume, die nur sie allein sehen und fühlen konnte. Die nur sie allein kannte. Und je größer es wurde, desto größer und heftiger wurde ihre Liebe.
In der schwülen stickigen Sommerhitze blühte sie auf, und zum ersten Mal in ihrem Leben erfuhr sie eine leidenschaftliche, glühende Liebe für ein anderes Wesen.
Das Kind, ihr Sohn, brauchte sie. Sie würde ihn mit all ihrer Kraft beschützen.
Die Hände fürsorglich über ihren runden Bauch gelegt, überwachte sie die Einrichtung des Kinderzimmers. Hellgrüne Wände und weiße Spitzengardinen; ein aus Paris importiertes Schaukelpferd, eine kunstvoll geschnitzte Wiege aus Italien.
Sie ordnete die winzigen Hemdchen und Höschen in den kleinen Kleiderschrank ein. Irische und bretonische Spitze, französische Seide. Alles mit Monogrammen bestickt, den drei Anfangsbuchstaben des Babys, das James Reginald Conner heißen sollte.
Sie würde einen Sohn haben. Ein Kind, das ein Teil von ihr war. Endlich jemand, den sie lieben konnte. Sie würden zusammen reisen, sie und ihr schöner Sohn. Sie würde ihm die Welt zeigen. Er würde die besten Schulen besuchen. Er würde ihr Stolz sein, ihre Freude. Was kümmerte es sie da, dass Reginald im Verlauf dieses schwülen Sommers immer seltener kam.
Er war nur ein Mann. Der Mensch, der in ihr wuchs, war ein Sohn.
Sie würde nie wieder allein sein.
Als die ersten Wehen kamen, spürte sie keine Angst. Während dieser qualvollen Stunden hatte sie nur einen Gedanken: ihr Kind. Ihr James. Ihr Sohn.
Ihre Augen brannten vor Erschöpfung, und die Hitze, ein lebendiges atmendes Ungeheuer, war beinahe schlimmer als der Schmerz.
Sie bemerkte, wie der Arzt und die Hebamme Blicke austauschten. Finstere, ernste Blicke. Doch sie war jung, sie war gesund. Sie würde diese Prüfung bestehen.
Es gab keine Zeit mehr; die Stunden verschmolzen ineinander im Schein der Gaslampe, die flackernde Schatten an die Wände warf. Durch ihre Erschöpfung hindurch vernahm sie einen dünnen Schrei.
»Mein Sohn.« Tränen rannen über ihre Wangen. »Mein Sohn.«
Die Hebamme strich ihr über das Haar und murmelte: »Bleiben Sie still liegen. Trinken Sie etwas. Ruhen Sie sich aus.«
Sie nippte an einem Glas, um das Brennen in ihrer Kehle zu lindern, und schmeckte Laudanum. Ehe sie protestieren konnte, trieben ihre Gedanken ab. Weit weg.
Als sie erwachte, war es düster im Raum; die Vorhänge waren zugezogen. Sofort stand der Arzt aus seinem Sessel auf, hob ihre Hand und prüfte den …
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