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Achtzig Senioren auf einem Kreuzfahrtschiff zu bändigen, ist keine leichte Aufgabe. Vor allem dann nicht, wenn man nebenbei zwei Leichen entsorgen und seine Ex-Freundin verstecken muss. Michal Hvoreckys neuer Roman ist ein wilder Ritt über die Donau, von Regensburg bis ans Schwarze Meer.
Eigentlich ist Martin Roy Übersetzer. Eigentlich. Denn dazu kommt er nicht als Reiseleiter einer Donau-Kreuzfahrt, in deren Verlauf so gut wie alles schiefgeht. Michal Hvorecky verknüpft in seinem grotesken Ship-Movie die Geschichte Mitteleuropas mit persönlichen Schicksalen (und seinen eigenen Erlebnissen als Reisebegleiter). Dabei zeichnet er das Bild einer Generation, die wie Nomaden durch die Länder zieht, auf der Suche nach dem besten Job, der Erfüllung im Leben und so etwas wie Heimat. »Tod auf der Donau« ist deshalb vieles auf einmal: Abenteuerroman, Liebesgeschichte und Satire auf die Auswüchse des Tourismus. Und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die Donau.
»Leichtfüßig und mit satirischem Elan.« Jonathan Schaake, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.7.2012 »So wird das Buch nicht nur zum kulturgeschichtlichen Führer, sondern auch zu einer Liebeserklärung an die Donau, dem großen Strom, der als einziger Wasserlauf Europas den Westen mit dem Osten verbindet.« Thomas Mahr, Lesart, Juli 2012 »Ein wunderbares Buch Eine literarische Exkursion durch zehn Staaten mit ihrer jeweiligen Historie und den sich abwechselnden Landschaften, an denen ein Kreuzfahrtschiff vorbeischwimmt.« Raimund Kirch, Nürnberger Zeitung, 2.6.2012 »In der Handlung webt Hvorecky eine kleine Kulturgeschichte der Donau und der Donaustädte, die sich wie eine Kurzfassung des Standardwerks "Die Donau" von Claudio Magris liest ... Hvorecky hat sich mit diesem Fluss ausführlich auseinandergesetzt. Der Roman ist auch seine Liebeserklärung.« Bernhard Odehnal, Tages-Anzeiger, 26.6.2012 »Ein spannendes, mit Vergnügen zu lesendes, vor allem aber ein überaus erhellendes Buch.« Tomas Gärtner, Dresdner Neueste Nachrichten, 1.6.2012 »Eine gnadenlose Satire auf Geldgier, Globalisierung und Tourismus.« Sibylle Orgeldinger, Badische Neueste Nachrichten, 29.6.2012 »Ein spannender, kluger und Kurzweile verbreitender Roman und die Geschichte einer Selbstfindung nicht zuletzt.« Stefan Rammer, Passauer Neue Presse, 4.6.2012 »Ein hintergründiges Ship-Movie.« Anke Breitmaier, Märkische Oderzeitung, 6.8.2012 »Ein Roman, der noch umfassender und schonungsloser derzeitige gesellschaftliche Traumwelten macht.« Karl Feldkamp, Die Brücke, Mai 2012 »"Tod auf der Donau" ist eine hintersinnige Satire, die tumben Anti-Amerikanismus mit Leichtigkeit Volley nimmt.« Jan Dress, 1 Live, 25.4.2012
Autorentext
Michal Hvorecky, geboren 1976, lebt in Bratislava. Auf Deutsch erschienen bereits drei seiner Romane und eine Novelle. Hvorecky verfasst regelmäßig Beiträge für die FAZ, Die Zeit und zahlreiche Zeitschriften. In seiner Heimat engagiert er sich für den Schutz der Pressefreiheit und gegen antidemokratische Entwicklungen.
Leseprobe
PROLOG
Martin Roy mühte sich im dichten Rauch vorwärts, der von mehreren Nebelmaschinen im Gang verteilt wurde. Er trug einen silbernen Feuerschutzanzug und auf dem Kopf einen gelben Helm. Er sah keinen Schritt weit. Der Mund schien wie verschnürt. Voller Ungeduld und ganz im Sinne der Regeln kniete er nieder, tastete sich mit den Händen vorwärts und robbte sogar ein Stück weit. Diese neue Lage war zwar unbequem, allerdings auch sicherer. Auf Bodenhöhe gab es noch etwas Sauerstoff. Die Klimaanlage rauchte, was das Zeug hielt, und in der Hitze klebte ihm die Kleidung im Nacken. Aus den Boxen drangen Warnsignale und menschliche Stimmen.
Das Stroboskop simulierte eine Feuersbrunst. Der enge Raum wirkte noch kleiner, klaustrophobisch geradezu. Martin versuchte sich daran zu erinnern, wo sich die nächste Tür befand. Das Schiff schien nun viel größer zu sein, als er es in Erinnerung hatte. Der Gang nahm kein Ende. Er hatte Angst, er würde es nicht schaffen. In diesem unmöglichen Aufzug schwitze er wie ein Schwein. Er hatte längst zehn Kajüten passiert, eine ganze Menge Zeit verloren und die betreffende Person noch immer nicht entdeckt. Links, rechts, links, er legte alle Energie in die Bewegungen, und seine Lunge drohte dabei zu bersten. Die Haut brannte, er war verwirrt, nervös, und in seinem Kopf drehte sich alles. In seinem schmerzenden Fuß verspürte er einen Krampf, Schauer liefen seinen Rücken entlang.
Er musste ständig daran denken, dass eine unerbittliche Schiedsrichterin mit einer Stoppuhr an der Rezeption saß. Die Amerikaner werteten ständig die Reaktionen von alten und neuen Angestellten aus. Irgendwo hinter ihm stand einer der Laufburschen, jede seiner Bewegungen versuchte er mit der Kamera einzufangen und übertrug bestimmt alles live nach Chicago. All seine Bemühungen schienen erfolglos für diese Arbeit war er einfach nicht geeignet! Er kam sich unbeholfen vor, eine typische Landratte eben.
Martin durchlebte seinen ersten »fire drill« in Lobith, inmitten der holländischen Docks: eine Übung, um die Reaktionen bei Schiffskatastrophen zu trainieren, bei Feuer, Wassereinbruch und Piratenangriff. Eine komplette Feuer- und Sicherheitsschulung sowie der Umgang mit Terrorangriffen, dies wurde nicht nur in der Nähe der somalischen Küste oder in ostasiatischen Gewässern eingefordert, nein, es galt in der gesamten Europäischen Union. Eine Gruppe Angestellter trainierte soeben gemeinsam die Verhaltensregeln für ein großflächiges Feuer. Das GPS hatte schon vor einer halben Stunde ein Warnsignal abgesetzt, das automatisch die Position des Schiffes übermittelte und Hilfe herbeirief. Die gespielte Rettungsaktion lief auf Hochtouren. Wertvolle Sekunden verstrichen, und Martin stand unter Zeitdruck. Die meisten seiner Schritte erfolgten gemäß dem Plan. Doch irgendwo steckte noch eine Person, ohne die man die Evakuierung nicht abschließen konnte. Die Verantwortung oblag ihm. Es stand zu befürchten, dass sich, sofern er die Übung nicht in den nächsten beiden Minuten abschließen konnte, der gesamte Raum hermetisch verschließen und kein Hahn mehr nach ihm krähen würde. Er würde nicht mehr nach draußen gelangen können und auch kein anderer, der hier mit ihm und ohne es verschuldet zu haben hinter der Barriere zurückbleiben müsste.
Schnell aufzugeben würde allemal Schande bedeuten. Es hatte ihn beträchtliche Mühen und Geld gekostet, bis zu dieser abschließenden Prüfung zu gelangen. Und eigentlich hatte er gar keine Lust, jetzt schon abzureisen in diesem Fall würde man ihm nicht einmal Flugticket und Spesen erstatten. Er wollte um jeden Preis das Ziel erreichen. Er tastete sich mit den Fingern die Tapeten entlang, fand einen Metallrahmen und eine Klinke. Er drückte sie und stolperte in die Kajüte. Mit Hilfe der Taschenlampe konnte er in der Dunkelheit einige Gegenstände ausmachen. Der winzige Raum hatte eine weiß gestrichene Decke, und an der Wand befand sich ein Klappbett. Er richtete sich auf und eilte zum Bett, enttäuscht musste er feststellen, dass es leer war. Eigentlich legte man die Puppen und Büsten sonst hier ab. Er musste husten, all der beißende Rauch, der bis zum Boden reichte. Auf einem Tischchen befanden sich eine Tastatur und darüber ein Monitor.
Eine winzige Tür führte ins Bad. Er öffnete diese, und auf einer Miniaturanrichte unter dem Spiegel erkannte er eine Seife, Duschgel und ein verpacktes Shampoo. Keiner da. Er schob den Duschvorhang zur Seite. Ein entscheidender Moment. Endlich! Martin leuchtete tatsächlich einem jungen Mädchen direkt ins Gesicht eigentlich sollte sie eine Ohnmacht vortäuschen, doch stattdessen grinste sie breit.
»Autsch, schalt das ab, du machst mich ja …