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Im Königreich Juda hat der Götzendienst Einzug gehalten. Auf Anweisung seines Vaters, König Ahas von Juda, soll sogar der junge Kronprinz Hiskia den Göttern geopfert werden. Verzweifelt setzt Königin Abi alle Hebel in Bewegung, um die Pläne ihres Mannes zu durchkreuzen. Sowohl Mutter als auch Sohn suchen in einem Land voller Gewalt und Verrat nach einer Quelle wahrer Stärke. In Todesangst begegnet Hiskia zum ersten Mal dem Gott seiner Vorfahren Jahweh Doch umgeben von Menschen wie seinem Hauslehrer Shebna, einem ägyptischen Intellektuellen, oder dem Hohenpriester Uria, dem der Machterhalt über alles geht, fällt es schwer, mehr über diesen längst vergessenen Gott zu erfahren. In enger Anlehnung an die biblischen Berichte erzählt Lynn Austin von mutigen Menschen wie Königin Abi und dem Propheten Jesaja, die sich in schwierigen Zeiten von Gott gebrauchen lassen.
Autorentext
Lynn Austin ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Holland, Michigan. Ihre zahlreichen Romane sind allesamt Bestseller und mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin.
Leseprobe
Kapitel 1 Das Geräusch von Stimmen und trampelnden Füßen weckte ihn. Mit klopfendem Herzen setzte Hiskia sich im Bett auf und zum ersten Mal in seinem kurzen Leben hatte er entsetzliche Angst. Über Nacht war seine sichere, ruhige Welt im Palast des Königs verschwunden und er lauschte mit wachsender Panik, während der Trubel auf dem Gang vor seinem Zimmer lauter wurde und näher kam. Männerstimmen riefen Befehle. Türen öffneten und schlossen sich. Kinder schrien vor Angst. Er blickte zu seinem großen Bruder Eliab im Nachbarbett hi-nüber und sah, dass auch er wach war. Hiskia kletterte aus seinem Bett und kroch zu ihm unter die Decke. »Eliab«, flüsterte er, »was ist denn da draußen los? Wer ist das?« Eliab schüttelte den Kopf und klammerte sich an die Bettdecke. »I-ich weiß nicht.« Im Dunkeln lagen sie aneinandergekauert, starrten auf die Tür und warteten. In der Ferne warnte der klagende Ruf eines Schofars die schlafende Stadt Jerusalem, während die Schritte über den Gang polterten und sich Hiskias Zimmer näherten. »Ich habe Angst«, sagte er und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. »Ich will zu Mama.« Plötzlich ging die Tür auf und Soldaten, mit Schwertern und Speeren bewaffnet, kamen hereingestürmt und zogen Hiskia und Eliab aus dem Bett. Hiskia konnte nichts tun, um sie daran zu hindern. Sein Körper erstarrte vor Angst, als sie ihm das Nachthemd auszogen und ein weißes Leinengewand über den Kopf streiften. Die Hände der Soldaten fühlten sich kalt und rau an, als sie ihn ankleideten und die Riemen seiner Sandalen schnürten. Die Palastdiener behandelten ihn immer sanft. Sie lächelten und erfanden kleine Spiele, während sie ihm dabei halfen, sich anzuziehen. Aber keiner der Soldaten sagte etwas und ihr kaltes Schweigen jagte ihm Angst und Schrecken ein. Eliab kleideten sie genauso ein und dann wurden sie beide aus dem Zimmer geschoben. Auf dem Flur drängten sich noch mehr Soldaten und ein Dutzend Priester in wallenden Gewändern. In dem flackernden Schein der Fackeln sah Hiskia seine Halbbrüder in den gleichen weißen Kleidern, wie sie auf dem Boden kauerten und leise wimmerten. Sein Onkel Maasea überragte sie mit einem Schwert in der Hand. »Das sind alle Söhne des Königs«, sagte er zu den Priestern. »Fangen wir an, meine Truppen haben noch einen langen Marsch vor sich.« »Alles ist bereitet, Herr«, erwiderte einer der Priester. Aber bevor einer von ihnen die Chance hatte, sich zu rühren, hörte Hiskia seine Mutter rufen, während sie vom Harem des Königs über den Gang lief. »Nein, wartet! Halt!« Sie war barfuß und schlang ihr Obergewand beim Laufen um sich. Ihr dunkles Haar fiel ihr ungekämmt über die Schultern. Hiskia versuchte sich loszureißen, um zu ihr zu laufen, aber ein Soldat hielt ihn zurück. »Was macht ihr da?«, schrie sie. »Wohin bringt ihr meine Söhne?« »König Ahas bringt ein besonderes Opfer dar, bevor die Armee losmarschiert«, sagte Onkel Maasea. »Unsere Grenze im Norden ist angegriffen worden.« »Und was hat das mit meinen Kindern zu tun? Sie sind doch noch so klein.« Fröstelnd zog sie ihr Gewand fester um sich. »Ahas will, dass alle seine Söhne daran teilnehmen.« Onkel Maasea gab seinen Soldaten ein Zeichen und schnell traten sie in den Gang und versperrten ihr den Weg. Aber vorher sah Hiskia, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. »Nein! Wartet!«, rief sie. »Was für ein Opfer?« Onkel Maasea kehrte ihr den Rücken und gab seinen Männern erneut ein Zeichen. »Los, gehen wir.« Hiskias Mutter fing an zu kreischen und das Geräusch erfüllte ihn mit Schrecken. Er konnte hören, wie sie verzweifelt versuchte, sich an den Männern vorbeizuschieben und zu Eliab und ihm zu kommen, aber die Soldaten hielten sie auf. »Mama!«, schrie Hiskia. »Ich will zu Mama!« Er versuchte zu ihr zu gelangen, aber einer der Männer hob ihn hoch, als wäre er leicht wie eine Feder. Hiskia wollte sich wehren, aber vor Schrecken war er ganz starr und der Soldat, der ihn festhielt, war viel zu stark. Die Schreie seiner Mutter verklangen hinter ihnen, als die Soldaten Hiskia durch das Labyrinth an Korridoren und Treppen in den Hof des Palasts trugen. Draußen wurde der Himmel langsam hell, während die Sonne hinter den Hügeln Judas aufging. Eine riesige wartende Menschenmenge stand im Hof des Palasts und ergoss sich bis auf die Straße vor dem Tor. Ein scharfer Wind schlug Hiskias Tunika gegen seine Beine, als der Soldat ihn auf dem Boden absetzte. Der dünne Stoff bot keinen Schutz gegen die morgendliche Kühle und Hiskia fröstelte vor Kälte und Angst. Noch nie hatte er so viele Soldaten gesehen. In gleichmäßigen Reihen und mit glänzenden Schwertern standen sie vor seinem Vater, dem König. König Ahas trug die Krone Judas auf dem Kopf und die königliche Robe, die mit dem Symbol des Hauses David bestickt war. Er war ein großer Mann mit einem runden Bauch und seine Stimme klang immer laut und wütend. Jeder im Palast kuschte vor ihm und Hiskia hatte ihn ebenfalls fürchten gelernt. Er konnte sich nicht denken, warum sein Vater befohlen hatte, ihn und seine Brüder im Morgengrauen aus den Betten zu holen und zu all diesen Soldaten zu stellen. Während Hiskia frierend in dem windigen Hof stand, erfüllten ihn die Anspannung, die in der Luft lag, und der ernste Ausdruck auf allen Gesichtern mit Furcht. Die Versammlung begann zu marschieren, angeführt von König Ahas und Onkel Maasea. Die Ältesten und Adligen der Stadt folgten dicht dahinter, dann setzten sich auch die Soldaten und Priester in Bewegung. Einer der Soldaten packte Hiskias Schulter und stieß ihn mit all den anderen jungen Prinzen von Juda vorwärts. Aber anstatt den steilen Hügel hinter dem Palast zu Jahwes Tempel hinaufzugehen, wo der König für gewöhnlich seine Opfer darbrachte, wand die Prozession sich den Hang hinunter durch die schmalen Gassen der Stadt. Sie kamen an den geräumigen Häusern aus Naturstein vorbei, in denen die Adligen wohnten, dann marschierten sie über den Marktplatz, der jetzt leer und verlassen war, die Stände verschlossen, die bunten Markisen für die Nacht eingerollt. Hiskia sah, wie die Menschen der Prozession von ihren Dächern aus zusahen oder hinter Fensterläden hervorlugten. Als die Straßen enger wurden, wurde er zwischen den Soldaten eingequetscht und ihre Schwerter pressten sich an Hiskias Seite. Wohin brachten sie ihn? Was würde mit ihm geschehen? Zweimal stolperte er, weil er eine Stufe in der Straße übersah, aber die Soldaten packten schnell seine Arme und zogen ihn wieder auf die Füße. Endlich erreichten sie das riesige Tor in der südlichen Mauer von Jerusalem und verließen die Stadt über die Rampe. Nach und nach wurde die stille Morgendämmerung von Trommelschlägen zerrissen, die in der Ferne ertönten. Hiskia sah eine zerklüftete Felswand mit hohen Klippen, die dunkel und bedrohlich den Eingang zum Hinnomtal bewachte. Als die Prozession in das …