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König Hiskia liebt seine Frau, aber sie kann ihm keine Kinder gebären. Was tun? Er forscht in den alten Schriften, was das Gesetz für solche Fälle an Möglichkeiten bereithält. Als er mit einem Plan zu ihr will, wird er Zeuge des Unfassbaren und er muss sie aus seinem Leben verbannen. Zu schwer wiegt die Schuld, die sie auf sich geladen hat. Ist dies das Ende seiner Ehe? Auch außenpolitisch steht Hiskia vor großen Herausforderungen. Soll er ein Bündnis mit den Nachbarvölkern eingehen, um sich mit ihnen gemeinsam gegen die Assyrer zur Wehr zu setzen, oder setzt er seine Zuversicht allein auf den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs? Einfach großartig, wie Lynn Austin es schafft, die Bibel so lebendig werden zu lassen. Als Leser fiebert man förmlich mit und ist erstaunt darüber, wie dicht die Autorin am Originaltext bleibt.
Autorentext
Lynn Austin ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Holland, Michigan. Ihre zahlreichen Romane sind allesamt Bestseller und mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin.
Leseprobe
Kapitel 1 »Ihr könnt genauso gut in Eure Gemächer zurückkehren, Majestät. Die Herrin Hephzibah sagt, es sei ihre monatliche Zeit.« »Oh nein.« Das Gefühl tiefer Zufriedenheit, das König Hiskia noch vor wenigen Augenblicken erfüllt hatte, löste sich mit einem Mal in Luft auf ebenso wie seine Hoffnung auf einen Erben. Er hatte den kurzen Weg zum Harem zurückgelegt und sich an diesem lauen Frühlingsabend auf die Gesellschaft und die Liebe seiner schönen Frau gefreut; er hatte nicht damit gerechnet, an ihrer Tür mit schlechten Neuigkeiten zurückgewiesen zu werden. »Wie geht es ihr jetzt, Merab?« »Wie immer, Herr.« Hiskia blickte an Merab vorbei ins Zimmer und sah Hephzibah am offenen Fenster sitzen und in die Dunkelheit hinausstarren. Er wusste aus Erfahrung, dass seine Frau jeden Monat trauerte, wenn sie erfuhr, dass sie nicht schwanger geworden war. Und es gelang ihm nur selten, sie zu trösten oder ihre bitteren Tränen zu trocknen, aber er dachte an all die Gelegenheiten, bei denen sie ihn mit ihrer Liebe, ihrem Lachen und ihrem herrlichen Gesang aufgemuntert hatte, und er wollte sie ebenso aufbauen. »Gib uns ein paar Minuten, Merab.« Er zog einen kleinen Hocker neben Hephzibah, aber sie wollte ihn nicht ansehen. »Es ist ein herrlicher Abend«, sagte er. »Möchtest du mich aufs Dach hinauf begleiten?« Hephzibah schüttelte den Kopf und starrte weiter in die Dunkelheit. »Es tut mir leid, dass du immer noch nicht schwanger bist. Ich weiß, dass du sehr enttäuscht sein musst.« »Weißt du, wie viele Jahre das jetzt schon so geht?«, fragte sie. Der Kummer ließ ihre Stimme scharf klingen. »Ich weiß. Schon lange.« »Warum weigerst du dich dann immer noch, die Wahrheit zu akzeptieren?« Jetzt endlich drehte sie sich zu ihm um und ihr schönes Gesicht war nass von Tränen, ihre Augen waren geschwollen. »Ich bin unfruchtbar, Hiskia. Ich werde dir niemals einen Erben schenken.« »Aber du weißt doch, dass Jahwe versprochen hat « »Er hat nicht dir einen Erben versprochen.« Hiskia versuchte, sanft zu sprechen, aber er musste sie von seinem festen Glauben an Gottes Wort überzeugen. »Doch, Hephzibah. Jahwe hat versprochen, dass immer ein Erbe König Davids auf dem Thron des « »Ach, warum willst du denn die Wahrheit nicht sehen? Ich werde nie ein Baby bekommen. Niemals!« »Weil es nicht wahr ist. Der Herr hat es David geschworen und diesen Schwur nimmt er nicht zurück « »Bitte«, stöhnte sie. »Du klammerst dich an ein Versprechen, das Gott dir nie gegeben hat.« »Aber Jahwe hat es mir versprochen.« »Nein! Er hat es König David versprochen!« »Das ist dasselbe, Hephzibah. Gott hat zu David gesagt: Ich erwähle einen deiner Söhne zu deinem Nachfolger auf dem Thron! Und das soll gelten für alle Generationen!« Sie hielt sich die Ohren zu. »Lass dieses Zitieren und hör mir zu! Dein Bruder Gedalja ist ein Nachfahre von König David, nicht wahr?« Bei der Erwähnung seines Bruders wurde es Hiskia mulmig zumute. »Na ja natürlich.« »Und Gedalja hat vier Söhne, oder nicht?« Hiskias Unbehagen wuchs, während sie ihn auf einen Weg führte, den er nicht gehen wollte. Es hielt ihn nicht mehr auf seinem Hocker. »Ja, aber was ändert das « »Sie alle sind Erben von König David, Hiskia.« »Ja! Na und?« »Verstehst du denn nicht? Wenn du keinen Sohn bekommst, kann Gedalja oder einer seiner Söhne deinen Platz einnehmen und dann hat Jahwe trotzdem sein Versprechen an König David gehalten.« Hiskia sah sofort, dass sie recht hatte. Er kam sich wie ein Narr vor, weil er die Wahrheit in all den Jahren nicht erkannt hatte. Die Antwort auf ihre Unfruchtbarkeit war ganz einfach und vollends ungerecht. Er sank neben ihr auf die Fensterbank und überlegte krampfhaft, was er sagen sollte. »Aber wie kann das sein?«, murmelte er. »Willst du, dass dein eigener Sohn deinen Thron erbt, Hiskia? Oder ist es dir gleichgültig, dass dein Bruder oder dein Neffe dir auf den Thron folgt?« Die Frage machte ihn sprachlos. Natürlich wollte er, dass sein eigener Sohn nach ihm regierte. Sein Bruder duldete Götzenverehrung; und seine Neffen vielleicht auch. Wie konnte ihm das gleichgültig sein? »Wenn du willst, dass dein eigener Sohn dein Reich erbt«, fuhr sie fort, »dann trennst du dich besser von mir, weil ich unfruchtbar bin.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte so heftig, dass ihr ganzer Körper vor Schluchzen bebte. Zum ersten Mal verstand Hiskia ihren Kummer und teilte ihre Enttäuschung. Er wollte auch einen Sohn. Es war ungerecht. Aber trotz seines inneren Kampfes wusste er, dass Hephzibahs Leid in diesem Augenblick größer war als sein eigenes. Sie brauchte ihn. »Ich kann mich nicht von dir scheiden lassen, Hephzibah«, sagte er leise. »Warum? Weil Jahwe es verbietet?« »Nein. Weil ich dich liebe.« Hiskia zog sie in seine Arme zum ersten Mal ignorierte er das Gesetz, das ihm verbot, sie zu berühren. Er strich ihr über das weiche Haar und flüsterte noch einmal: »Ich liebe dich, Hephzibah. Du bist mir wichtiger als ein Erbe.« Sie hob den Kopf und die Verzweiflung in ihrem Blick, als sie ihn anflehte, zerriss ihm das Herz. »Aber ich will, dass du einen Erben bekommst. Ich will, dass der nächste König von Juda dein Sohn ist und nicht der von Gedalja. Ich liebe dich so sehr, dass ich bereit bin, dich aufzugeben, damit das geschehen kann.« »Nein, Hephzibah. Ich werde mich nicht von dir trennen.« »Kannst du dann nicht einen anderen Weg finden? Gibt es nicht doch irgendwo eine Ausnahme, die dir erlaubt, eine zweite Frau zu haben, wenn ich unfruchtbar bin?« »Ich weiß nicht ich weiß es wirklich nicht.« Als er an diesem Abend zu Hephzibah gegangen war, hatte Zuversicht für die Zukunft ihn erfüllt. Aber jetzt hatte er das Gefühl, dass Gott ihm die Zukunft entrissen und sie Gedalja übergeben hatte. »Es ist ungerecht, dass du zwischen der Treue zu mir und einem Sohn wählen sollst«, fuhr sie fort. »Wie kann ein liebender Gott das von dir verlangen?« »Es gibt vieles, was ich nicht verstehe «, begann er, aber jetzt, wo Hephzibah ihrer Verbitterung einmal freien Lauf gelassen hatte, schien es kein Halten mehr zu geben. »Warum verbietet Jahwe dir, ihn morgen anzubeten, nur weil du Mitleid mit mir hattest und mich heute Abend in den Arm genommen hast? Warum ist dein Gott so ungerecht, Hiskia? Nach allem, was du für ihn getan hast, vergilt er es dir auf diese Weise? Indem er dich zwingt, zwischen einer Scheidung von mir und der Übergabe deines Reiches an Gedalja zu wählen?« Hiskia drückte sie fest an sich. »Schhh, Hephzibah still.« Ihre Verbitterung nährte seine eigene und es machte ihm Angst, wie stark dieses Gefühl war. Er wusste, dass Gott nicht ungerecht war. Aber er wusste nicht, wie er seine Verwirrung und Enttäuschung mit seinem Glauben an Gottes Güte vereinbaren sollte. Er musste allein sein, um sich all das gründlich durch den Kopf gehen zu lassen. Er konnte es sich nicht leisten, noch länger Hephzibahs wütenden Groll und ihre Zweif…