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König Hiskia hat sich entschieden: Er stellt die Tributzahlungen an die Assyrer ein und vertraut darauf, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs seine schützende Hand über Juda hält. Derweil baut Eljakim, der fähige Baumeister, den Tempel wieder auf. Und da jederzeit mit der Invasion der Assyrer zu rechnen ist, setzt er auch die Stadtmauern instand. Eine wichtige Beraterin findet er in der hübschen Jeruscha, die jahrelang von den Assyrern gefangen gehalten wurde. Sie bringt Eljakim auf die Idee, König Hiskia ein ambitioniertes Projekt vorzuschlagen: Ein Tunnel soll Jerusalem bei einer Belagerung mit Wasser aus der Gihonquelle versorgen. Von zwei Seiten aus wird gegraben, aber die Zeit drängt. Gehen seine Berechnungen auf? Seine volle Konzentration gilt dem Tunnelprojekt, sein Herz aber erobert Jeruscha ...
Autorentext
Lynn Austin ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Holland, Michigan. Ihre zahlreichen Romane sind allesamt Bestseller und mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin.
Leseprobe
Kapitel 1 Im Nordreich Israel Jeruscha lag auf dem Dachboden über ihrem Haus wach und lauschte den Geräuschen des neuen Tages. Sie war viel zu aufgeregt, um zu schlafen. Das Licht der aufgehenden Sonne drang durch die Ritzen in den Fensterläden, begleitet von den Melodien der Singvögel in den Olivenbäumen vor dem Haus. Sie hörte das schwere Stampfen der Ochsen auf dem Steinfußboden im Stall unter ihrem Zimmer und die leise Stimme ihres Vaters Jerimot, der leise mit den Tieren sprach, während er sie hinausführte. Er würde ihnen Futter und Wasser geben und sie dann vor den Wagen spannen für die drei Meilen Fahrt nach Dabbeschet und zur Hochzeit ihrer Cousine Sera. Jeruscha stand auf und faltete ihre Decke zusammen. Sie konnte es kaum erwarten, dass der Tag begann. Nachdem sie das winzige Bronzequadrat, das ihr als Spiegel diente, auf der Fensterbank aufgestellt hatte, betrachtete sie ihr undeutliches Spiegelbild, während sie ihr dickes braunes Haar kämmte. Ihre gerade Nase und das ovale Gesicht waren stark gebräunt von der Arbeit im Gerstenfeld an der Seite ihrer Mutter und sie hatte die mandelförmigen Augen ihres Vaters, so grün wie die sanften Hügel. Abba sagte, sie sei hübsch; Jeruscha fragte sich, ob das stimmte. Sie seufzte und legte das Metallstück wieder an seinen Platz im Regal, während sie wünschte, sie hätte einen richtigen Spiegel. An diesem Morgen zog Jeruscha nicht wie sonst ihre Arbeitskleidung an, sondern das einzige gute Kleid, das sie besaß und das für besondere Gelegenheiten wie diese reserviert war. Das Hochzeitsfest würde mehrere Tage andauern; sie würde feiern und tanzen und alle ihre Verwandten treffen. Aber vor allem hoffte sie, dass Abram da sein würde. Jeruscha kannte Abram schon seit Jahren sie war mit ihm zusammen aufgewachsen, hatte ihn bei Hochzeiten und Festtagen und Dorfversammlungen gesehen. Er war immer ein stiller Junge gewesen, das genaue Gegenteil zu ihrer eigenen unbekümmerten Art. Als sie Kinder gewesen waren, hatte sie ihn kaum bemerkt. Aber jetzt, wo Abram ein Mann war jetzt, wo er sie ansah, wie ein Mann eine Frau ansieht , ertappte Jeruscha sich dabei, dass sie davon träumte, seine Frau zu werden, seine Kinder zu gebären und mit ihm auf dem Land seines Vaters zu leben. Während Jeruscha sich in der kleinen Dachkammer zu schaffen machte und ein Hochzeitslied summte, wachte ihre jüngere Schwester Maacha auf. »Warum stehst du so früh auf?«, knurrte Maacha. »Es ist doch noch nicht einmal richtig hell.« Für eine Elfjährige war sie klein und dünn wie ein Schilfrohr und sie hatte dicke dunkle Zöpfe und ein rundes, sommersprossiges Gesicht. Sie folgte Jeruscha, wohin sie auch ging, aber sie war viel zu jung, um die Träume ihrer Schwester von einem Mann und Babys zu teilen. »Hast du vergessen, dass wir heute zu Seras Hochzeit nach Dabbeschet fahren?« Jeruscha entriegelte die Fensterläden und öffnete sie. Maacha drehte sich zur Wand und zog sich die Decke über den Kopf. »Das habe ich nicht vergessen, aber so früh müssen wir auch nicht los.« »Abba sagt, wir können erst fahren, wenn wir alle unsere Arbeiten erledigt haben, und je eher wir damit anfangen, desto eher kommen wir dort an. Komm schon, Schlafmütze.« Jeruscha zog ihrer protestierenden Schwester die Decke weg und verstaute sie in der Wandnische neben ihrer eigenen. Maacha meckerte noch immer, als Jeruscha die Leiter vom Boden in den großen Hauptraum ihres Hauses hinunterstieg. Ihre Mutter Hodesch kniete mitten im Zimmer an der Feuerstelle und mahlte mit einer Handmühle Weizen für das Frühstück. »Oh, gut du bist auf«, sagte sie. »Geh und hol etwas Wasser.« Sie gab Jeruscha den leeren Krug und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu und schüttete einen Haufen fertig gemahlenes Mehl in den Knettrog. Jeruscha hob den Krug auf ihre Schulter und öffnete die Tür, auf den Lippen den nächsten Refrain des Hochzeitsliedes, während sie den Berg hinunter zum Brunnen ging. »Nur mir gehört mein Liebster und ich gehöre ihm « Der neue Tag war frisch und klar, die Sonne wärmte, stand aber noch nicht so hoch am Himmel, dass es heiß war. Es war ein herrlicher Tag für eine Hochzeit. Als Jeruscha mit dem Wasser zurückkehrte, den Krug waghalsig auf dem Kopf balancierend, war Maacha aufgestanden und angezogen und half ihrer Mutter, das Feuer anzufachen. Jeruscha sang, während sie arbeitete, ihre Aufgaben eine vertraute tägliche Routine aber an diesem Tag mit einer besonderen Belohnung im Anschluss. Als Abba von draußen hereinkam, beugte er sich über sie und küsste sie auf die Wange. »Wie kommt es, dass mein kleines Vögelchen an diesem Morgen so lieblich singt?«, fragte er. Sie lächelte und schnitt den Ziegenkäse für ihre Fahrt in dicke Scheiben. »Du weißt genau, warum, Abba wir fahren heute zu einer Hochzeit. Ich werde Sera und Tirza sehen und « »Und vielleicht Abram, den gut aussehenden Sohn von Eli?« »An ihn habe ich gar nicht gedacht«, antwortete Jeruscha zu hastig. »Aber aber er kommt doch sicher auch, oder?« Jerimot lachte und schob sich ein Stück Käse in den Mund. »Wieso lachst du, Abba?«, fragte Maacha. »Ach, nichts, Kleines.« Er zog scherzhaft an Maachas Zopf. »Es ist nur so, dass deine Schwester schon eine richtige Frau geworden ist. Sieh sie dir doch an so schlank und anmutig wie ein junger Weidenbaum. Bald wird sie eine reizende Braut sein.« »Aber sie heiratet doch heute nicht«, sagte Maacha stirnrunzelnd. »Sera heiratet.« »Ich weiß, ich weiß.« Jerimot legte je einen Arm um sie beide und zog sie an sich. »Wie schön es doch wäre, wenn ich meine Töchter immer bei mir behalten könnte. Es wird ganz einsam sein, wenn unser Jeruscha-Vögelchen nicht mehr für uns singt! Aber Abrams Land ist nicht so weit entfernt. Vielleicht kommt sie manchmal hergeflogen und besucht uns, hm?« Jeruscha blickte in das Gesicht ihres Vaters. Sie liebte jede Falte und jede Runzel in seiner wettergegerbten Haut. »Du redest ja gerade so, als wäre ich schon verheiratet und fort, Abba. Woher weißt du denn, ob Abram mich überhaupt heiraten will?« »Woher ich das weiß? Ha! Wenn es nach ihm ginge, würdet ihr zwei heute heiraten und nicht Sera und ihr Bräutigam. Es liegt nur an mir, dass er noch warten muss. Ich will einfach nicht, dass mein kleines Vögelchen das Nest verlässt.« Jeruscha starrte ihn überrascht an. »Hat er wirklich gesagt, dass er mich heiraten will?« Sie konnte ihre Erregung nicht verbergen und hoffte, ihr Vater würde sie nicht wieder auslachen. »Ja, natürlich hat er das«, erwiderte Jerimot seufzend. »Und wie ich sehe, wird es Zeit, dass ich ihn erhöre. Nach der Hochzeit werde ich mit Abrams Vater reden. Dann sehen wir, wie es mit einer Verlobung aussieht.« Jeruscha schlang die Arme um ihren Vater und drückte ihn ganz fest. »Ich liebe dich, Abba! Danke! Danke!« Jerimot erwiderte ihre Umarmung mit wortloser Zärtlichkeit. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Jeruschas Familie ihre Arbeiten erledig…