Erzähler und Figur in Interaktion

Time and again in Homer's Iliad there are implicit interactions between the narrator and his characters. This monograph examines these interactions as 'metalepses' (transgressions between narrative levels), which lend the epic an immanent dialogicality. Numerous individual analyses show how metalepses decisively shape the Homeric narrative style and how they expand the scope of interpretation of entire passages. It becomes clear that metaleptic interactivity creates an apparent immediacy and closeness between the narrator and his characters (especially Achilles). The narrator and characters refer to each other in their speeches in very different ways, for example when the narrator contradicts a character or a character takes up and modifies an image used by the narrator. The Homeric characters thus appear less as textual products (as 'products' of the narrator) than as real people with whom the narrator appears to enter into direct dialogue, indeed whom he has actually created as interlocutors.

Autorentext

Leonie von Alvensleben, Göttigen, Germany.

Klappentext

Immer wieder kommt es in Homers Ilias zu impliziten Interaktionen zwischen dem Erzähler und seinen Figuren. Die vorliegende Monographie untersucht diese Interaktionen als ,Metalepsen' (Überschreitungen zwischen Erzählebenen), welche dem Epos eine immanente Dialogizität verleihen. An zahlreichen Einzelanalysen wird gezeigt, wie Metalepsen maßgeblich den homerischen Erzählstil prägen und wie sie den Deutungsspielraum ganzer Passagen erweitern. Dabei wird deutlich, dass metaleptische Interaktivität eine scheinbare Unmittelbarkeit und Nähe zwischen dem Erzähler und seinen Figuren (besonders Achill) erzeugt. Auf ganz unterschiedliche Weisen nehmen Erzähler und Figuren in ihren Reden aufeinander Bezug, etwa indem der Erzähler einer Figur widerspricht oder eine Figur ein vom Erzähler verwendetes Bild aufgreift und modifiziert. So erscheinen die homerischen Figuren weniger als Text-Erzeugnisse (als ,Produkte' des Erzählers) denn als reale Personen, mit denen der Erzähler in scheinbar direkten Austausch tritt, ja die er sich geradezu als Gesprächspartner geschaffen hat.