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Das Buch ist das erste Trauerbegleitungsbuch, das die Erkenntnisse der aktuellen neurobiologischen Forschung nutzt, um den Ausnahmezustand von Körper und Psyche in dieser Situation allgemeinverständlich zu beschreiben. Aus dem Wissen überdiese Vorgänge leiten die Autoren zahlreiche, in der Praxis bewährte Umgangsmöglichkeiten ab.
In der 3. erweiterten Auflage ihres Buches »Trauern mit Leib und Seele« setzen die beiden Autoren den besonderen Akzent, dass es in der Trauer nicht nur um harte »Trauer-Arbeit« geht, mit dem schweren Verlust eines sehr nahen Menschen umzugehen; ebenso wichtig sind Ruhe, Entspannung, Erholung und ermutigende Erfahrungen.
Neurobiologische Erkenntnisse zeigen, dass unser Leib selbst vielfältige Schutzmöglichkeiten bereitstellt, Leben in der Krise zu bewahren. Das Mitteilen von Gefühlen kann entlasten und befreien. Andererseits machen seelische und oft auch leibliche Schmerzen immer wieder darauf aufmerksam, dass eine Bearbeitung des entsetzlichen Verlustes notwendig ist. Spiegelsysteme, die in der Zeit gemeinsamen Lebens entstanden sind, ermöglichen einen Dialog mit dem Verstorbenen über den Tod hinaus.
Es gibt bewährte Methoden, die die Umschaltung vom Stress-System auf das Entspannungs-System fördern: Zu diesen Methoden gehören Unterbrechung, Meditation, Gebet, Vorstellen innerer Bilder, ebenso vielfältige Weisen, Trauer zum Ausdruck zu bringen und mitzuteilen. Oft kann auf Weinen Lächeln folgen; Trauer kann mit Freude verbunden sein. Insbesondere Symbole und Rituale können dazu beitragen, ein Übermaß an Emotionen zu regulieren und neue Bahnungen zu entwickeln.
Insgesamt können sich so die Prozesse in einem Spielraum von schmerzlicher Auseinandersetzung sowie Erholung und Neuorientierung vollziehen. Dieses Verständnis von Trauer als Kraft zum Leben hat sich auch in der Begleitung von Trauernden sehr bewährt.
Das Buch versteht sich als Orientierungshilfe für die schwere Zeit der Trauer:
Die Trauer beim Verlust eines nahen Menschen drückt sich bei vielen in einem
tiefgehenden leib-seelischen Schmerz aus. Trauernde verstehen sich in ihren
widersprüchlichen Emotionen oft nicht mehr; gleichzeitig reagiert der Körper
meist mit verschiedenen Symptomen und mit Schmerzen.
Das Buch überträgt die Erkenntnisse der Neurowissenschaften erstmals auf Trauerprozesse und vermittelt diese allgemeinverständlich.
Es vertritt einen ganzheitlichen Ansatz:
Trauer betrifft Körper und Psyche. Die Autoren bringen ihre Erfahrungen aus mehr
als 30 Jahren Trauerbegleitung ein: Sie geben Anregungen, den eigenen Weg durch die Trauer zu gehen.
Zielgruppe:
»Aus den Erklärungen über neurobiologische Zusammenhänge leiten die Autoren Anregungen ab, was Betroffene tun können, um gut für ihre eigene körperliche und seelische Verfassung zu sorgen. Das Buch versteht sich somit in erster Linie als Orientierungshilfe für Betroffene, will aber auch allen, die in ihrer beruflichen Praxis mit Trauernden arbeiten, diesen ganzheitlichen Ansatz nahe bringen.« Hildegard Willmann, ZEITLOS, 4/2011
Vorwort
Sich selbst in der Trauer besser verstehen
Autorentext
Ursula Gast, PD Dr. med., ist Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytikerin; von 2004 bis 2009 Chefärztin der Klinik für psychotherapeutische und psychosomatische Medizin in Bielefeld, jetzt niedergelassen in Mittelangeln bei Flensburg. Ihre Homepage finden Sie unter: www.ursula-gast.de
Klappentext
SICH SELBST IN DER TRAUER BESSER VERSTEHEN
Trauer kommt in Leib und Seele zum Ausdruck. Das Buch stellt diesen Zusammenhang auf der Basis neuester medizinischer Forschung verständlich dar. Es zeigt, welche heilenden Kräfte in der Trauer wirken und welche Zeichen, Symbole und Rituale einladen, den Weg durch die Trauer zu gehen. In dieser Neuauflage wird besonders dargestellt, wie Trauerprozesse sich in dem Spielraum von schmerzlicher Auseinandersetzung sowie Erholung und Neuorientierung vollziehen.
»Das Buch überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite durch seine profunde Grundlegung, die Praxisrelevanz, die gute Verständlichkeit und die klare Strukturierung. Unbedingt empfehlenswert.« Oliver Wirthmann, Bestattungskultur, 12/2011
Leseprobe
Vorwort
Mit diesem Buch wenden wir uns an alle, die einen nahen Menschen verloren haben und die unter diesem schweren Verlust leiden. Das Buch will ermutigen, einen eigenen Weg durch die Trauer zu finden. Weiterhin möchten wir diejenigen ansprechen, die Trauernden begeg nen: Angehörige, Freundinnen und Freunde, Nachbarn. Schließlich wollen wir auch denen Informationen und Anregungen geben, die in ihrem Beruf in der ärztlichen, psychologischen oder seelsorgerlichen Praxis mit Trauernden zu tun haben. Aus der Perspektive der Trauernden wird dargestellt, wie Trauer erlebt wird: Was wird in dieser Situation von ihnen selbst als einfühlsam und bestärkend empfunden? Das Besondere dieses Buches liegt darin, dass es auf die Zusammenhänge von Leib und Seele in der Trauer ausführlich eingeht. Vielen Trauernden schmerzen der Rücken, der Bauch, das Herz . Dann wieder brechen seelische Schmerzen auf, die oft kaum auszuhalten sind. Erst in den letzten Jahren hat die Hirnforschung zeigen können, wie Leib und Seele in äußerster Not reagieren, wie wir uns selbst schützen und uns dann doch wieder mit den schweren Verletzungen auseinandersetzen. Was durch den Verlust in uns abgeschnitten und zerrissen ist, kann im Prozess der Trauer langsam heil werden. Die neurobiologischen Prozesse, die dabei ablaufen können, möchten wir verständlich und praxisnah darstellen, immer auf die Situation von Trauernden ausgerichtet. Wir beziehen uns dabei auf unser erstes gemeinsames Buch »Trauma und Trauer«, in dem wir wissenschaftliche Erkenntnisse neurobiologischer Forschung eingehender beschrieben haben (Gast et al. 2009). Im Unterschied dazu geht es in diesem zweiten Buch direkt um die Situation von Trauernden: Wie kann ich besser verstehen, was in meinem Schmerz vor sich geht? Wie kann ich mich schützen und gut auf mich selbst achten? Manche wichtigen Phänomene in der Trauer werden in dem Buch an mehreren Stellen beschrieben. Dazu gehört das Wechselspiel von Schutz und Auseinandersetzung mit dem Schmerz (vgl. 1.2., 3.2., 4.2., 11.). Auch die Leitfrage »Was tut mir gut in meiner Trauer?« taucht immer wieder auf. Dabei geht es nicht um Wiederholungen, sondern um Weiterentwicklungen, die der Figur einer Spirale entsprechen. Solche Spirale kennzeichnet oft den Verlauf eines Trauerprozesses. Wir gelangen nach einiger Zeit zu bestimmten Erfahrungen, die wir bereits kennen; aber inzwischen haben sie sich vertieft und erweitert. Wir können sie aus neuer Perspektive wahrnehmen.
Bei uns beiden sind es persönliche Erfahrungen, die uns dazu gebracht haben, so intensiv der Trauer nachzugehen, Trauernde und Traumatisierte zu begleiten und schließlich dieses Buch zu schreiben.
Ich, Klaus Onnasch, will von dem Ereignis berichten, das mein Leben zuerst zerrissen und dann von Grund auf verwandelt hat. Vor sechzehn Jahren bekam ich die Nachricht, dass mein Sohn im Alter von 28 Jahren plötzlich gestorben war. Wie konnte ich weiterleben, wenn mein Sohn vor mir aus dem Leben schied? Dann erhielt ich fast zwei Jahre lang eine sehr einfühlsame Trauerbegleitung: Hier konnte ich mich aussprechen mit meinem Chaos an Gefühlen. Ganz langsam konnte ich wieder Perspektiven meines Lebens entdecken und schließlich einen neuen Lebensabschnitt gestalten. Zwei Jahre nach seinem Tod wurde ich gefragt, ob ich selbst Trauernde in Gruppen begleiten wollte. Nach längerem Zögern sagte ich zu. Unterstützung erhielt ich darin von Ursula Gast, die ich…