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Über Jahrzehnte beanspruchten die komplementären Diskurse des östlichen partei-, später staatsoffiziellen Marxismus sowie des westlichen Antikommunismus die nahezu uneingeschränkte Definitionsmacht über das, was gemeinhin als Marxsche Theorie' oder wissenschaftlicher Sozialismus' galt. Dagegen machte sich ab Mitte der 1960er Jahre eine neue Lektüre-Bewegung vor allem in der Bundesrepublik daran, die originellen wissenschaftlichen Gehalte des Marxschen Denkens zu entdecken. Der Rezeptionsschutt der vorangegangenen 100 Jahre sollte weggeräumt werden, um für die Rekonstruktion einer kritischen Gesellschaftstheorie mit einem innovativen Methoden- und Gegenstandsverständnis Platz zu schaffen. Das Buch vergegenwärtigt die Quellen, Geschichte und Resultate dieses neuen Diskussionskontexts. Drei Stränge der Debatte werden näher beleuchtet: die methodologische und werttheoretische Grundlagenforschung, die Staatsableitung sowie die Untersuchung der revolutionstheoretischen Implikationen der Kritik der politischen Ökonomie. Dabei wird gezeigt, dass in einem noch keineswegs abgeschlossenen Forschungsprozess die Umrisse einer bei Marx angelegten Theorie erkennbar werden, die wichtige Impulse zum Verständnis der modernen Reichtums- und Herrschaftsformen geben kann und in vielem geradezu das Gegenteil von dem zeigt, was man von Marx in marxistischen wie nicht-marxistischen Kreisen zu wissen glaubte.
Autorentext
Ingo Elbe, Dr. phil., geboren 1972, studierte Philosophie, Geschichte und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum.
Zusammenfassung
"'Marx im Westen' ist keine konstellationsanalytische fundierte Geschichte der Marxrezeption in der Bundesrepublik. Aber die Studie bietet doch mit ihren theoriegeschichtlichen Rückverweisen und ihrer Kritik am 'Traditionsmarxismus' wie am Westlichen Marxismus' mehr als die Spezialgeschichte eines Denkstils. Die Studie entfaltet auch keine neue Gesamtinterpretation des Marxschen Werks. Sie bilanziert aber mikrophilologisch genau [...] die Debatten und Interpretationen der neuen Marx-Lektüre." Georg Bollenbeck in: Widersprüche "Elbe manages to summarize the elaborate debates in an illuminative work with a quality of a reference book, giving strong impulses for further research on the social theory of forms in its different aspects indispensable for the critical theory of the modern society." Devi Dumbadze in: Matsne "[...] die Studie bietet [...] mit ihren theoriegeschichtlichen Rückverweisen und ihrer Kritik am 'Traditionsmarxismus' wie am 'Westlichen Marxismus' mehr als die Spezialgeschichte eines Denkstils. [...] Sie bilanziert [...] mikrophilologisch genau auf drei Themenfeldern die Debatten und Interpretationen der neuen Marx-Lektüre." Georg Bollenbeck in: Widersprüche, (2011) "'Marx im Westen' [bleibt] ein unverzichtbares Buch." Andreas Lotz in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegungen, III /2010 "In der Strenge der begrifflichen Arbeit und dem souveränen Zugriff auf das überreiche Material zählt dieses herausragende Werk zu den unerwarteten Lichtblicken, die der Marxforschung wieder Ansehen und Geltung verschaffen können." Sabine Doyé in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau, 32 (2009) 1 "Ingo Elbe hat mit seiner theoriegeschichtlichen Studie zur sog. neuen Marx-Lektüre eine fulminante Fleißarbeit vorgelegt. Ihr elementares Verdienst besteht darin, den Stand der Rekonstruktion des wissenschaftlichen Kerngehalts der kritischen Theorie von Marx umfassend in seiner theoriegeschichtlichen Genesis darzustellen." Hen
Inhalt
VORWORT EINLEITUNG: Zwischen Marx, Marxismus und Marxismen. Lesarten der Marxschen Theorie 1. WERTTHEORETISCHE GRUNDLAGENREFLEXIONEN 1.1 Quellen und Motive der neuen Marx-Lektüre 1.1.1 Zur falschen Zeit am falschen Ort: Ein westlicher' Marxismus im Osten 1.1.2 Die verunsicherte Orthodoxie 1.1.3 Der Einfluss des französischen strukturalen Marxismus 1.1.4 Die Frankfurter Traditionslinie 1.2 Logisch, historisch, dialektisch Abkehr vom methodologischen Traditionsbestand und Debatten um die Spezifik der Marxschen Methode 1.2.1 Grundzüge der Methodenorthodoxie und das Entstehen der Neo-Orthodoxie 1.2.2 Operative Dialektik oder: Darstellung in Widersprüchen (I) Marxsche Dialektik in der Perspektive analytischer Positionen (II) Eigentümliche Logik eines eigentümlichen Gegenstands 1.2.3 Exkurs zum Forschungsprozess 1.3 Objekttheoretische Konsequenzen 1.3.1 Kritik prämonetärer Werttheorie: Abstrakte Arbeit, Wert und Geld (I) Marx versus Engels und Marx versus Marx (II) Kritiken am Modus begrifflicher Entwicklung eines monetären Werts (III) Umgang mit oder Umgehung von Ambivalenzen? Paradigmainterne Varianten in der Diskussion um die nicht-/substantialistische Werttheorie von Marx 1.3.2 Wertformanalyse und Geld: Zur Debatte über Popularisierungen, Brüche und Versteckspiele in der Marxschen Darstellung (I) Die Redundanzthese der logisch-historischen Orthodoxie (II) Die Klärung des Verhältnisses der ersten beiden Kapitel Popularisierung, Bruch, Historisierung? (III) Neue Konfusionen? 1.3.3 Exkurs zur Werttheorie als Kapitaltheorie 2. STAATSABLEITUNG 2.1 Form, Funktion und Ausgangspunkt. Grundlagen und fragen der Debatte 2.1.1 Allerhand Illusionen 2.1.2 Der Streit um den Ausgangspunkt 2.1.3 Die Wirklichkeit des Rechtsstaats Exkurs: Traditionskritik und kritische Tradition 2.2.1 Traditionalistische Kritik des Klasseninhalts von Recht und Staat 2.2.2 Explikation rechts- und staatstheoretischer Gehalte der Ökonomiekritik 2.2.3 Die stali