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Das wohl erste Buch über Luther, das dem deutschen Reformator nicht 'ökumenisch' lobhudelt, sondern seine Lehre als ein Ganzes vorführt, deren tiefe Inhumanität nur erschrecken kann.
Autorentext
Hubertus Mynarek, geb. 1929, studierte katholische Theologie, Philosophie und Psychologie. Ab 1966 arbeitete er als Theologieprofessor in Bamberg, ab 1968 hatte er den Lehrstuhl für vergleichende Religionswissenschaft in Wien inne. 1971-72 war er Dekan der Theologischen Fakultät. 1972 wurde ihm die kirchliche Lehrbefugnis und der Lehrstuhl entzogen. Er ist Autor zahlreicher Bücher.
Klappentext
Das wohl erste Buch über Luther, das dem deutschen Reformator nicht 'ökumenisch' lobhudelt, sondern seine Lehre als ein Ganzes vorführt, deren tiefe Inhumanität nur erschrecken kann.
Leseprobe
Das Jahr 2017 wird für die evangelische Kirche und auch für die politischen Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland ein besonderes Jahr. Ganz groß und mit zahlreichen Veranstaltungen vor, während und nach diesem Datum werden sie gemeinsam, wie es sich für eine Staatskirche und einen Kirchenstaat gehört, den fünfhundertsten Jahrestag von Luthers Thesenanschlag begehen. Zwar gehört die Behauptung, Luther habe seine 95 Thesen gegen die magisch-zauberische Kraft des Ablasses, den die römisch-katholische Kirche erteilte, 1517 an der Schloßkirche von Wittenberg angeschlagen, aller Wahrscheinlichkeit nach in den Bereich der Legende (er hat sie offenbar lediglich einem Brief an seine Vorgesetzten beigefügt). Aber bereits mit diesem Datum beginnt der 'Mythos Luther', seine Erhebung zu einer Kultgestalt, das Heldenlied von ihm als dem verwegen mutigen Manne, der sich ganz allein als kleiner Mönch dem gewaltigen Herrschaftsapparat des Papsttums und des Kaisers entgegengestellt habe. Als dieser tapfere Ketzer in der Mönchskutte wird er uns Heutigen ja auch in Film und Fernsehen vorgestellt. Gegen Mythisierung, Mystifizierung, Sakralisierung ist kein Kraut gewachsen. Die Masse will Heroen, Stars, Heilige, und die Kirchen unterstützen das oder verschweigen die negativen Seiten des in die höchsten Regionen Erhobenen. So verschweigen auch die Bischöfe, Superintendenten und die anderen in der evangelisch-lutherischen Kirche etwas zu sagen Habenden eine grundlegende Dämonie in Luthers Charakter und Persönlichkeit, die ihn dazu trieb, wüsteste und brutalste Hetzreden und -aufrufe gegen eine Unzahl von Menschen und Menschengruppen zu halten bzw. zu verfassen und allen Ernstes, mit allem Nachdruck ihre Vernichtung und Auslöschung zu fordern. Was Luther gegen und über den Papst und das Papsttum sagte (vor allem in seiner Schrift Wider das Papsttum zu Rom, vom Teuffel gestiftet), was er an gräßlichen Haßbildern gegen diese Institution anfertigen und verbreiten ließ, läßt jede Polemik heutiger Kirchenkritiker blaß und geradezu vornehm erscheinen. Was Luther gegen Frauen, Ketzer, Sektierer, Leibeigene, die keine mehr sein wollten, Juden, Prostituierte, gegen die Philosophie, Philosophen und Humanisten an schärfstem Gift versprühte, ist auf seine Weise negativ einzigartig, weil ihm diesbezüglich kein anderer Religionsstifter, kein Reformator auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Selbst der Koran und der Talmud in ihren negativen Aussagen über bzw. gegen Nichtgläubige können da im Vergleich zur geballten Wucht von Luthers mörderischen Hetztiraden nicht mithalten. Kein Wunder, daß ihn Friedrich Nietzsche deshalb ein 'Unglück von einem Mönch' nannte und der neomarxistische Philosoph Ernst Bloch ihn zu den 'großen Selbsthassern' zählte, der die ganze Welt und Menschheit als 'Widerschein' seiner existentiellen und ethischen Verzweiflung erlebte. Andere seriöse Kritiker sind in ihrem Urteil über Luther eher noch schärfer. Luthers Menschenbild und seine Thesen zur Sexualität seien 'eine verderbliche Perversion, ein Verbrechen am Menschen und ein wuchernder Wahn' urteilt W. Ronner, Autor des Klassikers Die Kirche und der Keuschheitswahn. Die Rechtsanwälte C. Sailer und G.-J. Hetzel begründen in ihrer Schrift über gewisse verfassungsfeindliche Umtriebe in allen Einzelheiten, daß 'Luther nach heutigem Rechtsverständnis ein Krimineller war, den der Staatsanwalt sofort verhaften ließe, wenn er seiner habhaft würde wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB), Anstiftung zum Mord (§§ 26, 211 StGB), Anstiftung zum Landfriedensbruch (§§ 26, 125 StGB) und Anstiftung zur schweren Brandstiftung (§§ 26, 306 StGB)'. (Natürlich nur, wenn besagter Staatsanwalt von dem Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz ausgeht aber das sollte er ja.) In Wirklichkeit unternimmt der Staat selbstverständlich nichts gegen die evangelisch- lutherische Kirche, weil die verantwortlichen Politiker freiwillige Ignoranten in bezug auf die Gesamtheit der Lehren Luthers sind, weil ihr Lutherbild ein alle negativen Aspekte ausklammerndes, geschöntes ist, indem sie von Luther nicht mehr wissen noch wissen wollen, als was ihnen im konfessionellen Religionsunterricht der Schule beigebracht wurde, und weil viele wichtige und einflußreiche Positionen in Staat und Gesellschaft von evangelisch-lutherischen Kirchenmännern und -mitgliedern besetzt sind, die ihrerseits als Verbündete der heutigen Papstkirche gegen weniger staatsverwobene Religionsgemeinschaften zu betrachten sind. Angesichts der weitverbreiteten Ignoranz der Politiker und weiter Kreise der Gesellschaft bezüglich der fatalen Negativität und Destruktivität der Lehren Luthers können evangelische Bischöfe ohne Furcht vor Protesten das Erbe Luthers weiter anpreisen und empfehlen. So erklärte z.B. der evangelische Landesbischof von Loewenich in einer Botschaft im Internet: 'Wir wollen das geschichtliche Erbe der lutherischen Tradition bewahren als unsere kulturelle und geistige Heimat.' Das Erbe Luthers ist tatsächlich überall präsent: Es gibt Martin-Luther-Straßen, Martin-Luther-Denkmäler, Martin Luther-Schulen und -kirchen. Sein Bild hängt in den Amtsstuben lutherischer Bischöfe und Pfarrer. Kein Mensch nimmt daran Anstoß, obwohl dieser mehr als berechtigt wäre. Auch nicht die katholische Kirche! Der Ratzinger-Papst hat zwar in seiner vorherigen Position als Chef der Glaubenskongregation der evangelischen Konfession das Attribut, Kirche zu sein, abgesprochen. Aber ausschlaggebend für diese Qualifizierung waren sicher nicht das Negative an Luther, nicht das Inhumane seiner Taten, Lehren und Reden, sondern vor allem die gravierenden Unterschiede in den Auffassungen der beiden Kirchen bezüglich des Papstamtes, des Bischofs- und Priesteramtes und der Eucharistie. Die tödlichen und todbringenden Verdammungen ganzer Menschengruppen durch Luther was interessiert das die Herren der Kirche, wenn und wo es um das doch 'viel wichtigere ' und über das Heil mitentscheidende Amts- und Eucharistieverständnis der allein seligmachenden Kirche geht, um das Seelenheil und nicht um das Heil des Leibes, den ja auch die katholische Inquisition, nicht bloß Luther, hunderttausendemal um der Rettung der Seele willen in den Abgrund des Todes geschickt hat. Das Interesse an Dogmen und Paragraphen, an der Reinheit der Lehre und des Kirchenrechts, war der Kirche schon immer wichtiger als der konkrete leidende Mensch. Zwar verstand es gerade die römisch-katholische Kirche schon immer, gestenreich und mit großen Gebärden die Menschen zu täuschen und ihnen Güte, Liebe, Versöhnungsbereitschaft vorzuheucheln. Dazu eignete sich diesmal ganz vortrefflich der Auftritt von Papst Benedikt alias Ratzinger im Augustinerkloster zu Erfurt anläßlich seines Deutschlandbesuchs im September 2011. War doch Luther im Juli 1505 in Erfüllung eines bei einem schrecklichen Unwetter abgelegten Gelübdes Augustinermönch in diesem Kloster geworden und hatte er doch ebenda im April 1507 die Priesterweihe erhalten. Die Protestanten waren also erfreut und dankbar ob dieser Geste des Papstes und knüpften daran schon wieder Hoffnunge…