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Der dritte Band der Geschichte der venezianischen Malerei umfasst die Zeit vom Ende des Quattrocento bis etwa 1520. Im Mittelpunkt steht Giorgione, der mit der Inauguration der maniera moderna (Vasari) den Grundstein zur neuzeitlichen venezianischen Malerei gelegt hat. Es gibt kaum einen anderen italienischen Maler, der die kunstgeschichtliche Forschung so entzweit hat wie Giorgione. Die Ursachen dieser Uneinigkeit beruhen auf einer dürftigen Quellenlage sowie auf dem Umstand, dass nur wenige Werke des Künstlers als gesichert gelten. Über den opulenten, äußerst diskrepanten Forschungsstand kritisch zu referieren, Thesen zu bestätigen oder zu korrigieren und bisweilen zu eigenständigen neuen Ergebnissen zu gelangen, ist eine Zielsetzung vorliegender Arbeit. Hinzu kommt das in der Fachliteratur häufig vernachlässigte Bestreben, die Gemälde unter dem Aspekt von Form, Farbe sowie Ikonographie in den komparatistischen Kontext eingebunden genau zu analysieren. Keiner von Giorgiones künstlerischen Zeitgenossen vermochte sich dessen Einfluss zu entziehen; zu Recht spricht man vom Phänomen des Giorgionismo. Im Vordergrund steht hier der junge Tizian, dessen frühe Schaffensperiode noch ganz im Zeichen enger Abhängigkeit von Giorgione steht, zugleich aber bereits erste Anzeichen erfolgreicher Emanzipationsbestrebungen zeigt. In einem Exkurs zum Giorgionismo wird Sebastiano neben Tizian als creato (Geschöpf) des Meisters aus Castelfranco bezeichnet, zu Recht, wenn man bedenkt, dass die beiden jugendlichen Künstler mehrfach zur Vollendung von Werken Giorgiones beigetragen haben.
Autorentext
Em. Univ.-Prof. Günter Brucher war Leiter der Abteilung für Österreichische Kunstgeschichte an der Universität Graz und Ordinarius am Institut für Kunstgeschichte der Universität Salzburg. Er ist Träger des Wilhelm-Hartel-Preises der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012, der er seit 2000 als Korrespondierendes Mitglied angehört.
Klappentext
Der dritte Band der "Geschichte der venezianischen Malerei" umfasst die Zeit vom Ende des Quattrocento bis etwa 1520. Im Mittelpunkt steht Giorgione, der mit der Inauguration der "maniera moderna" (Vasari) den Grundstein zur neuzeitlichen venezianischen Malerei gelegt hat. Es gibt kaum einen anderen italienischen Maler, der die kunstgeschichtliche Forschung so entzweit hat wie Giorgione. Die Ursachen dieser Uneinigkeit beruhen auf einer dürftigen Quellenlage sowie auf dem Umstand, dass nur wenige Werke des Künstlers als gesichert gelten. Über den opulenten, äußerst diskrepanten Forschungsstand kritisch zu referieren, Thesen zu bestätigen oder zu korrigieren und bisweilen zu eigenständigen neuen Ergebnissen zu gelangen, ist eine Zielsetzung vorliegender Arbeit. Hinzu kommt das in der Fachliteratur häufig vernachlässigte Bestreben, die Gemälde unter dem Aspekt von Form, Farbe sowie Ikonographie - in den komparatistischen Kontext eingebunden - genau zu analysieren. Keiner von Giorgiones künstlerischen Zeitgenossen vermochte sich dessen Einfluss zu entziehen; zu Recht spricht man vom Phänomen des "Giorgionismo". Im Vordergrund steht hier der junge Tizian, dessen frühe Schaffensperiode noch ganz im Zeichen enger Abhängigkeit von Giorgione steht, zugleich aber bereits erste Anzeichen erfolgreicher Emanzipationsbestrebungen zeigt. In einem Exkurs zum "Giorgionismo" wird Sebastiano - neben Tizian - als "creato" (Geschöpf) des Meisters aus Castelfranco bezeichnet, zu Recht, wenn man bedenkt, dass die beiden jugendlichen Künstler mehrfach zur Vollendung von Werken Giorgiones beigetragen haben.
Inhalt
Zur Geschichte Venedigs von der Liga von Cambrai bis zur Schlacht bei Lepanto Giorgione Biografie, kulturelle Voraussetzungen, Quellenlage und Bemerkungen zur Giorgione-Forschung Probleme der frühen Schaffensperiode Die venezianische Frühphase Die mittlere Schaffensphase Mythos und Rätsel La Tempesta ("Das Gewitter", Venedig, Accademia) Die drei Philosophen (Wien, Kunsthistorisches Museum) Das Spätwerk Le Concert champêtre (Ländliches Konzert) Umstrittene und rehabilitierte Zuschreibungen an Giorgione Das Urteil Salomons in Kingston Lacy/Dorset (Bankes Collection) Das Altarbild Der hl. Johannes Chrysostomos und Heilige (Venedig, San Giovanni Crisostomo) Christus und die Ehebrecherin (L'adultera) Madonna mit Kind und den hll. Antonius von Padua und Rochus (Madrid, Prado) "I due creati di Giorgione": Tizian und Sebastiano Luciani (später "del Piombo" gen.) Zu Tizians Frühwerk Giorgioneske Einflüsse in Tizians früher Schaffensperiode - Nähe und Emanzipation Exkurs: Bemerkungen zum "Giorgionismo" Anmerkungen Literatur Bildnachweis