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Der Band fasst die Beiträge von zwei Tagungen zu mittelalterlichem und neuzeitlichem Glas zusammen. Er deckt die Themenbereiche Glashütten und -werkstätten, Technik der Glasherstellung, frühmittelalterliches Glas sowie mittelalterliches / frühneuzeitliches Hohlglas und Flachglas ab und zeichnet den Forschungsstand in Baden-Württemberg im Vergleich mit anderen Regionen nach. Das Glaswerk bietet für alle an mittelalterlichem Glas Interessierten ein facettenreiches Bild zu diesem faszinierenden Werkstoff.
Durch die intensive Tätigkeit der archäologischen Denkmalpflege hat sich nicht nur die Anzahl der Glasfunde aus südwestdeutschen Städten wie Esslingen, Freiburg, Konstanz und Ulm stark erhöht, auch die Prospektion in den Glashütten des Schwarzwaldes und anderen Herstellungsgebieten wurde vorangetrieben. Dadurch liegt in Baden-Württemberg ein Quellenmaterial vor, das deutschlandweit wenig Vergleichbares kennt.
Die wissenschaftliche Auswertung dieser Komplexe schritt leider nicht in gleichem Maße voran, so dass die Glasforschung trotz einzelner Ansätze in den letzten 20 Jahren zwar nicht stagnierte, aber im Verhältnis zu den Möglichkeiten doch nur in geringem Maße Fortschritte erzielte.
Erst zwei aus verschiedenen Wurzeln entstandene Tagungen führten zu einer Wiederbelebung der Forschung. Vom 22.24. Mai 2014 fand die 15. Tagung des 1997 gegründeten Arbeitskreises zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks zum Thema Glas Rohstoff, Verarbeitung, Handel und Nutzung in Konstanz statt. Sie diente auch der inhaltlichen Schärfung einer großen Ausstellung, die unter dem Titel GlasKlar. Archäologie eines kostbaren Werkstoffes vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart konzipiert und im Jahr 2015 in Konstanz realisiert wurde.
Die zweite Veranstaltung entstammte der Reihe der Internationalen Symposien zur Erforschung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Glashütten Europas. Die Veranstaltungsorte liegen dabei durchweg in klassischen Produktionsregionen. Das sechste Symposion vom 6.8. Mai 2016 fand in Buhlbach, einem Ortsteil der Gemeinde Baiersbronn, statt. Hier befand sich im 18.19. Jahrhundert die größte und bedeutendste Glashütte des Schwarzwaldes. Sie zeichnete sich vor allem durch die Produktion von druckfesten Champagnerflaschen aus, die damals in die ganze Welt exportiert wurden. Noch heute sind Gebäude der Glashütte erhalten und mittlerweile auch museal aufbereitet.
Während in Konstanz der Fokus eher regional ausgerichtet war, wurden in Buhlbach ausgehend von der Geschichte des Tagungsortes Beiträge vom Frühmittelalter bis in das 19. Jahrhundert aus europaweiter Perspektive beigesteuert. Ein großer Teil der Vorträge konnte in Manuskriptform gebracht und im vorliegenden Band publiziert werden. Sie werden ergänzt und bereichert durch Materialvorlagen aus Baden-Württemberg.
Gewidmet ist der Band dem viel zu früh verstorbenen Dr. Peter Steppuhn, einem der renommiertesten Experten für mittelalterliches und frühneuzeitliches Glas und seinen Produktionsstätten.
Autorentext
Dr. Bertram Jenisch, geboren 1962 in Karlsruhe, studierte Vor- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie, Geologie und geschichtliche Landeskunde an den Universitäten Heidelberg, Freiburg i. Br. und Tübingen. 1994 Promotion an der Universität Tübingen zum Thema "Die Entstehung der Stadt Villingen". Seit 1991 in verschiedenen Funktionen beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Seit 2008 Referent für Mittelalterarchäologie im Regierungsbezirk Freiburg, seit der Neuorganisation der Denkmalpflege 2015 Koordinator der Archäologie am Dienstsitz Freiburg und stellvertretender Fachbereichsleiter für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit.
Prof. Dr. Ralph Röber, Promotion 1987, seit 1991 Konservator für Mittelalter und frühe Neuzeit am Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz. Seit 1997 Leiter des internationalen Arbeitskreises zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks, seit 2005 Honorarprofessor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Dr. Jonathan Scheschkewitz, 1973 in Hannover geboren, studierte die Fächer Ur- und Frühgeschichte, mittelalterliche und neuere Geschichte sowie historische Geographie an den Universitäten Bonn, Köln und Kiel. Nach seiner Promotion 2004 an der Universität Kiel war er 2005 bis 2007 am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege beschäftigt. Seit 2007 ist Jonathan Scheschkewitz am Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart tätig und leitet dort als stellvertretender Referatsleiter der operativen Archäologie den Fachbereich Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Frühmittelalterforschung sowie die Stadtarchäologie und hier insbesondere Stadtwerdungsprozesse.
Zusammenfassung
"Die ungewöhnliche Kombination zweier Veranstaltungen mit leicht unterschiedlichern Ausrichtungen hat zu einem facettenreichen Buchprojekt geführt. [...] Den Herausgebern gelang es, ein äußerst lebendiges und anregendes Werk zu verwirklichen, das diebesondere wissenschaftliche Lebendigkeit der Tagungen bewahrt und geeignet ist, der archäologischen wie der historischen Glasforschung dringend benötigte neue lmpulse zu geben."
In: Der Glasfreund, Jg. 27, Nr. 84, S. 11
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