Tiefpreis
CHF34.80
Noch nicht erschienen. Erhältlich ab 15.12.2024
Das Sachbuch bietet einen fesselnden Einblick in die Geschichte und die medizinische Bedeutung des gefürchteten Mutterkorns. Dabei wird der Bogen von frühen medizinischen Schriften Mesopotamiens, Griechenlands und Chinas bis zu den industriellen und akademischen Laboren der pharmazeutischen Forschung des 20. Jahrhunderts gespannt.
Über 1000 Jahre hinweg lösten die hochaktiven Inhaltsstoffe des pflanzenpathogenen Pilzes entsetzliche Massenvergiftungen in Europa aus. Das Buch beleuchtet, wie sich zur ausschließlichen Versorgung der an Ergotismus leidenden Menschen der Antoniterorden formierte und wie Ärzte die Zusammenhänge zwischen dem Mutterkornpilz und der Vergiftung über roggenbasierte Nahrungsmittel aufklärten.
Besonders faszinierend ist die Darstellung, wie es der pharmazeutischen Naturstoffforschung gelang, aus den isolierten Wirkstoffen des Mutterkorns schließlich Medikamente zu entwickeln, die für die Modernisierung der Medizin essenziell wurden. Dieser Teil der Geschichte zeigt, wie aus der Dunkelheit des Mittelalters heraus bedeutende Fortschritte für die menschliche Gesundheit erzielt wurden.
Ein weiterer Höhepunkt des Buches ist die Erörterung, wie aus diesen Arbeiten das LSD hervorging, das für die Aufklärung der chemischen Grundlagen der Psyche und den Beginn der Psychopharmakologie so bedeutsam wurde.
Für alle, die sich für Medizingeschichte, Pharmakologie und die Chemie der Psyche interessieren, ist dieses Buch ein absolutes Muss.
Zudem bietet das Buch einen Einblick in die kulturellen, historischen und medizinischen Aspekte rund um das Mutterkorn und regt zum Nachdenken über die Bedeutung und die potenziellen Anwendungen des Mutterkorns in der modernen Medizin an.
Autorentext
Frank Petersen studierte Biologie in Stuttgart-Hohenheim und Tübingen und ist langjähriger Leiter der Naturstoffforschung des Pharmaunternehmens Novartis AG in Basel. Der international renommierte Wissenschaftler konzentriert sich in der Arzneimittelforschung auf die Entdeckung, Genetik und Herstellung neuartiger Wirkstoffe aus Pilzen, Bakterien und Pflanzen als mögliche neue Therapeutika. Im Rahmen der Umsetzung der Biodiversitätskonvention beriet er unter anderem Arbeitskreise bei der Europäischen Union, dem Schweizer Parlament, der Welthandelsorganisation oder Vereinten Nationen. Einladungen zu Gastprofessuren führten ihn nach Seoul, Korea, und Shanghai, China. Für seine Forschungsbeiträge auf dem Gebiet der mikrobiellen Naturstoffe wurde er mit dem Senior Industrial Science Award 2020 der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft ausgezeichnet. Er ist Mitglied des Fachrats von Schweizer Jugend forscht und Vorsitzender des Beratergremiums des Novartis Pavillon Basel.
Klappentext
Es gibt unzählige Berichte zu Mikroorganismen und ihren besonderen Fähigkeiten. Die Wirkungsgeschichte des Mutterkornpilzes ist vielleicht die ungewöhnlichste unter ihnen. In einem weitgespannten Bogen, der von den frühen medizinischen Schriften Mesopotamiens, Griechenlands und Chinas bis zu den industriellen und akademischen Laboren der pharmazeutischen Forschung des 21. Jahrhunderts reicht, wird die einzigartige Geschichte dieser pflanzenpathogenen Mikrobe erzählt, die mit ihrer Infektion von Gräsern ihren Anfang nahm...
Der Mutterkornpilz befällt bei den Kulturgräsern vor allem den Roggen, in dessen Ähren die Überdauerungsform des Mikroorganismus, das schwarz-violette Mutterkorn, herauswächst. Die darin enthaltenen hochaktiven Substanzen lösten über 1000 Jahre hinweg Massenintoxikationen in Europa aus, in deren Verlauf die betroffenen Menschen unter entsetzlichen Krankheitssymptomen litten. Erst im 17. Jhd. erkannten Ärzte im Mutterkorn das Corpus Delicti für die regelmäßig wiederkehrenden Intoxikationswellen. Die Entwicklung von Medikamenten aus den reinen Mutterkornverbindungen gehört zu den faszinierenden Beiträgen der pharmazeutischen Naturstoff- und Medizinalchemie und war für die Modernisierung der Medizin von großer Bedeutung. Von diesen Forschungsprojekten lässt sich eine gerade Linie zur Synthese des LSD ziehen, dessen zufällig beobachtete psychogene Wirkung die chemischen Grundlagen der Psyche aufdeckte. Im Zusammenspiel mit weiteren zentral aktiven Wirkstoffen eröffneten die LSD-Arbeiten das therapeutische Forschungsgebiet der Psychopharmakologie.
Der Mutterkornpilz steht für legendäre Fortschritte in den pharmazeutischen Wissenschaften und der Humantherapie. Gleichzeitig wurden die Menschen, die sich aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus mit diesem einzigartigen Mikroorganismus wissenschaftlich auseinandersetzten, Teil seiner Kulturgeschichte. Sie hielten durch die Jahrhunderte hindurch ein Räderwerk in Gang, dessen innovative Kraft bis heute wirksam ist.
Der Autor
Frank Petersen studierte Biologie in Stuttgart-Hohenheim und Tübingen und ist langjähriger Leiter der Naturstoffforschung des Pharmaunternehmens Novartis AG in Basel. Der international renommierte Wissenschaftler konzentriert sich in der Arzneimittelforschung auf die Entdeckung, Genetik und Herstellung neuartiger Wirkstoffe aus Pilzen, Bakterien und Pflanzen als mögliche neue Therapeutika.
Inhalt
Eine folgenschwere Ménage-à-trois aus Pilz, Gras und Insekt entwickelt sich.- Der Horror beginnt!.- Die Enträtselung der Brand- und Krampfseuche: Das Dilemma der Mutterkornarznei in der Heilkunde und das Fanal für die Antoniter.- Ein Jurist löst die Natur des Mutterkorns, für die Apotheker bleibt es ein harter Brocken.- Erfolgreiche Fehlschläge und zufällige Durchbrüche verändern die Medizin.- Verflixt die Gleichung geht nicht auf.- Albert Hofmanns Weg zum psychotogenen LSD.- Ein Pas de Deux der Moleküle oder die Entdeckung der Chemie der Psyche.- Dringend gesucht: Neue Wege zu einer stabilen Ergotalkaloidproduktion.- Die letzten Geheimnisse des Roten Keulenkopfs und seiner Inhaltsstoffe werden ans Licht gebracht.- Anmerkungen.