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Hunger - die globale Tragödie
Nicht nur die Weltbevölkerung, auch die Zahl der hungernden Menschen ist in den letzten Jahren angewachsen. Heute hat etwa jeder sechste Mensch auf diesem Planeten nicht genug zu essen, alle fünf Sekunden stirbt ein Kind in der »Dritten Welt« an Unterernährung. Angesichts des Überflusses, der andererseits in vielen Ländern herrscht, und der grassierenden Zivilisationskrankheit »Übergewicht« ist der Handel mit Lebensmitteln und ihre globale Verteilung ein ethisches und ökonomisches Politikum ersten Ranges. Die Autoren skizzieren eine Kultur- und Sozialgeschichte der Ernährung und beleuchten davon ausgehend die sozioökonomischen und politischen Hintergründe des krassen Ungleichgewichts von Verschwendung und Hunger in der Welt. Sie analysieren den Welthandel und werfen einen Blick auf die globale Lebensmittelmanipulation großer Konzerne und deren Folgen. Darüber hinaus zeigen sie, wie nachhaltige Landwirtschaft und ein nachhaltiger Welthandel aussehen müssten. Die Beiträge liefern damit eine breite theoretische Grundlage zu der drängenden Frage, wie man die Welt ernähren kann.
Autorentext
Peter Cornelius Mayer-Tasch ist Professor für Politikwissenschaft und Rechtstheorie an der Universität München, Rektor der Hochschule für Politik München (2002 bis 2010) sowie Gründer und (mit Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald und PD Dr. Franz Kohout) Leiter der Forschungsstelle für Politische Ökologie. Bei Campus hat er herausgegeben »Meer ohne Fische. Profit und Welternährung« (2007) und »Welt ohne Wasser. Geschichte und Zukunft eines knappen Guts« (2009).
Klappentext
Nicht nur die Weltbevölkerung, auch die Zahl der hungernden Menschen ist in den letzten Jahren angewachsen. Heute hat etwa jeder sechste Mensch auf diesem Planeten nicht genug zu essen, alle fünf Sekunden stirbt ein Kind in der »Dritten Welt« an Unterernährung. Angesichts des Überflusses, der andererseits in vielen Ländern herrscht, und der grassierenden Zivilisationskrankheit »Übergewicht« ist der Handel mit Lebensmitteln und ihre globale Verteilung ein ethisches und ökonomisches Politikum ersten Ranges. Die Autoren skizzieren eine Kultur- und Sozialgeschichte der Ernährung und beleuchten davon ausgehend die sozioökonomischen und politischen Hintergründe des krassen Ungleichgewichts von Verschwendung und Hunger in der Welt. Sie analysieren den Welthandel und werfen einen Blick auf die globale Lebensmittelmanipulation großer Konzerne und deren Folgen. Darüber hinaus zeigen sie, wie nachhaltige Landwirtschaft und ein nachhaltiger Welthandel aussehen müssten. Die Beiträge liefern damit eine breite theoretische Grundlage zu der drängenden Frage, wie man die Welt ernähren kann.
Leseprobe
Russland brannte. Zwischen Juli und August 2010 ließ der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit bis zu 44 Grad Celsius über das Land verteilt unvorstellbare Flächen mit Wäldern und Torf in Flammen aufgehen. Zeitweise loderten auf einer Fläche von rund 189.000 Hektar über 700 Feuer. Der russische Präsident Dmitri Medwedew rief für sieben russische Regionen den Notstand aus. Die Brände bedrohten unter anderem die Hauptstadt Moskau, deren Bevölkerung unter dem Rauch litt, sowie mehrere Nuklearanlagen und radioaktiv verstrahlte Gebiete. Mehr als 200.000 Einsatzkräfte kämpften gegen die Flammen, darunter tausende Soldaten. Das Feuer hatte jedoch nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Menschen in Russland, sondern indirekt auch auf die Hungernden der ganzen Welt. Im Flammenmeer gingen enorme Getreidefelder unter. Darüber hinaus sorgte die Hitze für schlechte Ernten. Zehn Millionen Hektar Anbauland wurden unbrauchbar so viel Agrarland existiert in Deutschland insgesamt. Einige Bauern mussten ihr Vieh notschlachten, weil ihnen das Futter ausging. Es setzte wegen der Verknappung der Menge ein rapider Preisanstieg für Getreide ein, der von Spekulanten weiter beschleunigt wurde. Den stärksten Auftrieb besorgte allerdings die russische Regierung selbst. Ministerpräsident Wladimir Putin verhängte einen Exportstopp für Getreide. Nach den Ernteausfällen wegen der langen Dürre und den vielen Flächenbränden sollte so die nationale Versorgung sichergestellt werden. Die jährliche Getreideernte in Russland betrug in den letzten Jahren 97 Millionen Tonnen; das Land war der drittgrößte Getreideexporteur der Welt. Die Russen benötigen zur Selbstversorgung rund 78 Millionen Tonnen. Die Prognosen, die der Regierung bei ihrer Entscheidung für den Exportstopp dienten, gingen von einer Ernte von nur 60 Millionen Tonnen im Jahr 2010 aus. Damit erlitten die russischen Bemühungen, sich als beständige Größe im internationalen Nahrungsmittelgeschäft zu etablieren, einen herben Rückschlag. In vergangenen Zeiten war der Export von Getreide für Russland so wichtig wie der von Öl. Durch immense staatliche Investitionen sollte die Landwirtschaft neuer tragender Untergrund der wirtschaftlichen Bedeutung Russlands in der Welt werden. Heute muss ein rigides Verbot die Selbstversorgung sicherstellen. Später wurden Vermutungen laut, Russland müsse in den Jahren 2010 und 2011 bis zu fünf Millionen Tonnen Getreide importieren. Auch in Deutschland waren die Ernten im Sommer 2010 schlecht. Durch den heißen Juli, gefolgt vom nassen August, brachten die Felder etwa zwölf Prozent weniger ein als 2009. Die Ernte betrug insgesamt rund 43,9 Millionen Tonnen an Weizen, Mais, Roggen und Gerste. Der Weizen kostete auf dem deutschen Markt im August 2010 181 Euro pro Tonne. Im März des selben Jahres waren es durchschnittlich nur 107 Euro pro Tonne. Der Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet damit, dass sich der Preis mittelfristig bei 200 Euro pro Tonne einpendeln wird. Das Beispiel Russland zeigt, dass Nahrungsmittel bei Produktion und Verkauf ein sehr anfälliges und schwer kalkulierbares Gut sind. Grundsätzlich sind Lebensmittel heute ein normales Wirtschaftsgut, das überall auf der Welt privatwirtschaftlich produziert und weltweit gehandelt wird. Der Preis für dieses Gut entsteht so die Theorie wie der anderer Güter auf dem Markt, wo Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Selbst dieser fiktive Preis wäre für viele Hungernde auf der Welt nicht erschwinglich. Es bedürfte auch in der Theorie humanitärer Hilfe. Davon abgesehen ist der Nahrungsmittelmarkt weit entfernt von der Normalität. Er wird verzerrt von schwer nachvollziehbaren Regeln des Welthandels, von staatlichen Subventionen für die Agrarwirtschaft und von den Finanzgeschäften internationaler Spekulanten. Diese Einflüsse, die teilweise auf politischen Entscheidungen beruhen und größtenteils durch solche gehemmt werden könnten, haben großen Anteil an den Ursachen des Hungers in der Welt. Doch lässt man diese Verzerrungen des Marktes für Grundnahrungsmittel noch einmal einen Moment außer Acht, muss man dennoch konstatieren, dass die Preise in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich steigen werden. Denn zwischen dem Angebot an und der Nachfrage nach Nahrungsmitteln gibt es eine größer werdende Lücke. Die Nachfrage steigt, weil die Bevölkerung wächst. Die Vereinten Nationen erwarten für 2050 eine Weltbevölkerung von 9,2 Milliarden Menschen. Viele Menschen ändern im Verlauf ihres wirtschaftlichen Aufstiegs ihre Essgewohnheiten. Sie wollen mehr Fleisch, mehr und besseres Gemüse und exotischere Speisen. Das Angebot wiederum schrumpft, da immer weniger Flächen für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen, weil sie Städten oder Wüsten zum Opfer fallen, der Klimawandel die landwirtschaftlichen Gewohnheiten durcheinander bringt und mehr Nahrungsmittel zu Treibstoff verarbeitet anstatt zur Grundernährung genutzt werden. Wenn also Grundnahrungsmittel auch zukünftig ein freies Wirtschaftsgut bleiben, so werden ihre Preise auch dann steigen, wenn bei den beschriebenen Einflüssen Abhilfe geschaffen wird.
Inhalt
Inhalt Der Hunger der Welt Ein Vorwort 7 Ku…