Vor Kurzem ist Ihr neuester Thriller «KRYO – Die Verheissung» erschienen. Worum geht es in dem Buch?
In erster Linie geht es um eine Mutter, die ihren verschwundenen Sohn sucht. Um Michael zu finden, muss sich Julia jedoch ihrer Vergangenheit stellen und ihre Ängste überwinden. Die Suche führt sie in eine Welt, in der Menschen vor nichts zurückschrecken, um länger und besser zu leben.
Es ist der Auftakt einer Trilogie. Warum haben Sie zum Erzählen dieser Geschichte die Form einer mehrteiligen Reihe gewählt?
Als Michael verschwand, arbeitete er an einer Reportage über das ewige Leben. Je mehr ich recherchierte, desto mehr faszinierte mich dieses Thema. Mir war klar, dass ich in einem einzigen Buch nicht genügend in die Tiefe gehen konnte. Auch Julias Geschichte brauchte mehr Platz, sie führt bis nach Russland. Eine Trilogie gibt mir die Möglichkeit, in jedem Band einen Schwerpunkt zu setzen. Die Bände sind in sich abgeschlossen, den übergeordneten Fall kläre ich jedoch erst am Schluss vollständig auf.
Ihre «KRYO»-Reihe dreht sich um die Optimierung von Menschen. Warum haben Sie sich gerade für dieses Thema entschieden? Was fasziniert Sie daran?
Es ist ein Thema, das sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus psychologischer und ethischer Sicht höchst spannend ist. Es gibt zum Beispiel Menschen, die nach ihrem Tod eingefroren werden möchten, damit sie später, wenn der Fortschritt es erlaubt, wiederbelebt und rejuveniert werden können. Warum? Aus Angst vor dem Tod? Aus Neugier? Und was, wenn sich das Verfahren bewährt und die Bevölkerung immer weiter wächst? Auf diese Fragen habe ich Antworten gesucht. Manche habe ich gefunden, andere nicht.
Gibt es eine «Optimierungsmöglichkeit», in die Sie selbst gerne investieren würden, sofern Wissenschaft und Technik so weit sind?
Gegen das Ablaufdatum unseres Körpers habe ich nichts, aber ich würde gerne schmerzfrei altern. Ich investiere in diese Möglichkeit, indem ich mich gesund ernähre und viel bewege. Doch ich fürchte, das wird nicht reichen.
Was hat Sie dazu bewogen, Ihren ersten Krimi zu schreiben?
Ich war als Journalistin für ein Hilfswerk tätig und habe festgestellt, dass ich für die Themen, die mir am Herzen liegen, mehr Platz brauche. Da sich Krimis mit menschlichen Abgründen befassen, erschien mir die Form passend.
In erster Linie sind Sie für Ihre Kriminalromane bekannt. Sie schreiben aber auch Jugendbücher und haben 2022 unter dem Namen Julia Parin Ihren ersten Liebesroman veröffentlicht. Wie kam es, dass Sie ein Buch in diesem Genre geschrieben haben?
Während der Coronazeit habe ich die Ruhe und die Schönheit meines Schrebergartens so genossen, dass ich mir nicht vorstellen konnte, über Verbrechen zu schreiben. Es war einfach zu friedlich!
Warum haben Sie sich für die Publikation unter einem Pseudonym entschieden?
Wer meinen Namen auf einem Buch liest, erwartet einen Krimi. Handelt es sich dann um einen Liebesroman, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Und wer umgekehrt keine Krimis mag, liest kein Buch von mir, egal, ob das Cover mit Blümchen verziert ist oder nicht.
Ist es schwieriger, einen guten Thriller für Erwachsene oder für Jugendliche zu schreiben?
Ich finde es viel schwieriger, für Jugendliche zu schreiben. Als Autorin bin ich eingeschränkter, was Themenwahl und Stilmittel betrifft. Ausserdem sind Jugendliche gnadenlos. Fesselt das Buch nicht vom ersten Satz an, legen sie es weg.
Was möchten Sie Ihren Leser*innen mit Ihren Büchern mitgeben?
Gute Unterhaltung und eine breite Palette an Gefühlen. Wer ein Buch aufschlägt, bricht zu einem Abenteuer auf. Ich versuche, ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. Lesen ist aber auch eine Möglichkeit, neue Welten zu erkunden und fremde Ansichten zu ergründen. Deshalb lege ich grossen Wert auf gute Recherche, spannende Schauplätze und stimmige Figuren.
Mit welchem Autor oder welcher Autorin würden Sie gerne einen Kaffee trinken und worüber würden Sie sich unterhalten?
Mit Julie Campbell, der Erfinderin der Detektivin Trixie Belden. Die Bücher haben mich als Kind gefesselt, ich habe alle 39 Bände gelesen. Ich wüsste gern, welche Gedanken sich Campbell zu Trixie Belden gemacht hat. Sah sie in ihr ein Vorbild? Eine Rebellin? Und warum hat sie nach sechs Bänden aufgehört und Ghostwriter weiterschreiben lassen?
Geboren sind Sie in Zürich, aufgewachsen in New York. Was hat Ihre Kindheit in den USA Sie gelehrt?
New York ist nicht die USA, deshalb ist meine Erfahrung nicht vergleichbar mit der Erfahrung, die ich in anderen Landesteilen gemacht hätte. New York ist ein Schmelztiegel. Für mich war Chanukka so selbstverständlich wie Weihnachten, dunkle Haut so normal wie helle. Ich denke, ich wäre weniger offen, wenn ich nicht von klein auf von so vielen unterschiedlichen Menschen umgeben gewesen wäre.
Welches Buch haben Sie als Kind geliebt?
Ein Buch, das ich immer und immer wieder las, ist «Die Schweizer Familie Robinson». Die Vorstellung, auf einer einsamen Insel zu stranden, hat mich fasziniert, mir gleichzeitig aber auch Angst eingejagt. Ich habe sogar versucht, mein eigenes Baumhaus zu bauen, bin aber kläglich gescheitert.
Was steht als Nächstes an, worauf Sie sich ganz besonders freuen?
Im Moment lebe ich ganz in der «KRYO»-Trilogie. Im Frühling 24 erscheint der zweite Band, im Herbst 24 der dritte. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, mich danach von Julia, Michael, Pawel und Vita zu verabschieden. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen, ich werde, zumindest gedanklich, noch viel Zeit mit ihnen verbringen.