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Universität, Religionen, Kirchen stehen ungebrochen und immer wieder aktuell im Dialog. Dessen Inhalte verändern sich, doch bleibt als historische Leistung bewusst, dass ohne ihn die Universität, die in Europa auf eine mehr als 800-jährige Geschichte zurückblickt, nicht entstanden, nicht einmal möglich gewesen wäre. Religion und Kirche gewährten jahrhundertlang den kulturellen und materiellen Rahmen, in dem Gelehrten Musse und Lohn zuteilwurde, Universität und Wissenschaft sich entfalten konnten. Man denke nur daran, dass Doktor Luther und seine Reformation zunächst nur ein Ereignis der Universitätsgeschichte waren, bevor sie kirchen- und welthistorisch bedeutsam wurden. Das Buch versucht verschiedene, mitunter kritische Beziehungs- und Dialogfelder von den Anfängen der Universität um 1200 über alle Epochengrenzen hinweg bis heute aufzudecken und dem stets akuten Spannungsfeld zwischen Glauben und Wissen eine historische Dimension zu geben. Dies geschieht exemplarisch in dreifacher Perspektive: Die erste ist der «alten» Dichotomie von Papsttum und Universität gewidmet, gefolgt sodann von Studien zu institutionellen und personellen Verflechtungen zwischen den Kirchen und den Universitäten, um schliesslich zum Dritten die Universitäten mit Einflüssen aus Religion und Theologien zu konfrontierten. Im Zentrum steht zwar die Mehrheitsreligion der christlichen Konfessionen; grundsätzlich sind jedoch auch andere Religionen beteiligt, wie dies im Buch durch einen Blick auf jüdisches Gelehrten- und Studententum unterstrichen wird. Aus dem Inhalt: Rainer C. Schwinges, Universität, Religion und Kirchen, eine Einführung Teil I: Päpste und Universität Jürgen Miethke, Papsttum und Universitäten. Förderung, Lenkungsversuche und Indienstnahme (mit besonderer Rücksicht auf Paris) Rainald Becker, Päpstliche Kaderschmiede? Die römische Jesuitenuniversität Gregoriana Entstehung, Bedeutung und Wirkung Urs Altermatt, Die Gründung der katholischen Staatsuniversität Freiburg in der Schweiz 1889 Kerstin Hitzbleck, Scientia litterarum. Gelehrte Kleriker auf dem kurialen Pfründenmarkt zu Beginn des 14. Jahrhunderts Teil II: Kirche und Universität Heribert Müller, Universitäten und Gelehrte auf den Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449) Daniel Gotzen, «Item zu erlangen eyn collegiatur ist swere». Der Konflikt zwischen magistri regentes und freien Magistern am Beispiel der Kölner und Leipziger Universitätsreformen des frühen 16. Jahrhunderts Beat Immenhauser, Klerikale Bildungstraditionen im Wandel? Zum Universitätsbesuch der Pfarrgeistlichkeit im 16. Jahrhundert am Beispiel Berns Simone Haeberli, Vom Judenpriester zum Judendoktor. Zur veränderten Wahrnehmung des Rabbi durch die Entwicklung der Universitäten Daniel Dossenbach, Heilzauber in der voruniversitären Klostermedizin Meta Niederkorn-Bruck, Prudentia/Discretio und Norm Sind Studium und Ordensleben vereinbar? (Eine Diskussion zur Melker Reform) Peter Hersche, Die Marginalisierung der Universität im katholischen Europa des Barockzeitalters. Das Beispiel Italien Ulrich von Hehl, Universität und Konfession im 19./20. Jahrhundert Teil III: Theologie und Universität Klaus Schreiner, Konfessionsgebundene Wissenschaft. Konfessionseide an Hohen Schulen der Frühen Neuzeit Ulman Weiß, Katholische und evangelische Theologie an der älteren Erfurter Universität zwischen Reformation und Aufklärung Joseph S. Freedman, Religious Confession and Philosophy as Taught at Central European Academic Institutions During the Late 16th and Early 17th Centuries Notker Hammerstein, Theologie, Universitäten und Aufklärung in europäischer Perspektive Marian Füssel, Zwischen Beten und Fluchen. Zur Religiosität der Studenten in der Frühen Neuzeit Harald Lönnecker, «Demut und Stolz Glaube und Kampfessinn». Die konfessionell gebundenen Studentenverbindungen protestantische, katholische, jüdische Hans-Martin Kirn, Von der Theologie zu den Religious Studies? Überlegungen zu Glaube und Religion im Wandel universitärer Bildung Walter Höflechner, Universität, Religion und Kirchen. Zusammenfassung
Auteur
Der Herausgeber: Prof. Dr. phil. Rainer Christoph Schwinges, geb. 1943 in Paderborn, studierte Geschichte, Soziologie, Philosophie und Psychologie an den Universitäten Köln, Münster und Gießen. Nach seiner Habilitation hatte er Dozenturen an den Universitäten Osnabrück, Bielefeld und Gießen. Von 1989 bis 2008 war er Professor für Allgemeine Geschichte des Mittelalters an der Universität Bern. Seit 2008 ist er emeritiert. Seine Forschungsschwerpunkte sind Sozial- und Verfassungsgeschichte, Ideen- und Kulturgeschichte des hohen und späten Mittelalters, Kreuzzugsgeschichte, Stadt- und Migrationsgeschichte, Historische Geographie und Universitäts-, Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit.
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