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Etwa 30 französische Städte unterhielten im Kalten Krieg gleichzeitig eine Städtepartnerschaft mit einer westdeutschen und einer ostdeutschen Stadt: Dreieckskonstellationen, die meist nach einem Kommunalwahlsieg der Französischen Kommunistischen Partei entstanden. Die neue Mehrheit schloss, oft in Ergänzung zur bestehenden Partnerschaft mit einer Stadt in der Bundesrepublik, eine weitere mit einer DDR-Kommune. Zwangsläufig führte diese für den westdeutschen Partner unfreiwillige Ménage-à-trois zu Spannungen, Konflikten und Missverständnissen.
Anhand der Fallbeispiele Rendsburg Vierzon Bitterfeld, Wangen Châtillon Merseburg, Velten Grand-Couronne Seelze und Dortmund Amiens Görlitz untersucht Jürgen Dierkes erstmalig systematisch und empirisch gesättigt solche Dreieckskonstellationen auf kommunaler Ebene: Die verschiedenen Phasen des Ost-West-Konflikts und die gelebte Systemkonkurrenz schlugen sich städtepartnerschaftlich nieder und prägten die Auseinandersetzungen unter den Akteuren, besonders zwischen den Bürgermeistern. Zugleich finden sich Indizien, dass das internationale Handeln der Kommunen seinerseits Entscheidungen der hohen Politik beeinflusste.
Auteur
Jürgen Dierkes studierte Romanistik, Europawissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kassel und der Université Montpellier III Paul Valéry. 2021 promovierte er in Neuerer Geschichte an der Universität des Saarlandes und in Études germaniques an der Sorbonne Université. Seit 2018 ist Dierkes geschäftsführender Gesellschafter von Profis Seminare für Betriebsräte GbR in Detmold.